Wenn der Geburtstermin überschritten wurde und das Baby auf sich warten lässt, wird Schwangeren in den meisten Fällen zu einer Geburtseinleitung geraten. Welche Möglichkeiten es gibt, wie eine Einleitung abläuft, und welche Auswirkungen bzw. Risiken sie für dein Baby haben kann, verraten wir dir hier.
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Laut Statistik wird in Deutschland rund jede fünfte Geburt eingeleitet.
- Gründe für eine Geburtseinleitung sind beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes, Terminüberschreitung, Bluthochdruck, spezielle Erkrankungen oder eine nachlassende Versorgung der Plazenta.
- Die Geburt kann sowohl medikamentös als auch mechanisch eingeleitet werden.
- Auch mit verschiedenen Hausmitteln kannst du versuchen, die Geburt in Gang zu bringen.
- Wie lange es von einer Geburtseinleitung bis zur Geburt dauert, ist unterschiedlich – es kann wenige Stunden oder mehrere Tage dauern.
- In einigen Fällen kann nach der Geburtseinleitung ein Kaiserschnitt notwendig werden.
2. Definition: Was versteht man unter einer Geburtseinleitung?
Unter einer Geburtseinleitung versteht man das künstliche Auslösen der Geburt vor dem natürlichen Einsetzen der Wehen. Dass eine Geburt eingeleitet werden muss, kann unterschiedliche Gründe haben, die wir dir im Laufe des Artikels noch genauer erklären. Eine Geburtseinleitung kann sowohl medikamentös (bspw. durch die Gabe von Oxytocin) als auch mechanisch (z. B. durch das Einsetzen eines Ballonkatheters) erfolgen.
Ist eine Geburtseinleitung schmerzhafter als eine normale Geburt?
Viele Frauen, die Erfahrung mit einer Geburtseinleitung gemacht haben, berichten, dass sie diese als sehr schmerzhaft empfunden haben. Denn durch die Einleitung hat der Körper nicht ausreichend Zeit, um Endorphine auszuschütten, die den Schmerz in gewisser Weise unterdrücken. Aus diesem Grund bekommen viele Schwangere bei einer Geburtseinleitung zusätzlich schmerzstillende Medikamente.
Wie häufig wird eine Geburt eingeleitet?
Die Geburtseinleitung wird bei circa 20 bis 25 Prozent der Schwangeren durchgeführt. Das entspricht rund einem Fünftel bis einem Viertel aller Schwangerschaften. Damit gilt die Einleitung als eine der häufigsten Maßnahmen in der Geburtshilfe.
3. Ab wann wird eine Geburtseinleitung gemacht?
Kann man nicht einfach warten, bis das Baby von alleine auf die Welt kommt? Für eine gewisse Zeit schon, aber irgendwann muss nachgeholfen werden. Mit einer Geburtseinleitung soll sichergestellt werden, dass Mutter und Kind keine gesundheitlichen Schäden davontragen. Ist der errechnete Geburtstermin um zehn Tage überschritten, wird in Deutschland eine Einleitung dringend empfohlen.
Mögliche Gründe für eine Geburtseinleitung
- zu wenig oder sinkendes Fruchtwasser
- vorzeitiger Blasensprung
- Fehlfunktion der Plazenta (sogenannte Plazentainsuffizienz)
- kindliche Bewegungen nehmen ab
- zu hohes Geburtsgewicht des Babys
- hohes Alter der werdenden Mutter (ab 40 Jahren)
- starke Schwangerschaftsbeschwerden
- bei Mutter und/oder Kind liegen Erkrankungen vor
- Schwangerschaftsdiabetes oder Diabetes Typ I bzw. Typ II
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
- Einleitung auf Wunsch der Kindsmutter
- Schwangerschaft von Zwillingen (ab der 38. SSW)
Kann ich die Geburtseinleitung auch ablehnen?
Grundsätzlich ja. Denn im besten Fall sollte eine Geburt immer selbstbestimmt sein. Das heißt: Du als werdende Mama entscheidest, wie du dein Baby auf die Welt bringen möchtest. Ob dafür eine Geburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt gemacht werden soll, liegt bei dir.
Wichtig: Du solltest dich auf jeden Fall ausführlich von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin beraten lassen. Entscheidest du dich gegen eine Einleitung, obwohl dir aus medizinischer Sicht dazu geraten wurde, trägst du die Risiken und musst dies in der Regel auch schriftlich erklären.
