Die Anzahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich verdoppelt. Laut Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind 20% der Grundschulkinder zwischen sechs und zehn Jahren Nichtschwimmer. Weitere 23% der Kinder sind unsichere Schwimmer. Damit hängt eine andere grauenvolle Zahl sehr eng zusammen: Im Jahr 2022 verloren 20 Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren ihr Leben durch Ertrinken.
Eine, die diesen Zahlen den Kampf angesagt hat, ist Franziska van Almsick.
Sie gehörte zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen Deutschlands und gewann zahlreiche Medaillen bei internationalen Wettkämpfen, darunter Olympische Spiele und Weltmeisterschaften. Seit vielen Jahren hat sie mit ihrer Franziska van Almsick Stiftung das Ziel, dass jedes Kind in Deutschland Schwimmen lernen soll. Dafür setzt sich die Stiftung für Schwimmunterricht an den Grundschulen ein.
Für Franziska van Almsick steht fest, dass es ein Grundrecht für jedes Kind geben sollte, Schwimmen zu lernen, denn im schlimmsten Fall entscheidet diese Fähigkeit über Leben und Tod. „Echte Mamas“ hat die engagierte Sportlerin im Rahmen eines Kick-Off Events für die „Schauma Family Days” der Familienmarke „Schauma“ getroffen.
Im Interview klären wir, wie wichtig Schwimmabzeichen sind, wie Eltern ihre Kinder motivieren können und warum wir alle mal im Pyjama ins Wasser gehen sollten.
Echte Mamas: Warum können immer weniger Kinder sicher schwimmen?
Franziska van Almsick: Die meisten Eltern möchten, dass ihre Kinder Schwimmen lernen, wenn sie sich einmal mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Doch viele können sich die Kurse nicht leisten, Privatlehrer muss man erstmal bezahlen können, Schwimmkurse sind sehr teuer. Außerdem ist es nicht so leicht, überhaupt eine Wasserfläche zu finden. Man kann nicht einfach mit seinem Kind ins Schwimmbad gehen und es zum Schwimmkurs anmelden. Es ist schwierig, einen Platz zu bekommen. Und ich muss noch etwas sagen: Schwimmen heißt wirklich auch Bahnen ziehen, sich Zeit nehmen, es zu lernen und das geht eben nicht in Spaßbädern, wo in einem Pool 200 Leute sind und alle die Arme heben und Ball spielen. Das ist nicht Schwimmenlernen.
Echte Mamas: Ab wann sollten Kinder das Schwimmen lernen und was ist dabei wichtig?
Franziska van Almsick: Kinder können schon ab fünf, sechs Jahren Schwimmenlernen. Eigentlich geht es in der ersten Klasse los. An vielen Grundschulen in Deutschland gibt es aber erst in der dritten und vierten Klasse Schwimmunterricht, was ich fatal und persönlich viel zu spät finde.
Ab dem Kindergarten können wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Kinder eine gute Wassergewöhnung haben und dass sie keine Angst vorm Wasser haben. Man muss ihnen in diesem Alter aber auch schon erklären, dass es bestimmte Regeln gibt. Nicht einfach losrennen und ab ins Wasser, sondern kurz darüber reden, z. B.: es wird nicht geschubst und dass man nur so tief ins Wasser geht, wie man stehen kann. Schwimmen macht Spaß, aber auch die Baderegeln sind von großer Bedeutung.
Echte Mamas: Sind Schwimmabzeichen (wie das Seepferchen) heute noch wichtig?
Franziska van Almsick: Ich finde Schwimmabzeichen extrem wichtig und gehe sogar so weit, dass ich sage, dass wir mehr Schwimmabzeichen in Deutschland brauchen. Wenn ein Kind mit fünf Jahren sein Seepferdchen macht, folgt als nächstes der Freischwimmer in Bronze, bei dem schon relativ viel erwartet wird. Wo sind denn die Zwischenschritte? Und am Ende des Tages geht es bei den Kindern um Motivation und diese wird durch die Abzeichen enorm gesteigert.
