Viele werdende Mamas haben mit ihnen zu kämpfen: Vergrößerte Hämorrhoiden sind häufig eine lästige Begleiterscheinung in der Schwangerschaft. Rund die Hälfte aller schwangeren Frauen leidet an den erweiterten Blutgefäßen am Darmausgang, die sich als Krampfadern bemerkbar machen. Wir erklären dir, was Hämorrhoiden sind und welche Tipps dir helfen, deine Beschwerden zu lindern!
1. Was sind Hämorrhoiden eigentlich?
Hämorrhoiden an sich sind etwas ganz Normales, denn jeder Mensch hat sie. Dabei handelt es sich um kleine, gutdurchblutete Gefäßpolster, die am Ende des Enddarms rund um den Darmausgang sitzen. Zusammen mit dem Schließmuskeln sorgen die Hämorrhoiden dafür, dass der After „abgedichtet“ ist.
Verschiedene Ursachen können jedoch dazu führen, dass die Hämorrhoiden sich vergrößern und Beschwerden verursachen. Dabei unterteilen Mediziner vier verschiedene Vergrößerungs- und Erkrankungsgrade:
Hämorrhoiden 1. Grades
In diesem Stadium sind die Hämorrhoiden nur sehr schwach ausgeprägt. Sie lassen sich nicht ertasten und sind auch nicht zu sehen – der Arzt kann sie nur bei einer Proktoskopie erkennen. Hämorrhoiden 1. Grades verursachen im Normalfall auch keine Schmerzen.
Hämorrhoiden 2. Grades
Hämorrhoiden 2. Grades treten zwar beim Stuhlgang äußerlich hervor, ziehen sich anschließend aber in den Analkanal zurück. Mögliche Beschwerden können Juckreiz, Ekzeme, Blutungen oder ein brennendes Gefühl sein.
Hämorrhoiden 3. Grades
Auch Hämorrhoiden 3. Grades treten durch das Pressen beim Stuhlgang hervor. Allerdings ziehen sie sich nicht von allein wieder in den Analkanal zurück, sondern müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden. In diesem Stadium können die Gefäßerweiterungen sehr schmerzhaft sein. Es kann zu Blutungen, Nässen, Stuhlresten in der Unterwäsche und einem starken Fremdkörpergefühl kommen.
Hämorrhoiden 4. Grades
In diesem Stadium sind die Hämorrhoiden am stärksten ausgeprägt. Sie liegen dauerhaft außerhalb des Afters und lassen sich auch nicht wieder in den Analkanal zurückschieben. Betroffene leiden häufig unter Schmerzen, Juckreiz, Blutungen, Nässen, Hautirritationen und einem starken Fremdkörpergefühl. Dadurch, dass der After sich durch die Hämorrhoiden nicht mehr vollständig schließen kann, kommt es außerdem zu einer Stuhl-Inkontinenz.
2. Warum treten Hämorrhoiden in der Schwangerschaft besonders oft auf?
Schwangere sind besonders häufig von den Krampfadern betroffen. Das liegt daran, dass einige Begleiterscheinungen der Schwangerschaft die Bildung von Hämorrhoiden begünstigen:
- Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft erweitert die Gefäße im Körper.
- Schwangere bilden durch den wachsenden Uterus in der Gebärmutter vermehrt Fettpolster und Wassereinlagerungen im Körper. Dadurch wird der Blutrückfluss in die Gefäße gestört, sodass sich Krampfadern bilden.
- Außerdem wächst die Gebärmutter und drückt immer mehr auf den Darm. Insbesondere in den Gefäßen des Enddarms kann infolge dessen ein Blutstau entstehen. Dem Darm fällt es schwerer, in gewohntem Tempo zu arbeiten. Dies führt häufig zu Verstopfung. Durch das damit verbundene starke Pressen beim Toilettengang entsteht zusätzlicher Druck auf die Blutgefäße.