Gibt es Besonderheiten bei einer Geburtseinleitung ab 40 Jahren?
Das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG) empfiehlt Schwangeren ab 40 Jahren eine Geburtseinleitung bereits ab der 39. (+0) SSW. Grund hierfür ist ein erhöhtes Risiko für eine Totgeburt. Bei werdenden Müttern ab 40 Jahren entspricht die Totgeburtenrate (IUFT) in der SSW 39+0 in etwa der IUFT-Rate, die bei Schwangeren im Alter von Mitte 20 in der 41. SSW vorliegt.
Ist eine Einleitung bei unreifem Muttermund möglich?
Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten, um die Geburt einzuleiten. Einige sind für einen weichen, geöffneten Muttermund geeignet, andere kommen bei einem unreifen Muttermund zum Einsatz. Also ja, prinzipiell ist es auch dann möglich, die Geburt einzuleiten, wenn dein Muttermund noch geschlossen ist. Das kann zum Beispiel bei einem vorzeitigen Blasensprung der Fall sein.
4. Welche Arten von Geburtseinleitungen gibt es?
Wie gesagt gibt es verschiedene Varianten, um die Geburt einzuleiten. Welche Art zum Einsatz kommt, hängt mit dem Stadium der Schwangerschaft, aber auch mit der Kindslage zusammen. Sollte bei dir eine Einleitung notwendig sein, klärt dich dein Arzt bzw. deine Ärztin darüber auf, welche Methoden bei dir infrage kommen..
Ganz grundsätzlich gibt es diese verschiedenen Arten:
1. Medikamentöse Geburtseinleitung
Zwei Wirkstoffe, die bei einer Geburtseinleitung mit Medikamenten zum Einsatz kommen, sind Oxytocin und Prostaglandin:
Oxytocin wird gegeben, wenn der Muttermund bereits weich und ausreichend reif ist. In diesem Fall bekommt die Schwangere einen Wehentropf als Infusion, um die Wehen zu verstärken.
Bei unreifem Muttermund kommen Prostaglandine zum Einsatz, um den Muttermund weicher zu machen und ihn schneller öffnen zu lassen. Diese Medikemante werden in Form von Tabletten, Gel oder Zäpfchen verabreicht.
Was ist mit Cytotec?
Lange Zeit wurde auch das Medikament Cytotec zur Geburtseinleitung eingesetzt. Allerdings handelte es sich dabei eigentlich um ein Mittel gegen bestimmte Magenbeschwerden, das nicht für den Einsatz in der Geburtshilfe zugelassen war. Trotzdem kam es in vielen Geburtskliniken zum Einsatz – und löste teilweise schwere Nebenwirkungen aus. Mehrere Frauen hatten deshalb sogar auf Schadensersatz geklagt. Vor einigen Jahren wurde deshalb der Import von Cytotec gestoppt.
Seit 2020 ist das Medikament Angusta mit dem Wirkstoff Misoprostol zur Geburtseinleitung zugelassen – das ist der gleiche Wirkstoff wie bei Cytotec, allerdings deutlich geringer dosiert.
2. Mechanische Geburtseinleitung ohne Medikamente
Bei einer mechanischen Geburtseinleitung wird versucht, die Geburt ohne Gabe von Medikamenten einzuleiten.
Ballonkatheter
Eine Möglichkeit ist das vaginale Einsetzen eines Ballonkatheters (Cook-Katheter). Dieser ist mit Kochsalz gefüllt und übt Druck auf den Muttermund aus. Durch die Anwendung soll der Körper Prostaglandine ausschütten, was wiederum den Muttermund weicher werden und sich besser öffnen lassen soll. Bei einem Blasensprung darf der Ballonkatheter zur Geburtseinleitung nicht angewendet werden (zu hohes Infektionsrisiko).
Einleitung mit Stäbchen
Ähnlich funktioniert auch die Einleitung mit Stäbchen. Die werden in den Muttermund eingeführt, quellen dort auf und sollen ihn dadurch eröffnen-
Fruchtblase öffnen
Auch das Öffnen der Fruchtblase (Amniotomie) zählt zu den (schmerzfreien) Möglichkeiten einer mechanischen Geburtseinleitung. Hierbei wird ein Plastikhaken durch die Scheide in den Geburtskanal eingeführt und so die Fruchtblase geöffnet. Das Fruchtwasser läuft ab, und die Wehen werden angeregt. Die Amniotomie wird nur bei einem reifen Muttermund sowie bei „guter“ Lage des kindlichen Kopfes durchgeführt.
