Fühlt ihr euch auch oft so fertig? Die vergangenen Monate haben alle geschlaucht. Aber während für die Wirtschaft (wichtige) Auffangnetze gesponnen wurden, warteten Familien vergebens auf Unterstützung. Laut aktuellen Zahlen scheint die Wirtschaft die Krise besser wegzustecken als befürchtet. Und jetzt, wo die KiTas und Schulen wieder geöffnet sind, ist auch für die Mamas wieder alles fein, oder?
Die Kölner Kinderärztin Dr. Karella Easwaran hat darauf eine klare Antwort: Nein! In ihrem neuen Buch erfahrt ihr, warum sie mehr Unterstützung für Mütter fordert, und wie ihr euch selbst vor einem Burnout schützen könnt.
Mamas, ihr leistet ganze Arbeit – immer noch
Home-Office, Home-Schooling, Hausarbeit, erschöpft vorm Fernseher eindösen, im Bett dann Schlaflosigkeit – ein typischer Mama-Tagesablauf in vergangener Zeit. Mehr als die Hälfte der Mütter übernahm die Kinderbetreuung allein. Die Mannheimer Corona-Studie zeigte: Rechnet man „Familienarbeit“ und Berufstätigkeit zusammen, kamen Mütter auf bis zu 70 Wochenstunden! Viele Lockerungen ermöglichen nun einen (fast) normalen Alltag.
Wundert euch aber nicht, wenn euer Elan weiterhin futsch ist. Die Krise verstärkte nämlich nur ein längst vorhandenes Problem: die dauerhafte Überforderung der Mütter. „Tagtäglich beobachte ich in meiner Praxis den hohen Einsatz, den Mütter für die Familie zeigen. Gleichzeitig sehe ich, wie schlaflose Nächte, Missverständnisse in der Partnerschaft, Probleme bei der Arbeit oder in der Betreuung der Kinder sie in Ängste versetzen und chronisch ermüden“, sagt Dr. Easwaran.
Und Stress fühlt sich nicht nur schlimm an – er kann langfristig auch krank machen. Er belastet Herz und Kreislauf, das Immunsystem, den Stoffwechsel und kann zum Burnout führen.
Und ihr seid doch systemrelevant!
Ihre Sorge: Wenn die Mütter zusammenbrechen, leiden auch die Kinder, deren Wohl all diese Anstrengungen eigentlich gelten. Und wenn Familien nicht mehr funktionieren, schade das am Ende allen. „Mütter sind die Säulen der Gesellschaft. Es wird Zeit, dass die Gesellschaft das endlich versteht.“
Für alle Mamas, die auch das Gefühl haben, nur noch gerade so zu funktionieren oder vorbeugen möchten, hat die Expertin für Mind-Body-Medizin die Technik des Beneficial Thinking entwickelt, die sie in ihrem neuen Buch vorstellt („Das Geheimnis ausgeglichener Mütter. Starke Mütter – Starke Familien – Starke Gesellschaft“ (Affiliate Link), Random House, 16 Euro).
Die Grundidee: Ihr selbst könnt euer Gehirn besser verstehen lernen und so umprogrammieren, dass es zu euren Gunsten arbeitet. Klingt nach noch mehr Arbeit? Keine Sorge, es geht nicht darum, euch von Grund auf umzukrempeln. Oder darum, die Liste der Aufgaben noch zu verlängern. Im Gegenteil: Beneficial Thinking soll euch helfen, den Stress los zu werden, indem ihr Gewohnheiten an den Kragen geht, die euch nicht gut tun. Dafür braucht es manchmal nur ganz kleine Kniffe.
Der Weg zu mehr Leichtigkeit
„Das Problem ist, dass unser Gehirn nicht nur reale Gefahren, sondern auch winzige Kleinigkeiten als gefährlich einordnen kann.“ Wenn im Alltag etwas Unvorhergesehenes passiert, wird in unserem Kopf ein Schalter umgelegt – und schon rotieren wir per Autopilot im Stresskarussell. „Gefährlich“ kann schon das umgekippte Saftglas sein, das die morgendliche Hektik noch einmal verschärft.
Der erste Schritt zu mehr Entspannung lautet deshalb: Den Moment erkennen, in dem der Schalter umgelegt wird, um sich nicht wehrlos von negativen Gefühlen mitreißen zu lassen. In der gewonnenen Zeit könnt ihr die Regie wieder an euch reißen.
Diese simplen S.O.S.-Übungen helfen:
- Die SADH-Übung (Stopp – Atmen – Denken – Handeln): Sprecht mehrmals (ruhig laut) das Wort „Stopp“ aus. Atmet tief durch. „Dann seid ihr im Hier und Jetzt. Sich Sorgen zu machen, bezieht sich aber auf die Zukunft. Und unser Gehirn kann nur eine Sache zurzeit: an die Zukunft denken oder in der Gegenwart sein“, erklärt Dr. Easwaran.
- Rückwärtszählen: 20 – 19 – 18 – 17 … Das erfordert Konzentration auf das, was ihr in diesem Moment tut – und hat damit einen ähnlichen Effekt.
- Die „Kaiserschmarrn-Übung“: Überlegt euch einen Notfallgedanken für den Ernstfall. Zum Beispiel ein Lieblingsessen, dessen Zubereitung ihr in den einzelnen Schritten durchgeht – auch das verankert euch in der Gegenwart.
Darauf aufbauend erfahrt ihr in dem Buch außerdem, wie ihr dauerhaft mehr Entspannung in euren Alltag bringt und weniger anfällig für Stress werdet. Unter Ausgeglichenheit versteht die Autorin dabei nicht nur, dass ihr euch weniger belastet und gesünder fühlt, sondern euch auch als glücklicher und erfolgreicher erlebt.