Es ist jedes Mal das Gleiche: Kaum klingelt das Telefon, hat das Kind ein unglaublich dringendes Anliegen, dass es sofort und auf der Stelle besprechen muss. Also hängt die Mama am Telefon und das Kind an der Mama. Beide sind genervt (und der Anrufer im schlimmsten Fall auch). Blöd.
Gleiche Familie, andere Situation: Die heißgeliebte Oma hat sich angekündigt. Für den Nachmittag. Leider ist es erst 11 Uhr am Vormittag. Das Kind muss warten. Anstatt zu spielen, ein Buch anzusehen oder mit Papa die Eisenbahn aufzubauen, jammert es, stöhnt es und scheint vor Ungeduld fast zu platzen.
Das muss aber nicht sein. Denn Kinder können Geduld durchaus lernen. So kann man ihnen dabei helfen:
- Vorbild sein
Oft sind wir so sehr in unseren 100 Alltags-Aufgaben gefangen, dass wir gar nicht merken, wie hektisch es dabei zugeht. Kein Wunder, dass das Kind sich diese schnelle Lebensweise abguckt. Das heißt: Wenn sich das Kind vor Ungeduld ständig neue Spielsachen aus dem Regal zieht, sich auf nichts konzentrieren kann und ständig jammert, wie lange es noch (bis zu Omas Besuch) dauert, kann man auch mal gemeinsam warten. Gemeinsam kurz mal still sein oder ein Buch ansehen. - Konkret sein
Sätze wie „Wir spielen später“ oder „Du musst jetzt eben mal warten“ verhallen in Kinderköpfen leider ziemlich oft ungehört. Kein Wunder, sind sie doch kaum begreifbar für ein Kind. „Wenn ich abgewaschen habe, spielen wir. Such schon mal die Figuren zusammen“, bringt da viel mehr. Erstens, weil der Abwasch eine klare Sache ist, die irgendwann beendet wird und zweitens, weil das Kind nun (für einen Teil der Wartezeit) eine Aufgabe hat. - Die Situation kurz besprechen
Nichts ist schlimmer, als wenn ein wichtiger Anrufer kein Verständnis für plötzliche „Mamaaa“-Schreie hat. Auch, wenn es uns schwer fällt, er muss sich ein paar Sekunden gedulden (im Gegensatz zum Kind hat er es ja auch schon gelernt). Dann bekommt das Kind ganz kurz Aufmerksamkeit und das Versprechen, dass man nach dem Telefonat ganz für es da sein wird. Denn die Kleinen können nicht unbedingt erkennen, dass ein Anruf gerade wichtiger für Mama ist als sie selbst. - Langeweile zulassen
Wenn die Stunden nicht vergehen wollen, kann ein Nachmittag schon ziemlich öde sein. Und umso lauter wird das Gequengel. Mama muss dann mitnichten den Unterhalter spielen. Im Gegenteil: Langeweile ist gut. Nur, wer sich langweilt, entdeckt auch mal Neues und wird kreativ. Also den Nachwuchs ruhig mal meckern lassen. Die meisten Kinder entwickeln in solchen Situationen wunderbare neue Spiel-Ideen. Wer sich sehr schwer tut, dem kann man aber zum Beispiel drei Vorschläge machen, als kleine Starthilfe. - Hilfsmittel Eieruhr
Wer vor Ungeduld kein einziges Spiel zu Ende bringt oder absolut nicht warten kann, wenn er sich mit dem Geschwister in einer Sache abwechseln soll, dem hilft vielleicht eine Eieruhr. Bis sie klingelt, muss Kind durchhalten. Das macht die Zeit etwas begreifbarer – und sorgt für faire Bedingungen. Mit größeren Kindern kann man auch auf normale Uhren setzen und nebenbei das Uhrenlesen üben: „Wenn der große Zeiger auf der drei ist und der Kleine auf der sechs, kommt Oma.“ - Mitmachen
Mama macht den Haushalt und bekommt die ganze Zeit Beschwerden vom Nachwuchs, der sich vernachlässigt fühlt? Wenn Mama Hilfe bekommt, geht es schneller, ist doch klar. Schon Einjährige können Plastikschüsseln zum Esstisch bringen oder in den Schrank stellen. Die Größeren können zum Beispiel den Tisch aufräumen und abwischen.
Mit diesen sechs Tipps sollte es klappen, dass dein Kind (altersentsprechend!) ein wenig Geduld lernt und du auch mal kurz etwas erledigen kannst.