Eipollösung
Ebenso kann eine Eipollösung zur Einleitung eingesetzt werde. Bei dieser mechanischen Geburtseinleitung wird die Eihaut (äußere Hülle der Fruchtblase) abgelöst, die an der Gebärmutterwand klebt. Dafür wird der Gebärmutterhals sanft mit einem Finger massiert. Hat sich die Eihaut von der Gebärmutter abgetrennt, soll der weibliche Körper (wie beim Ballonkatheter) Prostaglandine ausschütten.
Einlauf
Bei dem Wort „Einlauf“ zucken viele automatisch zusammen, aber auch der kann dir unter Umständen helfen, die Wehen in Gang zu bringen. Durch das Wasser kommt es zu einer Entleerung deines Darms, sodass keine Stuhl die Gebärmuttertraktionen „behindern“ kann. Auch der verstärkten Darmtätigkeit wird nachgesagt, dass sie Wehen anregen kann – wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings nicht.
Vorsicht vor dem Wehencocktail!
Vielleicht hast du schon von einem speziellen Wehencocktail gehört, der die Geburt in Gang bringen soll. Er besteht zum Großteil aus Rizinusöl, Aprikosenöl und teilweise etwas Alkohol (damit das Öl sich lösen kann). Das Rizinusöl wirkt stark abführend und fördert die Bildung von Prostaglandinen. Allerdings kann der Cocktail starke Nebenwirkungen auslösen, wie zum Beispiel Übelkeit, Durchfall, Erbrechen oder Kreislaufbeschwerden. Auch ein Wehensturm ist möglich, wenn die Gebärmutter überstimuliert wird. Deshalb solltest du den Wehencocktail niemals alleine zubereiten und trinken, sondern nur unter Anleitung und Aufsicht deiner Hebamme – wenn überhaupt!
3. Wie kann ich selbst die Wehen fördern? Hausmittel zur Geburtseinleitung
Wenn du auf Medikamente und mechanische Methoden verzichten möchtest, kannst du auch mit natürlichen Mitteln versuchen, die Geburt in Gang zu bringen.
- Akupunktur – geburtsvorbereitende Akupunktur kann die Wehen anregen und sogar die Geburt verkürzen – eine wissenschaftliche Bestätigung gibt es nicht.
- Himbeerblättertee – soll das Gewebe lockern und die Wehen anregen.
- Nelkenöltampon – soll den Muttermund weicher machen und dazu führen, dass die Wehen einsetzen
- Ingwer – regt durch seine Schärfe die Durchblutung an – auch die der Gebärmutter.
- Zimt – kann den Muttermund weicher machen und ebenfalls Wehen anregen
- Wehentee – spezielle Tees sollen durch ihre Inhaltsstoffe Wehen fördern.
- Brustwarzenstimulation – durch die Massage der Brustwarzen schüttet der Körper Oxytocin aus – und das kann Wehen auslösen-
- Bewegung – sanfte Bewegung wie Treppen steigen kann ebenfalls helfen.
- Warmes Bad – durch das warme Wasser werden leichte Wehen verstärkt.
- Geschlechtsverkehr – auch beim Geschlechtsverkehr produziert der Körper Oxytocin, außerdem enthält Sperma Prostaglandin, das den Gebärmutterhals weich macht.
Rotwein zur Geburtseinleitung? Bitte nicht!
Vielleicht hast du von dem Tipp gelesen, dass Rotwein aufgrund seines Histamingehalts die Wehen fördern soll. Bewiesen ist das allerdings nicht – und auch keine gute Idee! Denn zum einen enthält der Wein nicht so viel Histamin, dass eine kleine Menge die Wehen in Gang bringen könnte. Zum anderen spricht natürlich der Alkoholgehalt dagegen! Denn der Alkohol gelangt über die Nabelschnur auch zum Baby, außerdem kann er problematisch sein, falls du während der Geburt Medikamente benötigt. Deshalb: Bitte Finger weg von Rotwein!
5. Wie ist der Ablauf einer Geburtseinleitung?
Bei einer medikamentösen Einleitung kannst du dich an folgendem Ablauf orientieren:
- Im ersten Schritt wird der Reifegrad des Muttermundes geprüft. Das macht in der Regel der zuständige Arzt bzw. die zuständige Ärztin.