3. Welche Symptome verursachen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?
Die vergrößerten, ringförmigen Gefäßpolster machen sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar. Manche Schwangere entdeckt nach dem Toilettengang Blut auf dem Papier. Andere verspüren brennende Schmerzen beim Stuhlgang oder einen unangenehmen Juckreiz am After. Ein undefinierbares Fremdkörpergefühl oder ein Druckgefühl im Darmbereich können ebenfalls auf Hämorrhoiden hindeuten. Welcher Symptome auftreten, hängt auch davon ab, in welchem Stadium sich die Hämorrhoiden befinden.
4. Sind Hämorrhoiden in der Schwangerschaft gefährlich?
Das ist die gute Nachricht: Hämorrhoiden in der Schwangerschaft sind zwar lästig, im Normalfall aber nicht gefährlich für dich und dein Baby. Trotzdem solltest du sie im Auge behalten und gegebenenfalls zum Arzt gehen, wenn du sichergehen möchtest. Wenn du einige Dinge beachtest, kannst du außerdem verhindern, dass die Hämorrhoiden größer werden.
5. Was kann ich gegen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft tun?
Solltest du bereits unter Hämorrhoiden leiden, gibt es einige Hausmittel, die die Beschwerden lindern können. Wir haben die besten Tipps für dich zusammengestellt:
- Warme Sitzbäder minimieren den Juckreiz und lindern mit ihren entzündungshemmenden Stoffen die Schmerzen. Besonders empfehlenswert sind Sitzbäder mit Eichenrinde, da sich dadurch die Gefäße am After zusammenziehen. Beim anschließenden Abtrocknen solltest du unparfümiertes Papier verwenden, das die Haut nicht zusätzlich reizt.
- Bei starken Schmerzen helfen aufblasbare Sitzringe und Hämorrhoidenkissen.
- Salben und Zäpfchen mit Schafgarbe, Johanniskraut oder Brennnessel können bei starken Schmerzen ebenfalls Abhilfe schaffen.
- Apotheken bieten spezielle, für Schwangere gut verträgliche, pflanzliche Cremes und Salben gegen Hämorrhoiden an. Aber auch wenn die meisten Produkte rezeptfrei sind, solltest du vor der Anwendung am besten einmal mit deinem Arzt sprechen. Empfehlenswert sind Salben und Cremes mit Kamillenblütenextrakt, Latschenkieferölen, Bienenwachs, Zinkoxid oder Lebertran. Falls deine Hämorrhoiden oft nässen, solltest du Zinkoxid-Salben ausprobieren. Du kannst die Salben, abhängig von den Angaben auf dem Beipackzettel, einmal täglich oder nach jedem Stuhlgang auftragen.
- Bewegung ist ein sehr effektives Mittel gegen Hämorrhoiden. Sport – im letzten Trimester auch längere Spaziergänge – regt die Darmtätigkeit an.
5. Wann muss ich mit Hämorrhoiden in der Schwangerschaft zum Arzt?
Wenn die Hämorrhoiden starke Schmerzen oder Blutungen verursachen, solltest du auf jeden Fall mit deinem Arzt darüber sprechen. Er kann dich zu einem Proktologen überweisen, das ist ein Facharzt für Erkrankungen des Enddarms. Im Rahmen der Untersuchung kann der Arzt feststellen, in welchem Stadium sich deine Hämorrhoiden befinden, und welche Behandlung notwendig ist. In seltenen Fällen müssen die Hämorrhoiden operativ entfernt werden. Ob das während der Schwangerschaft notwendig und möglich ist, besprichst du am besten mit dem Arzt.
6. Hämorrhoiden in der Schwangerschaft vorbeugen – ist das möglich?
Ja! Du kannst einige Dinge tun, um Hämorrhoiden in der Schwangerschaft vorzubeugen:
Verstopfungen vermeiden
Der wichtigste Tipp, um Hämorrhoiden in der Schwangerschaft zu vermeiden. Denn bei Verstopfung musst du beim Stuhlgang stark pressen, und genau das fördert die Entstehung von Hämorrhoiden. Um das zu verhindern, solltest du viele Ballaststoffe essen, die den trägen Darm in Schwung bringen und den Stuhl aufweichen. Trockenfrüchte und Müsli sind bekannte Ballaststoffquellen, die oftmals schon nach wenigen Tagen ihre Wirkung zeigen. Eine zusätzliche Ballaststoffquelle sind Flohsamenschalen oder Milchprodukte wie Kefir, die körpereigene Bakterienkulturen enthalten und zu einer gesunden Darmflora beitragen.