Echte Mamas: Was ist wichtig, nachdem Kinder das Seepferdchen haben?
Franszika van Almsick: Nach dem Seepferdchen-Kurs kann ich den Eltern eigentlich nur raten, dass sie unbedingt dranbleiben und dass ihre Kinder noch einen weiteren Schwimmkurs machen. Kinder können nicht schwimmen, wenn sie das Seepferdchen haben! Leider verstehen das ganz viele Eltern nicht. Sie glauben, ‚mein Kind kann schwimmen, es hat das Seepferdchen.‘ Man lernt für das Seepferdchen aber nicht richtig schwimmen.
Es geht mir um die Sicherheit der Kinder und ich möchte allen Eltern den Tipp mitgeben, dass sie mal aus Spaß mit ihren Kindern im Pyjama ins Wasser gehen. Das geht natürlich nicht im Schwimmbad, aber vielleicht im Urlaub am Meer. Damit die Kinder merken, wie schwer alles wird, wenn man Shirt und eine Hose trägt und diese sich mit Wasser vollsaugen. Denn wenn ein Unfall passiert und ein Kind ins Wasser fällt, dann ist es meistens auch noch komplett bekleidet. Deswegen reicht es nicht, sich nur über Wasser halten zu können, es geht mir ums richtige Schwimmen lernen.
Echte Mamas: Wie können Eltern ihre Kinder motivieren, beim Schwimmenlernen dranzubleiben?
Franziska van Almsick: Wir Eltern können so erfinderisch sein, wenn wir beispielsweise möchten, dass unsere Kinder im Haushalt helfen. So sollten wir auch an das Schwimmenlernen herangehen. Vielleicht erfindet man einfach ein Abzeichen und die Kinder bekommen fürs Schwimmen ein Sternchen. Oder man sagt: „unser nächstes Familienabzeichen ist der ‚Taucher“‘ und dann macht die ganze Familie mit und alle müssen beim nächsten Schwimmbad-Besuch eine gewisse Strecke tauchen. Solange es diese Abzeichen offiziell nicht gibt, sind wir Eltern gefragt. Wir müssen unsere Kinder immer wieder anspornen.
Echte Mamas: Was hältst du davon, wenn Eltern ihren Kindern selbst das Schwimmen beibringen?
Franziska van Almsick: Ich finde, man sollte lieber mit einer Schwimmschule oder einem Schwimmlehrer zusammenarbeiten, denn er kann Kindern die genaue Technik beibringen und sie lernen meistens so auch viel schneller. Aber das ist aktuell leider nicht so einfach und bevor nichts passiert, ist es immer noch besser, es den Kindern selbst beizubringen.
Echte Mamas: Ein letzter Rat für alle Eltern zum Thema Schwimmenlernen?
Franziska van Almsick: Eltern dürfen ruhig ein bisschen verrückt sein und ihren Kindern zeigen, dass sie keine Angst vorm Wasser haben müssen, dass es aber gleichzeitig nicht ungefährlich ist. Diese Botschaften müssen sich die Waage halten. Denn Wasser ist toll: Zum Plantschen, zum Abkühlen und Ausruhen. Eine Kindheit ohne Wasserspaß, das wäre doch schade!
Liebe Franziska van Almsick, vielen Dank für das spannende Gespräch!
Mehr wichtige Infos zum Thema „Kinder und Wasser” findet ihr hier:
Mein Sohn lebt in einer pflegefamilie dort hat hat er das Schwimmen angeblich gelernt und das seepferdchenabzeichen gemacht aber ich sge laut video Nein. In echt bekam ich es noch nicht gezeigt.
