Gen-Test: „Aus Angst vor Brustkrebs ließ ich mir die Brüste abnehmen.“

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen, deren Diagnose jährlich das Leben von Tausenden Frauen auf den Kopf stellt. Um auf die Krankheit, die nötige Forschung und die Wichtigkeit der Vorsorge aufmerksam zu machen, gilt der Oktober jedes Jahr international als „Brustkrebsmonat“. Und auch wir wollen in dem Zuge echte Geschichten von Betroffenen erzählen. So wie die von Jessica aus unserer Community:

„Ich bin Mama einer 4-jährigen Tochter und weiß seit 2017, dass ich BRCA2 positiv bin. Das heißt, ich bin genetisch vorbelastet und habe ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. In meiner Familie sind mütterlicherseits alle Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt und daran verstorben.

Meine Uroma erkrankte mit 60, meine Oma mit 50 und meine Mama mit 40.

Mit 49 hat meine Mama den Kampf gegen den Brustkrebs leider verloren. Kurz vor ihrem Tod war ich auf Anraten der Ärzte mit ihr zusammen in der Uniklinik und es wurde ein Gentest auf das Brustkrebsgen durchgeführt. Da drei Frauen in unserer Linie daran erkrankten, wurde der Test von der Krankenkasse bezahlt. Es gab erst ein Vorgespräch und bei einem neuen Termin wurde Blut abgenommen und eingeschickt.

Zuerst wurde der Test bei meiner Mama durchgeführt und, nachdem sie positiv auf das BRCA2 Gen getestet wurde, auch bei mir. Wie befürchtet, fiel auch mein Test positiv aus. Ich war mit meinem Mann in der Uniklinik als mir das Ergebnis mitgeteilt wurde. Und auch wenn ich damit gerechnet habe, ist in diesem Moment eine Welt für mich zusammengebrochen.

Aufgrund meiner familiären Vorgeschichte sagte mir die Ärztin, dass ich ein Risiko von ca. 80 % habe mit 30 an Brustkrebs zu erkranken.

Ich wurde in ein intensiviertes Früherkennungsprogramm aufgenommen und hatte nun die Möglichkeit, entweder zweimal im Jahr zum Ultraschall und einmal jährlich zum MRT zu kommen oder mir die Brüste vorsorglich abnehmen zu lassen. Da ich vor der OP einen riesigen Respekt hatte und wir gerade mitten im Kinderwunsch steckten, entschied ich mich erstmal für die Vorsorgeuntersuchungen.

2 Jahre später war ich dann Mama einer kleinen Prinzessin und mein 30. Geburtstag rückte immer näher. Meine Gedanken kreisten immer öfter um das Thema Brustkrebs. Ich bekam immer mehr Angst, dass ich meine Tochter eventuell nicht aufwachsen sehe und sie ohne mich aufwachsen muss, falls ich erkranke. Ich vereinbarte einen Besprechungstermin mit der Ärztin in der Klinik, die sich meine Vorgeschichte noch einmal ansah.

Sie riet mir dringend dazu, die prophylaktische Mastektomie sobald wie möglich durchführen zu lassen.

Sie wollte kein Risiko eingehen, dass ich vor der OP an Brustkrebs erkranke. Die Mastektomie sollte mit sofortigem Aufbau mit Silikon durchgeführt werden. Aufgrund von Corona hatten sich die OP-Termine allerdings so angestaut, dass meine OP erst fünf Monate später stattfinden sollte – ein Monat nach meinem 30. Geburtstag.

Am Tag der OP war ich super nervös. Ich war gleich die Erste im OP, wurde von der Ärztin angezeichnet und dann ging es los. Leider habe ich die Narkose nicht gut vertragen und es dauerte etwas länger bis ich aus dem Aufwachraum wieder ins Zimmer verlegt werden konnte. Die Schmerzen nach der OP hielten sich tatsächlich in Grenzen, am schlimmsten waren die zwei Drainagen.

Ich musste eine Woche im Krankenhaus bleiben, dann wurden die Drainagen gezogen und ich durfte endlich wieder nach Hause zu meiner Familie.

Ich war dann noch 6 Wochen krankgeschrieben und musste Tag und Nacht einen Kompressions-BH tragen. Glücklicherweise hatte ich keinerlei Komplikationen und es ist alles gut verheilt. Ich war nun noch 2 Jahre weiterhin zweimal jährlich zum Ultraschall und einmal jährlich zum MRT in der Klinik.

Nach dem letzten MRT haben die Ärzte mir mitgeteilt, dass kein relevantes Restdrüsengewebe mehr vorhanden ist. Deshalb muss ich nun nur noch einmal jährlich zur Kontrolle kommen. Durch die OP ist mein Risiko an Brustkrebs zu erkranken um 90 % gesunken und ich habe jetzt das gleiche Risiko wie Frauen, die nicht genetisch vorbelastet sind.

Ich habe nun Narben und stellenweise kein Gefühl mehr in meinen Brüsten. Aber ich bin wahnsinnig froh, dass ich diese Möglichkeit hatte.

Meine Tochter hat mein Leben und meine Denkweise sehr verändert und deshalb kam mit ihr auch die Entscheidung für die Operation. Ich würde alles dafür tun, sie aufwachsen zu sehen und bin sehr dankbar, dass ich das Risiko an einer so ernsthaften Krankheit zu erkranken, so reduzieren konnte.“


Liebe Jessica, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles, alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

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Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected].

Jana Krest

Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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