Gute Vorsätze als Eltern: Hält die eigentlich irgendwer wirklich ein?

Du hattest früher sicher auch eine bestimmte Vorstellung davon, wie du dein Kind mal erziehen möchtest. Oder wie in eurer Familie mit Themen wie Süßigkeiten oder TV-Konsum umgegangen wird. Bevor ich vor 18 Monaten Mama geworden bin, war ich mir absolut sicher: „Mein Kind bekommt nur pädagogisch wertvolles Spielzeug aus Holz, zuckerhaltige Lebensmittel und Fernsehen sind tabu.“ Nun ja. Die typischen guten Vorsätze der Eltern – so ganz hat es damit nicht geklappt… 

Meine eigenen Eltern waren sehr streng

Meine Eltern waren richtige „Ökos“. Bei uns Zuhause gab es nur Vollkornprodukte und Spielzeug aus Naturmaterialien. Außerdem hatten wir keinen Fernseher. Bekamen wir Kinder im Supermarkt einen Lutscher geschenkt, ließ meine Mama ihn sofort verschwinden. Meine „Süßigkeiten“ waren Rosinen. Natürlich fand ich das als Kind – und vor allem als Teenie – nicht immer toll.

Doch später war ich meinen Eltern dankbar. Ich war selten krank, hatte richtig gute Abwehrkräfte (wir Kinder waren auch viel an der frischen Luft) und super Zähne (das ist aber natürlich immer auch Veranlagung). Seit ich selbst Mama bin, frage ich mich allerdings, wie meine Eltern es geschafft haben, ihre guten Vorsätze bei vier Kindern konsequent durchzuziehen. Ich muss ehrlich sagen: Ich schaffe es schon bei einem nicht…

Holz vs. Plastik: Die Sache mit dem Spielzeug

Schon klar: Kinder sollten am besten wenig, sorgfältig ausgesuchtes Spielzeug besitzen. Vorzugsweise aus Naturmaterial wie Holz oder Wolle, das ist pädagogisch wertvoller und nachhaltiger als Spielzeug aus Plastik. Ich persönlich finde es auch schöner. Aber: Kinder fahren nun mal auf blinkendes, lautes Plastikspielzeug ab. Als wir letztens bei Freunden zu Besuch waren, bekam Bruno ein Plastik-Feuerwehrauto mit Ton geschenkt. Ich finde das Ding nervtötend und häßlich. Bruno liebt es.

Und (fast) alles, was Bruno begeistert, begeistert auch mich. Es gibt nichts Schöneres, als ihn glücklich zu sehen. Ich hätte es niemals übers Herz gebracht, ihm seinen Schatz wieder zu entreißen. Plastikspielzeug hat zudem auch ein paar Vorteile, wie ich festgestellt habe: Es ist leichter. Besser sauber zu machen. Und es macht keine dicken Macken, wenn Bruno es auf unseren Holzfußboden pfeffert. Bruno schiebt also fröhlich brummend Holz- und Plastikautos durch die Wohnung. Inzwischen denke ich mir: Die Mischung macht´s!

Gute Vorsätze als Eltern: „Mein Kind bekommt keine Süßigkeiten“

Es ist sehr wichtig, schon in jungen Jahren den Grundstein für ein gesundes Leben und gute Essgewohnheiten zu legen. Ich achte daher darauf, dass Bruno viel Obst, Gemüse und hochwertige Vollkornprodukte isst. Außerdem natürlich möglichst wenig Lebensmittel mit Zusatzstoffen oder Zucker. Jeder weiß: Süßigkeiten sind ungesund und machen schlechte Zähne.

Komplett auf Süßigkeiten zu verzichten, finde ich allerdings schwierig. Was ist zum Beispiel mit Eis? „Eeeeiiiisss“ war eines der ersten Worte, die Bruno in diesem Sommer gelernt hat. Seine Augen fingen jedes Mal an zu leuchten, wenn wir an unserer Lieblings-Eisdiele vorbeispazierten. In seiner Krippe bekommt er nur biologisches Essen. Er trinkt nur Wasser. Ich finde: Kleine Sünden sind da ab und zu mal erlaubt. Ab und zu ein kleines Stückchen Kuchen oder Waffel – wichtig ist, auch hier die goldene Mitte zu finden.

TV-Konsum: Fernsehen macht viereckige Augen?

Dass (zu viel) Fernsehen nicht gut ist, ist klar. Kinder, die viel vor dem TV sitzen, bewegen sich weniger. Laute Töne und schnelle Bildfolgen können außerdem überdreht, hibbelig und angespannt machen. Bei uns läuft tagsüber eigentlich nie der Fernseher. Aber: Als Bruno kürzlich sehr krank war, konnte ihn so gut wie nichts von seinen Schmerzen ablenken. Wir haben uns dann doch mit ihm vor die Flimmerkiste gesetzt und einen Tierfilm geschaut.

Ein anderes, schon schwierigeres Thema sind Handys und Tablets. Man kann es finden wie man will: Diese Dinge gehören heutzutage zu unserem Leben dazu. Für meine Eltern war es vor knapp 35 Jahren wesentlich einfacher, uns von den „bösen“ Medien fernzuhalten. Bruno bekommt natürlich mit, dass sein Papa und ich häufig mit dem Smartphone hantieren. Von Anfang an hat ihn mein Handy magisch angezogen. Ich lasse ihn manchmal darauf Kinderlieder gucken. Wenn wir zum Beispiel lange Strecken mit dem Auto fahren müssen oder er sich absolut nicht wickeln lassen will.

Gute Vorsätze von Eltern: Mamasein ist Versuch und Irrtum

Letztens habe ich mich dabei ertappt, wie ich grinsen musste, als mir eine werdende Mama von ihren guten Vorsätzen berichtet hat. Früher habe ich selbst genauso geredet und war beleidigt, wenn andere mir nicht abgekauft haben, wie ernst es mir damit ist. War es mir ja auch!

Aber: Mamasein ist ein ständiges Lernen. Loslassen. Lockerlassen. Es ist Versuch und Irrtum. Ich finde: So lange man es mit Süßigkeiten, Fernsehen oder schrillem Blinke-Spielzeug nicht übertreibt, ist alles fein. Hauptsache, allen in der Familie geht es gut damit. 

Und wie sagt man so schön: Gute Vorsätze sind dazu da, gebrochen zu werden. 

Oder was meint ihr dazu? Hattet ihr auch gute Vorsätze?

Corinna Siemokat

Ich arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin. Studiert habe ich Modejournalismus/Medienkommunikation, schreibe mittlerweile aber viel lieber über Frauen- und Familienthemen als über Fashion. Ganz besonders am Herzen liegt mir das Thema Vereinbarkeit. Dafür setze ich mich auch in meinem Job als Office Managerin bei Coworking Toddler (Kinderbetreuung + Coworking Space) ein. Ich lebe mit meinen zwei Söhnen (6 und 2 1/2 Jahre alt) in Berlin. Mit zwei kleinen Jungs Zuhause ist es oft wild und turbulent (die Autonomiephase bei K2 lässt grüßen…). Eine prima Inspirationsquelle für meine Artikel bei Echte Mamas! Wenn zwischen Spielplatz, Sporthalle und anderen spannenden Aktivitäten mit den Kids noch Zeit bleibt, gehe ich gerne joggen, zum Yoga oder entspanne in der Badewanne.

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