„Wenn Papa abends von der Arbeit heimkommt, ist das in den meisten Familien ein ganz besonderer Moment. Sobald das Klimpern des Schlüssels an der Tür zu hören ist, rennen die Kids schon freudestrahlend los – um ihrem geliebten Daddy mit einem euphorischen: „Papaaaa!“ in die Arme zu springen. Bei uns kommt das allerdings selten vor. Besser gesagt: Nie. Mein Mann und ich leben unter der Woche getrennt. Wir führen eine Fernbeziehung mit Kind. Und das ist alles andere als leicht…
Ein tolles Jobangebot mit Folgen für unsere kleine Familie
Vor ziemlich genau einem Jahr bekam mein Mann ein tolles Jobangebot – leider in der falschen Stadt. Unser Sohn war damals sechs Monate alt. Normalerweise hätten wir keine Sekunde darüber nachgedacht. Doch in seinem alten Job war er schon längere Zeit unglücklich, hatte sich zwei Jahre lang erfolglos bei anderen Firmen beworben. Finanziell und inhaltlich trat er auf der Stelle, sah dort keine Zukunft. Ganz klar: Das Ganze war eine einmalige Chance.
Unser Plan: Wir wollten die Probezeit abwarten und dann schauen, wie es weitergeht. Da ich damals noch in Elternzeit war, hatte ich vor, mit unserem Sohn zu pendeln. Wir wollten so viel Zeit wie möglich bei Papa verbringen. Auf diese Weise würden wir seinen Traumjob und die Familie unter einen Hut bekommen.
Die Realität: Papa in der einen, Mama mit Baby in der anderen Stadt
Doch leider kam alles anders. Unser Kleiner mit den ständigen Ortswechseln nicht gut klar. Er schlief schlecht und war unausgeglichen. Außerdem war die Wohnung, die wir dort zur Untermiete genommen hatten, viel zu klein und zu hellhörig. Schweren Herzens beschlossen wir: Mein Mann nimmt sich ein kleines Zimmer und kommt an den Wochenenden immer nach Hause. Dann also erst mal: Fernbeziehung mit Kind…
Nach einem halben Jahr war die Probezeit vorbei. Es lief so gut für meinen Mann, dass sein neuer Chef ihm eine Beförderung in Aussicht stellte. Es folgten Verhandlungen. Wieder warteten wir, sagten uns: Wenn er befördert wird, dann ziehen wir alle in die neue Stadt. Der Entschluss fiel uns nicht leicht: Mein Mann ist hier geboren, ich lebe seit zehn Jahren hier. Wir haben hier Familie und Freunde. Außerdem hatte ich während meiner Elternzeit andere Mamas kennengelernt. Und jede Mama weiß: Mama-Freundinnen sind so viel wert!
Fernbeziehung mit Kind: Ich fühle mich oft allein
Wir suchen nun schon seit einigen Wochen eine Wohnung in der anderen Stadt. Leider haben wir bisher noch nicht die passende Immobilie gefunden (bzw. nicht bekommen). Seit ziemlich genau einem Jahr wuppe ich den Alltag mit Kind alleine. Es ist machbar, klar. Man arrangiert sich mit allem. Alleinerziehende wissen, wovon ich rede. Ihre Situation ist ja noch tougher. An alle Power-Mamas, die das Leben mit Kind(ern) komplett alleine stemmen: Hut ab, wirklich!
Was mich persönlich am meisten belastet: Dass ich in Notsituationen auf mich alleine gestellt bin. Beispielsweise, wenn der Kleine nachts plötzlich Fieber hat oder sich verletzt. Fahre ich zum Arzt oder nicht? Natürlich kann ich meinen Mann anrufen. Doch nur ich kann in dem Moment ja wirklich beurteilen, wie es dem Kleinen geht. Wenn ich die Lage falsch einschätze, trage ich alleine die Schuld. Aber auch mein Mann leidet. Er vermisst uns sehr und es macht ihm zu schaffen, dass er oft nicht für uns da sein kann.
Die Paar-Zeit kommt zu kurz. Und alles andere auch
Dazu kommt, dass wir durch die Fernbeziehung mit Kind nur wenig Zeit als Paar haben. Mein Mann kommt am späten Freitagabend nach Hause und fährt Montag früh wieder. Da er auch noch einen Sohn aus erster Ehe hat, der jedes zweite Wochenende bei uns ist, müssen wir Samstag und Sonntag alles unter einen Hut bekommen: Zeit als Paar. Papa-Sohn-Zeit. Zeit als (Patchwork-)Familie. Zeit mit Freunden. Zeit für uns selbst.
Ich zum Beispiel wünsche mir am Wochenende Entlastung, die ich unter der Woche nicht bekomme. Meine Familie lebt weit weg, ich habe also niemanden, der mir mit meinem Sohn unter die Arme greift. Auch mein Mann hätte Entspannung am Wochenende bitter nötig, sein Job macht ihm viel Freude, ist aber auch extrem fordernd. So viele Bedürfnisse, so wenig Zeit. Einer (oder besser: alle) kommen gefühlt immer zu kurz.
Fernbeziehung mit Kind? Das muss endlich ein Ende haben
Bis wir eine Wohnung gefunden haben, versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen. Jeden Morgen und jeden Abend skypen wir, so dass mein Mann und mein Sohn sich sehen. Außerdem macht er so oft wie möglich Homeoffice.
In den ersten Monaten hat unser Kleiner das Ganze noch gar nicht so richtig begriffen. Doch inzwischen fehlt ihm sein Papa, das merke ich ganz deutlich. Wenn es klingelt oder Schritte im Hausflur zu hören sind, rennt er mit einem freudigen „Papa“ zur Tür. Und ist enttäuscht, wenn niemand kommt. Es tut mir jedes Mal weh, das zu sehen. Ich hoffe so sehr, dass sich das bald ändert – und er seinem Papa nach der Arbeit auch endlich glücklich in die Arme laufen kann.“
Das liest kein einziger Mann! Die steigen schon bei den ersten beiden Sätzen aus, Sorry! Wäre ich auch fast und ich bin auch alleinerziehend. Ich hasse den Vater aber nicht. Ich mag ihn und bin eher erleichtert und zufrieden. Alles, was du schreibst ist ein einziger Hilfeschrei! Du brauchst Unterstützung und einige Stunden Ruhe, zum schlafen, schwimmen gehen ohne Kinder, einkaufen ohne Zeitdruck! Hol dir die Hilfe von deiner Krankenkasse und der Caritas o. ä. Verbänden.
Dann kannst du dich auch für deine Kinder freuen, dass sie Spaß mit ihrem Wochenend-Vater haben. Es ist ihr Papa, soll er jetzt mit ihnen schimpfen und ihnen Dinge verbieten, nur damit du dich verstanden fühlst? Lass deine Kinder die wenige Zeit mit ihrem Vater genießen, ohne ihn schlecht zu machen.
Du bist völlig fertig und darfst das auch sein, aber sorge auch für deinen
Seelenfrieden!