GPS-Kontrolle durch Eltern: Ist der getrackte Schulweg eine gute Idee?

Wenn ich an meinen Schulweg zurückdenke, habe ich ihn als einen tollen Part eines jeden Tages in Erinnerung: Mit meinen Freundinnen kichern, auf Mauern balancieren, rennen, Schneeballschlachten, Sticker tauschen… Man konnte sich vor und nach dem langen Sitzen im Unterricht so richtig austoben und hatte dazu noch kurz Zeit mit seinen Freunden, ohne sich verabreden zu müssen.

Okay, vielleicht ist meine Erinnerung auch ein bisschen verklärt – Fakt ist aber, dass der Schulweg dazu gehörte und meistens spannend war.

Meiner Tochter geht es heute ganz genauso wie mir damals. Das freut mich natürlich sehr! Wenn nicht, ja wenn mich nicht ab und zu (okay, ganz schön oft) dieser kleine Stachel pieksen würde: „Ob sie wohl heil angekommen ist in der Schule? Schließlich muss sie über eine Straße… und es gibt ja auch genug böse Menschen…“

So geht es verständlicherweise vielen Eltern. Die Sorge um die eigenen Kinder wird wohl nie aufhören – aber in der Grundschule ist sie sicher am größten.

Denn Erst- bis Viertklässler sind einfach doch noch klein. Zu klein, wenn man an „die große böse Welt da draußen“ denkt.

So unterschiedlich, wie Eltern zum Glück sind, so unterschiedlich gehen sie auch mit ihren Sorgen um.

Einer dieser Wege, der erst jetzt so richtig populär wird, ist das Tracken der Kinder. Entweder durch eine Smartwatch oder aber einen kleinen GPS-Sender, der neben dem Pausenbrot im Ranzen landet.

Wie BR24 berichtet, ist das inzwischen Gang und Gäbe. Auch, wenn die Meinungen über das Tracking auseinander gehen: „Sie soll allein mit ihren Freunden zur Schule gehen. Die Smartwatch mit der GPS-Funktion erleichtert es mir, zu wissen, wo sie ist. Wenn sie in einer Gefahrensituation ist, kann sie einen Alarm auslösen,“ wird der Vater eines siebenjährigen Mädchens zitiert. Eine Mama dagegen hat sich gegenüber dem Sender klar gegen diese Lösung ausgesprochen: „Ich tracke meine Kinder nicht. Ich versuche sie so zu erziehen, dass sie so viel Eigenverantwortung wie möglich übernehmen können. Und dass wir ihnen Vertrauen schenken, dass sie das gut hinbekommen.“

Es ist also tatsächlich eine Glaubensfrage. Aber was sagen denn Experten dazu?

BR24 hat Angelika Beranek nachgefragt. Die Professorin für Medienpädagogik an der Hochschule München rät davon ab, den Aufenthaltsort der Kinder zu tracken. Denn was die Eltern in Sicherheit wiegt, sorgt bei den Kindern eher für das Gegenteil. Denn dieses Vorgehen signalisiert den Kindern: Die Welt da draußen ist böse. Ohne mein kleines Trackingtool als Schutzengel kann ich dort nicht bestehen. Und: „Ich vertraue dir nicht. Ich glaube nicht, dass du dich an unsere Absprachen hältst und dass du den Weg allein gehen kannst.“

Außerdem, so gibt sie zu bedenken, bietet das kleine Helferlein am Handgelenk oder im Ranzen ja auch gar keine echte Sicherheit. Denn: GPS schützt kein Kind davor, Opfer eines Verkehrsunfalls zu sein. Und „Mitschnacker“ und Co. hält es leider auch nicht ab.

Deutlich besser sei es also, seine Kind mental fit für das Leben „da draußen“ zu machen.

Das klappt mit viel Üben im Straßenverkehr auf Spaziergängen und mit Gesprächen darüber, wie man sich am besten verhält, wenn Fremde einen ansprechen.

Ein kleiner Tipp von mir dazu ist das tolle Buch „Ich geh doch nicht mit jedem mit!“* von Dagmar Geisler:

Die letzte Frage ist aber nun: Gibt es denn aber auch Situationen, in denen GPS-Tracker sinnvoll sind?

Ja, tatsächlich können die kleinen Tracker auch sinnvoll eingesetzt werden – was nicht heißen soll, dass das irgendjemand tun MUSS! Aber, wer möchte: „Zum Beispiel bei kleineren Kindern, die das noch nicht verstehen, wenn man in einer belebten Umgebung unterwegs ist, wo man das Kind leicht verlieren könnte,“ erklärt Angelika Beranek. Zudem könne das Tracking natürlich in einer Übergangsphase helfen – und um so eine handelt es sich auch, wenn Kinder ganz neu anfangen, den Schulweg zu gehen. Aber:„Es sollte dann schnell ein Ablösungsprozess stattfinden und dem Kind kommuniziert werden: ,Du schaffst das auch allein!'“

Übrigens: Auch das berühmt-berüchtigte „Elterntaxi“ ist laut Experten keine gute Maßnahme, um die Kinder heil zur Schule zu bekommen.

Warum, das liest du HIER.

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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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