- Bei einem festen Muttermund wird der Schwangeren häufig ein Gel (Prostaglandin) in die Scheide eingeführt. Alternativ kann die werdende Mama auch Tabletten zur Geburtseinleitung einnehmen. Beide Varianten sollen den Muttermund weicher werden und ihn besser öffnen lassen.
- Bei einem weichen Muttermund wird der zweite Schritt übersprungen und die Schwangere bekommt in den meisten Fällen einen Wehentropf, eine sogenannte Oxytocin-Infusion, welcher die Wehen auslösen soll.
- Anschließend sollen die Wehen (innerhalb von einigen Stunden) einsetzen und die Geburt kann beginnen.
- Treten sechs Stunden nach Gabe des Wehentropfs immer noch keine Kontraktionen auf, wird die entsprechende Behandlung wiederholt.
- Sollte nach zwei Tagen nach wie vor keine Wehentätigkeit vorliegen, kann es sein, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss.
Hinweis: Je nach Art der Geburtseinleitung kann der Ablauf natürlich abweichen. Welche Arten es grundsätzlich gibt, liest du im nächsten Kapitel.
6. Wie lange dauert es nach der Einleitung bis zur Geburt?
Wie lange es nach der Einleitung tatsächlich noch bis zur Geburt dauert, lässt sich nicht konkret sagen. Bei einer medikamentösen Geburtseinleitung werden generell (mindestens) sechs Stunden bis zum Einsetzen der Wehen kalkuliert. Sobald Kontraktionen vorhanden sind, kann es aber immer noch mehrere Stunden dauern, bis das Baby endlich auf der Welt ist.
Die Einleitung funktioniert nicht – und jetzt?
Treten nach sechs Stunden keine Wehen auf, wird die medikamentöse Geburtseinleitung im Normalfall wiederholt. Sollte auch das nichts bringen und nach rund zwei Tagen keine Wehentätigkeit ersichtlich sein, kann ein Kaiserschnitt notwendig werden.
7. Welche Auswirkungen bzw. Risiken kann eine Geburtseinleitung auf mein Baby haben?
Eine Geburtseinleitung soll zwar dafür sorgen, dass Mutter und Kind die Entbindung ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen bewältigen, allerdings ist diese geburtshilfliche Maßnahme auch mit einigen Risiken verbunden. So kann eine medikamentöse Geburtseinleitung in wenigen Fällen zur einer überschießenden Wehentätigkeit (Wehensturm) führen. Vermehrt grünes Fruchtwasser, ein rascher Geburtsverlauf sowie verstärkte Blutungen nach der Geburt können ebenfalls auftreten.
Auch besteht bei einer Geburtseinleitung ein höheres Risiko für das Ablösen der Plazenta, wodurch das noch ungeborene Baby nicht mehr ausreichend versorgt wird. Dies kann schlimmstenfalls zu einem Sauerstoffmangel beim Baby oder sogar um Kindstod – allerdings ist das zum Glück sehr selten!
Ein weiteres Risiko bei eingeleiteten Geburten ist das Auftreten einer Uterusruptur. Hierbei reißt die Gebärmutter, und der Säugling rutscht in die Bauchhöhle, was sowohl für Mutter als auch Kind lebensgefährlich ist. Glücklicherweise kommt auch dieser Notfall nur sehr selten vor! Ebenfalls eher selten sind Blutdruckabfälle, Übelkeit oder auch Erbrechen.
Zusätzlich steigt bei einer Geburtseinleitung die Wahrscheinlichkeit für die medizinische Notwendigkeit eines (Not-) Kaiserschnitts.
8. Hilfreiche Tipps zur Geburtsvorbereitung
Eine Geburt lässt sich nur in den wenigsten Fällen in allen Details planen. Trotzdem kann es bei der Entbindung hilfreich sein, wenn du dich vorab vorbereitet hast:
- Geburtsphasen einfach erklärt
- Alle Geburtspositionen
- Verschiedene Atemtechniken für die Geburt
- Geburtsvorbereitungskurs
Entdecke hier noch mehr tolle Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Wochenbett und Babyernährung.
Hol dir zusätzlich von anderen Mamas aus unserer Community Tipps für die Geburtsvorbereitung. Komm dazu einfach in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“!