Die natürliche Geburt dauert häufig nicht nur mehrere Stunden, sondern verläuft außerdem in mehreren Geburtsphasen. Damit du weißt, was dich bei einer Spontangeburt im Normalfall erwartet, erklären wir dir hier unter anderem, wie viele Geburtsphasen es überhaupt gibt, woran du sie erkennst und wie lange sie etwa dauern!
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Im Normalfall verläuft eine natürliche Geburt in 4 verschiedenen Phasen.
- Eröffnungsphase: Muttermund öffnet sich, Wehen werden regelmäßig und stärker
- Übergangsphase: Muttermund öffnet sich vollständig, Wehen können unregelmäßig oder ohne Pause auftreten
- Austreibungsphase: unterteilt in Durchtritts- und Pressphase, Presswehen schieben Baby nach draußen
- Nachgeburtsphase: Plazenta löst sich und wird entbunden
- Die Dauer der einzelnen Phasen unterscheidet sich von Geburt zu Geburt und ist bei Mamas, die ihr erstes Kind bekommen, häufig länger.
- Die Latenzphase vor dem eigentlichen Start der Geburt wird nicht als Geburtsphase bezeichnet.
2. Wie viele Geburtsphasen gibt es – und welche?
Von den ersten Wehen bis zu dem Zeitpunkt, in dem du dein Baby endlich in den Armen halten kannst, durchläuft dein Körper ingesamt vier verschiedene Geburtsphasen:
1. Geburtsphase: Eröffnungsphase
Die Eröffnungsphase ist die erste Geburtsphase. Mit ihr beginnt die natürliche Geburt, und im Vergleich zu den restlichen Phasen dauert sie (bei Erstgebärenden durchschnittlich acht bis 14 Stunden) am längsten. Die erste Geburtsphase hat das Ziel, dass sich der Muttermund öffnet. Während der Eröffnungsphase drückt der kindliche Kopf daher auf den Gebärmutterhals, der sich dadurch weitet. Außerdem werden die Wehen zunehmend kürzer, regelmäßiger und stärker.
2. Geburtsphase: Übergangsphase
In einer relativ kurzen Zeitspanne (oft nicht länger als eine Stunde) zwischen Eröffnungsphase und Austreibungsphase durchläuft der natürliche Geburtsprozess die Übergangsphase. In dieser zweiten Geburtsphase öffnet sich der Muttermund vollständig auf zehn Zentimeter. Bei einigen Schwangeren können die Wehen außerdem wieder etwas unregelmäßiger sein, kürzer und/oder ohne Pause auftreten. Aus diesem Grund gilt die Übergangsphase häufig als sehr kräftezehrend.
3. Geburtsphase: Austreibungsphase mit Presswehen
Ist der Muttermund vollständig geöffnet, setzt als dritte Geburtsphase die Austreibungs- oder auch Durchtrittsphase ein. Zu Beginn, der frühen Austreibungsphase, darf die Schwangere noch nicht mitpressen – selbst wenn das ungeborene Baby bereits mit seinem Kopf am mütterlichen Beckenboden auf den Damm drückt. Erst im zweiten Teil der Austreibungsphase, der Pressphase, darf im Zuge der Presswehen aktiv mitgeholfen werden, was viele Mamas als erleichternd empfinden. Durch das Pressen wird das Baby Stück für Stück durch den Geburtskanal gedrückt. Insgesamt dauert die Austreibungsphase bei Erstgebärenden in der Regel ein bis zwei Stunden.
4. Geburtsphase: Nachgeburtsphase
Der anstrengende Teil der Geburt ist zwar geschafft, aber abgeschlossen ist der natürliche Geburtsprozess erst, wenn die vierte Geburtsphase durchlaufen wurde – die Nachgeburtsphase. Diese dauert in den meisten Fällen maximal 30 Minuten und ist dafür da, dass sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ablösen kann, um anschließend als Nachgeburt entbunden zu werden. Auch in dieser Phase kann es noch einmal zu teils starken Gebärmutterkontraktionen kommen. Das Herauspressen der Plazenta selbst wird von den meisten Frauen aber nicht als schmerzhaft empfunden.
