Eigentlich sollte die KiTa ein Orten sein, an dem sich unsere Kinder rundum sicher und geborgen fühlen. Leider scheint das zu oft nicht der Fall zu sein. Wenn man die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Aufsichtsbehörden betrachtet, wird einem schnell mulmig.
Gefühlt hat man in letzter Zeit häufiger von übergriffigem Verhalten oder sogar grober Gewalt in KiTas gehört (zum Beispiel hier und hier). Nun zeigt sich: Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr vielerorts häufiger solche Vorfälle gemeldet als in den Jahren zuvor. Das fängt beim Anbrüllen der Kleinen an – und hört beim Kneifen noch lange nicht auf.
Ist es schon Gewalt,…
…wenn mies bezahlte, überforderte Erzieher*innen ausnahmsweise einmal lauter werden? Darüber kann man streiten. Aber wenn Kinder zwangsgefüttert, geschlagen oder sogar missbraucht werden, ist da nicht mehr viel zu deuten. Trotzdem wissen wir erschreckend wenig darüber, wie oft so etwas vorkommt. „Wir verfügen leider nicht über Zahlen, weil viel zu wenig geforscht wird“, sagt die Vize-Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Martina Huxoll-von Ahn.
Der Gewaltschutz lässt auf sich warten
Dabei können sich kleine Kinder kaum wehren, es manchmal noch nicht einmal sagen, wenn ihnen weh getan wird. Da wüsste man schon gerne, was hinter geschlossenen KiTa-Türen geschieht.
Aus ein paar Bundesländern gibt es genauere Infos: So wurden etwa in Berlin 83 Verdachtsfälle von grenzverletzendem Verhalten gegenüber Kindern gemeldet, in Niedersachsen 338 sowie 271 in Nordrhein-Westfalen. In Thüringen wurden mehr sexuelle Übergriffe registriert.
Dass die Zahlen sich jeweils erhöht haben, kann allerdings auch damit zusammenhängen, dass 2021 das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) in Kraft getreten ist. Seither wird Fehlverhalten womöglich einfach öfter gemeldet, da Eltern und Erzieher:innen aufmerksamer geworden sind. Die KiTas sind nun sogar verpflichtet, Gewaltschutzkonzepte auszuarbeiten. Die wurden allerdings noch nicht überall umgesetzt – auch weil die jeweiligen Bundesländer und dort wiederum die einzelnen Träger ihr eigenes Süppchen kochen.
Zu wenig Personal gefährdet unsere Kinder
Eines der größten Probleme kennen wohl die meisten von uns aus leidiger Erfahrung: Der Personalmangel in den KiTas ist teilweise dramatisch.
Dies zeigte gerade erst im März wieder eine Umfrage des des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des VBE: „Hochgerechnet 10.000 Kitas haben im letzten Jahr in Deutschland in mehr als der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet.“ Klingt sperrig? Kein Problem, Neckov hat auch noch den passenden Klartext parat: „An mehr als jedem zweiten Tag war die Sicherheit der zu betreuenden Kinder in diesen Kitas in Gefahr.“
Er fordert deshalb die Verantwortlichen auf, endlich zu handeln: „Die Politik wird ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht mehr gerecht! Diese Ergebnisse kann man nur als eindringlichen Hilferuf verstehen und sie sind eine Verpflichtung zum Handeln.“
Dem können wir uns nur anschließen
Und was machen wir, bis die Botschaft angekommen ist? Die Lösung kann wohl kaum sein, dass die Eltern in Zukunft besorgt zu Hause bleiben und ihre Jobs hinschmeißen! Wenn ihr das Gefühl habt, dass es euren Kindern in der KiTa nicht gut geht, weil dort untragbare Zustände herrschen, wendet euch an die Leitung und den Träger. Und wenn das nichts bringt, könnt ihr euch immer noch beim örtlichen Jugendamt, bzw. danach beim zuständigen Landesjugendamt beschweren.
Dabei bitte nicht vergessen: Wenn Kinder zu Schaden kommen, ist meist das Fehlverhalten Einzelner daran Schuld. Erzieher:innen unter Generalverdacht zu stellen, hilft nicht weiter, denn in der Mehrheit sind sie nicht der Feind. Viele von ihnen leiden ebenfalls unter den Bedingungen in unseren KiTas, kommen aber alleine nicht gegen die Umstände an. Also schließen wir uns lieber mit ihnen zusammen. Werden wir gemeinsam lauter, damit die Verantwortlichen mehr dafür tun, die Schutzlosen zu schützen! Wenn Kinder doch angeblich die Zukunft sind (allein schon, weil sie später die Renten der jetzigen Entscheider sichern sollen), warum wird dann gerade bei ihnen an allen Enden so drastisch gespart?