„Im September 2022 war Aaron gerade 5 Jahre alt. Er ist eigentlich ein fittes munteres Kerlchen, sehr lebendig von morgens bis abends und muss sich immer auspowern. Anfang September hatte er dann einen viralen Infekt, ganz normal mit Schnupfen und Husten. Ungewöhnlich war nur, dass es unheimlich lange dauerte und es ihm schwerfiel wieder in die Normalität zu finden.
Er war ständig sehr müde, abgeschlagen, wollte nicht mehr auf’s Trampolin oder Fahrrad fahren.
Als er über Kopfschmerzen klagte, sagte mir mein Bauchgefühl, dass da irgendwas nicht stimmt. Der Kinderarzt untersucht ihn und meinte nur, manche Infekte dauern eben länger. Mit ein bisschen Ruhe, Vitaminen und frischer Luft wird das schon wieder. Was die Kopfschmerzen anging, tippte er auf verstopfte Nebenhöhlen und verschrieb ihm abschwellenden Schmerzsaft.
Im Laufe der Woche wurde es aber nicht besser, sondern eher schlimmer. Wenn man ihm abends z.B sein T-Shirt über den Kopf gezogen hat, tat es ihm an den Ohren weh und er war total schmerzempfindlich am Kopf. Er war einfach nicht mehr er selber und es erschien mir alles komisch, aber wir hatten es ja ärztlich abklären lassen und es braucht halt Zeit.
Eines Morgens war dann seine Wange etwas angeschwollen.
Ich dachte mir nicht viel dabei, vielleicht ein kleiner Stich oder ein kommender Backenzahn. Weil er keine Schmerzen hatte, brachte ich ihn in den Kindergarten. Als ich ihn später abholte, war seine Wange aber noch mehr angeschwollen und mir fiel auf, dass sein linker Mundwinkel nach unten hing. Er konnte seine Gesichtshälfte gar nicht mehr richtig beeinflussen und zum Beispiel pusten oder einen Kussmund machen.
Als ich merkte, dass er kein Gefühl mehr in der Wange hatte, bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun und bin sofort zum Kinderarzt gefahren. Der hat den Ernst der Lage rasch erkannt und wies uns mit der Diagnose „periphere Gesichtslähmung“ sofort ins Krankenhaus ein. Bis dahin hatten wir nicht einmal an Borreliose gedacht und auch der Kinderarzt kam nicht darauf zu sprechen.
Im Krankenhaus wurde er gründlich untersucht und recht schnell wurden wir zu Zecken befragt.
Ein paar Tage, bevor die Symptome auftauchten, hatte er tatsächlich eine Zecke am Arm gehabt, aber wir konnten keine Rötung nach dem Entfernen erkennen. Weil sich eine Borreliose aber ganz schleichend entwickelt und ausbreitet, fragten die Ärzte nach einem weiteren Zeckenstich beim Kind und Tatsache: Vor sechs Monaten hatte er schon mal eine Zecke. Aber auch da war uns keine Rötung aufgefallen.
Und dann ging es ganz schnell, ohne vorerst weiter auf Ursachenforschung zu gehen: „Packen Sie eine Tasche für zwei Wochen, er muss sofort intravenös und stationär mit Antibiotika behandelt werden.“ Keine Stunde später wurde mit der Behandlung begonnen. Das war wirklich ein Schock für mich. Aber zum Glück ging es ihm nach der ersten Antibiotikagabe direkt besser und die Schmerzen ließen nach.
Um der Ursache weiter auf den Grund zu gehen, wurde ihm am nächsten Tag mit einer Lumbalpunktion Nervenwasser entnommen.
Das war ganz schlimm für uns und ihn, weil es wie eine kleine OP ist und wir Eltern nicht dabei sein durften. Durch die Analyse des Nervenwassers stand dann fest, dass es sich um Lyme-Borreliose handelt und die angefangene Behandlung fortgesetzt wird.
Einmal am Tag kam eine Physiotherapeutin, die mit Aaron Übungen gemacht hat, wie Mundbewegungen und Fratzenschneiden. Aber die Lähmung ging viel zu langsam zurück und auch nach ein paar Tagen war noch keine Besserung in Sicht. Erst als er noch zusätzlich Kortison bekam, ging endlich die Lähmung zurück.
Nach zwei Wochen konnte er dann entlassen werden. Nach einer weiteren Woche mit Übungen und der Unterstützung einer Heilpraktikerin hatte er keine Symptome mehr.
Eine Nachuntersuchung fand nicht mehr statt. Die Ärzte sagten aber, man soll sich den genauen Zeitraum der Borreliose merken, denn in den nächsten zehn Jahren könnten immer noch Nachwirkungen in den unterschiedlichsten Formen auftreten.
Auch wenn ich weiß, dass wir eigentlich nichts hätten anders machen können, als die Zecke immer direkt zu entfernen und zu beobachten, sind wir seitdem noch viel wachsamer. Für mich ist es auch ein Zeichen, mehr auf den eigenen Instinkt zu hören und beim Kinderarzt hartnäckiger zu sein. Rückblickend frage ich mich schon, ob es nicht hätte früher entdeckt und behandelt werden können, um ihm einiges zu ersparen.“
Liebe Christine, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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