Latenzphase: Darum spricht man manchmal von 5 Phasen der Geburt
Vielleicht hast du schon gehört, dass manchmal von fünf Phasen der Geburt gesprochen wird. Das liegt daran, dass in diesem Fall die so genannte Latenzphase mitgezählt wird. Als Latenzphase bezeichnet man die Phase, bevor die eigentliche Geburt losgeht. Während dieser Zeit treten erste Wehen auf, lassen aber wieder nach oder verschwinden sogar komplett. Bei einigen Schwangeren kann diese Phase sich über mehrere Tage ziehen, bei anderen tritt sie gar nicht auf.
Da die Latenzphase aber vor dem eigentlichen Geburtsvorgang liegt und „nur“ bei etwas 80 % der natürlichen Geburten auftritt, wird sie offiziell nicht zu den Geburtsphasen gezählt.
Ob es sich bei deinen Wehen um anfängliche Wehen innerhalb einer Latenzphase handelt, kannst du mit dem Badewannen-Test herausfinden. Beruhigen sich deine Kontraktionen nach einem Bad in warmem Wasser, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Übungs- oder Senkwehen.
3. Dauer der Geburtsphasen: Wie lang sind sie?
Nicht nur jede Geburt dauert unterschiedlich lange, sondern auch jede Geburtsphase. Deshalb lassen sich keine allgemein gültigen Aussagen zur Länge der einzelnen Phasen treffen. Wir haben dir aber trotzdem einmal die durchschnittliche Dauer der einzelnen Geburtsphasen zusammengefasst:
- Eröffnungsphase: Sobald die ersten muttermundwirksamen Wehen auftreten, beginnt die Eröffnungsphase. Bei Frauen, die ihr erstes Baby bekommen, dauert diese Geburtsphase im Durchschnitt acht bis 14 Stunden. Bei den nächsten Geburten verkürzt sich diese Zeit häufig auf sechs bis acht Stunden, teilweise geht es auch deutlich schneller.
- Übergangsphase: Mit einer durchschnittlichen Dauer von rund einer Stunde ist die Übergangsphase recht kurz, aber von intensiven Wehen gekennzeichnet. Auch hier gilt: Ab dem zweiten Kind kann diese Phase deutlich kürzer sein.
- Austreibungsphase: Die dritte Geburtsphase dauert bei Erstgebärenden häufig ein bis zwei Stunden. Bei Zweit-, Dritt- (etc.) Gebärenden kann die Austreibungsphase teilweise auch nur 10 bis etwa 45 Minuten lang sein.
- Nachgeburtsphase: Bei den meisten frisch gebackenen Mamas dauert die Nachgeburtsphase, in der sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ablöst und ausgeschieden wird, ungefähr zehn bis 30 Minuten.
Hinweis: Als vollständig beendet gilt die natürliche Geburt dann, wenn die Plazenta vollständig aus der Gebärmutter herausgedrückt und -gezogen wurde.
In welcher Geburtsphase öffnet sich der Muttermund?
Wie der Name schon verrät, beginnt mit der Eröffnungsphase die Geburt, und in dieser Phase öffnet sich auch der Muttermund. Über mehrere Stunden soll sich der Muttermund auf insgesamt zehn Zentimeter ausdehnen.
Ab wann muss ich ins Krankenhaus?
Um den richtigen Zeitpunkt für die Fahrt in die Geburtsklinik abzupassen, ist es zum einen wichtig, dass du auf mögliche Anzeichen für einen Geburtsbeginn achtest. Dazu zählen zum Beispiel der Abgang des Schleimpfropfs, ein eventueller Blasensprung und/oder eine intensivere Wehentätigkeit. Du musst also nicht zwingend bei der ersten Wehe ins Krankenhaus fahren. Behalte sowohl die Häufigkeit als auch die Länge der einzelnen Kontraktionen im Blick.
