Nur wenige Tage ist es her, dass eine 20-jährige Obdachlose traurige Berühmtheit erlangte, weil sie bei minus 15 Grad ihr Baby auf einem Lüftungsgitter in Nürnberg bekam. Nun soll die junge Frau schon wieder auf der Straße leben – ohne ihr Kind.
Polizei findet Obdachlose und Baby bei eisiger Kälte
Bei der Bundespolizeiinspektion Nürnberg war am vergangenen Freitagmorgen ein Notruf eingegangen, zwei Streifen suchten sofort den Stadtgraben ab. Gegen fünf Uhr fanden sie die Mama zusammen mit einem Begleiter auf einem Lüftungsgitter nahe der U-Bahnstadion Opernhaus, wie BR24 berichtete. Die Frau schützte sich und ihr Neugeborenes notdürftig mit einem Schlafsack vor der eisigen Kälte. Der Rettungswagen brachte die junge Mutter mit ihrem Neugeborenen dann ins Krankenhaus.
Schon am Wochenende wurde bekannt, dass das kleine Mädchen inzwischen in der Obhut des Jugendamtes ist. Die Inobhutnahme war laut Barbara Fuchsloch vom Sozialreferat der Stadt eine vorläufige Maßnahme, um das Wohl des Kindes zu sichern. Das erklärte Ziel: Das Kind bei seiner Mutter zu lassen – sofern es keinen Schaden nehme.
Nun ist seine obdachlose Mama wieder auf der Straße gesehen worden. Gemeinsam mit ihrem Begleiter, der vermutlich der Vater des Kindes ist. Sie übernachtet offenbar wieder auf dem Lüftungsgitter, auf dem sie ihr Kind geboren hat. Gegenüber der BILD soll sie gesagt haben: „Ja, ich bin die, die das Kind bekommen hat. Ich wollte unbedingt raus aus dem Krankenhaus.“
Junge Mutter müsste ihr Leben ändern, um ihr Baby behalten zu dürfen
Ob sie ihr Kind sehen darf und was mit ihm passieren soll, möchte sie nicht sagen. Auch wenn das Jugendamt beteuerte, dass ihnen daran gelegen sei, Mutter und Kind nicht zu trennen: Damit die junge Mutter sich selbst um ihr Baby kümmern dürfte, müsste sie ihr Leben komplett ändern. Andernfalls ist das Wohl des Kindes gefährdet.
Möglicherweise bekommt eine Pflegefamilie die Vormundschaft
Frank Schmidt, der Stellvertretende Jugendamtsleiter der Stadt Nürnberg stellte klar: „Für obdachlose Frauen mit Kind gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel Wohngruppen oder extra eingerichtete Obdachlosenheime.“ Priorität habe, Mutter und Baby eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. Nur wenn völlig sicher ist, dass die leibliche Mama die Verantwortung nicht übernimmt, bekäme eine Pflegefamilie oder ein Angehöriger die Vormundschaft für das Kind.
Der plötzliche Wintereinbruch und die eisigen Temperaturen in weiten Teilen Deutschlands sind für viele Obdachlose eine große Gefahr. Die Zahl der Wohnungslosen liegt aktuell vermutlich bei 1,2 Millionen Menschen.
Wenn ihr in den eisigen Nächten einen obdachlosen Menschen auf der Straße steht, könnt ihr in vielen deutschen Städten den Kältebus rufen. Hier findet ihr die zugehörigen Telefonnummern.