Das Problem liegt aber auch einfach eher daran, dass dank Corona Schwimmbäder lange geschlossen waren. Wo soll man es dann lernen, wenn kein See in der Nähe ist. Mal davon ab, dass die Schwimmkurse über Monate, wenn nicht Jahre, schon ausgebucht sind.
Es ist echt traurig das es so ist. Dieses wird aber leider auch noch gefördert, dass Kinder nicht schwimmen lernen können. Ich lebe im Land Brandenburg wir haben zwar viele Seen, aber nur zwei Möglichkeiten den Kindern mit Unterstützung eines Schwimmlehrer das schwimmen beizubringen. Die eine können sich nicht alle leisten und in dem anderen Ort ist gar kein rankommen. Hier wird für Kinder mit Wohnsitz das schwimmen kostenlos angeboten. Grundsätzlich super, aber nur wer zur ersten Stunde nicht erscheint verliert seine Platz und da es ja nichts kostet wird ein regelmäßiges erscheinen auch nicht so ernst genommen danach, ohne irgendwelche Konsequenzen. Ich habe damals pro Kind 150 € beahlt und das ist für jede Einkommensschicht machbar. Damit ist aber auch der Anreiz gesetzt es kostet und des wegen zieht Mann (Mama) es auch durch. Meine Kinder ( jetzt 13 und 16) hatten bereits bis zum Schwimmunterricht das Abzeichen in Silber. Ich bin nämlich nicht mit der Einstellung rangegangen, dass Schule oder Kita das stemmen müssen. Sondern nur die Eltern sind dafür verantwortlich und wenn man die Sicherheit beim Schwimmen für sein Kind haben möchte, finde man auch eine Möglichkeit!
Hallo, ich war mit meinen Töchtern seit sie 3 Monate alt waren Babyschwimmen gemacht bis ca zum 2. Lebensjahr . Dadurch haben sie keine Angst vorm Wasser. Können sich auch Ober Wasser halten. Meine kleine (4 Jahre) die ist eher die Jenige die Schwimmen lernen will, also die Schwimmtechnik, die große mit 6 Jahre will nicht richtig schwimmen lernen. Die liebt es zu Tauchen (also unter Wasser schwimmen). Unseren 8 Meter Pool Schaft sie ohne Probleme!
Wie kann ich ihr das Richtig schwimmen schmackhaft machen und nicht die ganze Zeit die Hundetechnik. War schon „Vortgeschrittenen“ Kurs nur sie war halt lieber unter Wasser und sieht es nicht ein richtig zu schwimmen.
Danke für Tipps
Wenn man nach Schwimmabzeichen googelet findet man gefühlt Tausende. Mein Sohn hat z.b. als erstes das Krokodilabzeichen gemacht. Gekostet hat das keine 5€.
Im Schulschwimmbad zahlen wir 3€ Eintritt und 1€ ab 6 Jahre.
Meine Tochter hat einen Schwimmkurs inkl Seepferdchen gemacht, trotz Schwimmlehrerin von der DLRG hat sie sich Technikfehler angeeignet, die wir 2 Jahre lang ausschleichen mussten…
Mein Sohn hat ebenfalls mit 5 sein Seepferdchen gemacht, schwimmt von der Technik wesentlich sauberer als meine Tochter damals und hat noch nie einen Schwimmkurs besucht. Regelmäßiges planschen und schwimmen am See mit und ohne unterschiedlichster Schwimmlernhilfen.
So wie es aber im Artikel steht, es gibt einfach keine freien Plätze. Schon damals beim Babyschwimmen nicht und jetzt bekommen wir auch keine. Und wir möchten unbedingt, dass unser Sohn schwimmen lernt.
Mein Kind hat nach dem Seepferdchen den Seeräuber gemacht. Also das es zwischen Seepferdchen und Bronze keine weiteren Abzeichen gibt, stimmt nicht. Aber trotzdem finde ich die Idee schön, dass es noch weitere Schwimmabzeichen geben sollte. Das motiviert die Kinder unheimlich dran zu bleiben.