Als Faustregel gilt: Dauern deine Wehen mindestens eine Minute und treten in einem Abstand von circa fünf bis zehn Minuten auf, kannst du dich während der Eröffnungsphase auf den Weg in die Klinik machen.
In welcher Geburtsphase kann ich eine PDA bekommen?
Grundsätzlich kannst du in jeder Geburtsphase eine PDA bekommen. Der optimale Zeitpunkt ist jedoch während der Eröffnungsphase, wenn die Wehen allmählich stärker werden und sich der Muttermund auf fünf bis sechs Zentimeter geöffnet hat.
Da du zum Legen der PDA deinen Rücken beugen und diese Position für eine kurze Zeit halten musst, kann dies zu einem späteren Zeitpunkt während der Geburt durch die Wehen häufig nur sehr schwer bis gar nicht umsetzbar sein. Hat sich der Muttermund bereits acht bis neun Zentimeter geöffnet, wird ebenfalls von einer Periduralanästhesie abgeraten, da die Geburt nun unmittelbar bevorsteht und die PDA die Wehen hemmt.
Welche Geburtsphase ist am schmerzhaftesten?
Wie groß die Schmerzen unter der Geburt sind, ist eine subjektive Wahrnehmung und lässt sich grundsätzlich nicht verallgemeinern. Während einige Mamas aus unserer Community berichten, dass sie die Übergangsphase (von Eröffnungs- zur Austreibungsphase) als besonders schmerzhaft empfunden haben, beschreiben andere Community-Mütter die Austreibungsphase als die Geburtsphase mit den meisten Schmerzen.
4. Die richtige Atemtechnik für jede Geburtsphase
Während der Geburt gibt dir die richtige Atmung nicht nur die nötige Kraft und Energie, sie versorgt dein ungeborenes Baby außerdem mit ausreichend Sauerstoff. Für die Eröffnungsphase, Austreibungsphase sowie Nachgeburtsphase sind jeweils eine andere Atemtechnik zu empfehlen. Hier kannst du mehr darüber lesen: Verschiedene Atemtechniken für die Geburt: Infos & Übungen
5. Welche Position ist in den Geburtsphasen die beste für mich?
Je nachdem, in welcher Geburtsphase du dich gerade befindest, kann eine andere Position als besonders angenehm empfunden werden. In der Eröffnungsphase kannst du dir beispielsweise die Schwerkraft zunutze machen und eine aufrechte Geburtsposition im Stehen, Hocken oder Knie wählen. Durch den zusätzlichen Druck auf den Muttermund lässt sich die Eröffnungsphase häufig verkürzen. Auch während der AUstreibungsphase kann eine aufrechte Position angenehmer und hilfreicher sein als zum Beispiel die Rückenlage. Mehr Infos zu den verschiedenen Positionen findest du hier: Alle Geburtspositionen: Vorteile, Nachteile & unsere Erfahrungen
6. Zusammenfassung: Natürliche Geburten durchlaufen vier Geburtsphasen
Eine natürliche Geburt verläuft in vier Phasen und beginnt mit der Eröffnungsphase. Circa 80 Prozent aller Spontangeburten geht zudem die Latenzphase voraus, die aus medizinischer Sicht allerdings nicht zu den Geburtsphasen zählt. In den meisten Fällen dauert der gesamte Geburtsverlauf zwischen vier und 18 Stunden. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass jede Entbindung, ob vaginal oder per Kaiserschnitt, von Frau zu Frau immer individuell verläuft.
7. Tipps zur Geburtsvorbereitung
Wir haben dir jede Menge Tipps zusammengestellt, die dich bei der Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt deines Babys unterstützen:
- Mentale Geburtsvorbereitung
- Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung
- Geburtsvorbereitungskurs
- Kaiserschnitt oder normale Geburt
- Verschiedene Atemtechniken für die Geburt
Entdecke hier außerdem weitere Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Stillen, Wochenbett und Babyernährung.
Oft können auch die Geburtserfahrungen von anderen Mamas hilfreich sein. Komm deshalb gerne in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“ und tausche dich mit unserer Community aus.