Achtung: Viele Schwangere bekommen Eisentabletten verschrieben. Sie können ebenfalls zu Verstopfungen führen. Falls du das nach der Einnahme bemerkst, sprich unbedingt deine Frauenärztin darauf an. Vielleicht gibt es eine (pflanzliche) Alternative.
Viel Trinken
Ebenso wichtig wie die richtige Ernährung ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. 2 bis 2,5 Liter Wasser am Tag sollten Schwangere mindestens trinken, um ihren Energiehaushalt in Balance zu halten. Ausreichend Flüssigkeit ist außerdem wichtig, um den Stuhl weicher zu machen.
Beim Stuhlgang nicht zu stark pressen
Lass dir auf jeden Fall genug Zeit, wenn du auf die Toilette musst – und versuche, dich zu entspannen. Wenn du deine Füße zum Beispiel auf einen Hocker stellst, kann das dabei helfen, zu starkes Pressen zu verhindern.
Langes Sitzen vermeiden
Langes Sitzes belastet den Enddarm, deshalb solltest du es möglichst vermeiden. Falls dein Beruf es mit sich bringt, dass du viel und lange sitzt, kannst du es mit einem Hämorrhoiden-Kissen versuchen. Aber aufgepasst: Einige Sitzringe können die Blutzufuhr verschlechtern und dadurch Hämorrhoiden noch verstärken. Besser ist es deshalb, ausreichend Pausen zu machen, oder auch mal im Stehen zu arbeiten.
In Bewegung bleiben
Wenn du dich viel bewegst, regst du auch deinen Darm dazu an. Falls dir Sport zu anstrengend oder aus gesundheitlichen Gründen in der Schwangerschaft nicht möglich ist, kannst du es auch mit Spazierengehen versuchen.
Beckenboden trainieren
Ein starker Beckenboden schützt vor Hämorrhoiden. Deshalh kannst du ihn mit gezielten Übungen stärken, deine Hebamme hilft dir hier sicher mit den passenden Tipps weiter. Nebenbei gesagt tust du mit dem Beckenbodentraining auch gleich etwas für die Geburt – und die Zeit danach. Denn während Schwangerschaft und Geburt wird er stark belastet und muss sich danach erst wieder erholen.
7. Warum habe ich nach der Geburt plötzlich Hämorrhoiden?
Das kennen leider auch viele Neu-Mamas: Die komplette Schwangerschaft hat man ohne Hämorrhoiden überstanden. Und nach der Geburt sind sie dann plötzlich da. Kein Wunder, denn das starke Pressen bei der Geburt fördert die Entstehung natürlich sehr. Verhindern können wir es leider nicht, denn schließlich muss (und soll) das Kind ja raus. Allerdings macht auch die Geburtsposition einen Unterschied: In aufrechte Positionen ist das Risiko, dass Hämorrhoiden entstehen, nämlich deutlich geringer.
8. Verschwinden die Hämorrhoiden nach der Geburt wieder?
Häufig bilden sich die Krampfadern am After nach der Geburt wieder zurück. Ganz verschwinden werden sie aber leider in den meisten Fällen nicht. Allerdings kannst du die Stufen 1 und 2 mit der richtigen Pflege und Ernährung selbst gut in den Griff bekommen. Solltest du starke Beschwerden oder Blutungen haben, sprich am besten mit einem Proktologen. Er kann die Hämorrhoiden zum Beispiel mit einem Gummiband abklemmen oder sie mit Hilfe einer Spritze veröden. Nur in seltenen Fällen ist wirklich eine OP nötig.
Wir wünschen dir eine schöne und vor allem gesunde Schwangerschaft!
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