So sehr man sich auch darauf gefreut hat, seinen kleinen Schatz endlich in den den Armen zu halten – manchmal ist der Weg dahin furchtbar. Denn unter der Geburt können schlimme Dinge passieren, die einen noch lange verfolgen.
So ging es auch unserer Echten Mama Monique (echter Name ist uns bekannt). Lange leugnete sie vor sich selbst, wie sehr die Geburt ihrer Tochter (heute zwei Jahre alt) sie mitgenommen hatte – bis sie nicht mehr konnte.
Hier erzählt sie ihre Geschichte:
„Ich und ein Trauma? So ein Quatsch, da bin ich gar nicht der Typ für!
So habe ich ganz lange gedacht. Ein Trauma, das war doch etwas, was Menschen haben, denen etwas wirklich Schlimmes passiert war. Und ich? Ich saß hier zu Hause mit meiner gesunden Tochter im Arm, also.
Aber mal von Anfang an:
Ich hatte eine wunderbare Schwangerschaft.
Meine Fruchtblase platzte drei Tage vor dem ET, sogar das war richtig vorbildlich 😉
Doch dann kam etwas, womit ich nach all den ,Wonnemonaten` niemals gerechnet hätte: Die Entbindung war absolut furchtbar.
Ganz lange ging es nicht voran, ich lag Stunden über Stunden in den Wehen und nichts passierte. Als meine Tochter dann schließlich auf die Welt wollte, hatte ich eigentlich schon keine Kraft mehr dafür.
Kraftlos und komplett blau war auch meine Kleine – die Nabelschnur hatte ich einmal um ihren Hals gewickelt. Erschöpft sah ich, wie sie sofort zu einem Tisch in der Ecke des Kreissaals gebracht wurde, damit sie ihr helfen konnten. Ich habe vorher nicht einmal ihr Gesichtchen gesehen.
Quälende Momente später, in denen ich dachte, dass mein Baby stirbt, hörte ich auf einmal ihr Wimmern und das erleichterte Seufzen des Kinderarztes.
Erst da merkte ich, dass noch etwas nicht stimmte. Es fühlte sich an, als wenn warme Ströme aus mir herauslaufen würden. Der Arzt hatte sich die ganze Zeit um mich gekümmert, aber vor laute Sorge um meine Kleine hatte ich das gar nicht mitbekommen. Nun sah ich, dass er sehr hektisch wurde.
Am Ende landete ich im OP.
Ich hatte wahnsinnig viel Blut verloren und sie mussten eine Hysterektomie machen, d.h., sie haben mir Teile meiner Gebärmutter entfernt. Später erklärten mir die Ärzte, dass ich beinahe auf dem OP-Tisch gestorben wäre.
Nach der OP lag ich drei Tage lang benommen auf der Intensivstation, immer zwischen Wachsein und Schlafen, keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, ob es Tag oder Nacht war.
Mein Baby war drei Tage alt, und ich hatte es noch nicht gesehen.
Schließlich war ich stabil genug, um mit meiner kleinen Tochter ein Zimmer zu beziehen. Naja, zumindest war ich bei Bewusstsein. Ich konnte mich kaum bewegen und so auch nicht mein Baby versorgen.
Mit dem Stillen hat es natürlich auch nicht geklappt. Die ersten Tage war davon ja nicht zu reden und die Schwestern hatten meine Tochter mit Pre-Nahrung gefüttert. Und jetzt kamen wir partout nicht mehr in eine Still-Routine, ich hatte kaum Milch und meine Kleine mochte nicht trinken.
Wenige Tage später wurden wir nach Hause entlassen, endlich.
Doch auch dort fand ich keinen Frieden. Ich hatte solche Schmerzen, dass ich kaum mein Baby tragen konnte, ich kroch unsere Treppe auf allen Vieren hoch und schaffte es nicht nur einmal nicht rechtzeitig zur Toilette.
Ich war wie in einer dunklen Wolke gefangen. Doch ich wollte stark sein.
Mein Frauenarzt gab mir eine Adresse, an die ich mich wenden sollte, um mir helfen zu lassen. Ich habe bei ihm nie geklagt, weil ich überhaupt nirgendwo klagte. Ich dachte, ich dürfte nicht schwach sein, müsse für mein Kind da sein. Aber er spürte wohl, dass mich all diese Dramen mitgenommen haben müssen.
Mein Mann musste nach einigen Tagen zurück zum Job und ich wuppte alles alleine. Ich wollte keine Hilfe in Anspruch nehmen, jetzt war doch alles gut!
Zu dem Therapeuten bin ich also nie gegangen.
Heute weiß ich, dass ich es hätte tun sollen. Aber ich wollte keine Schwäche zeigen und außerdem kam es mir wie eine weitere Verpflichtung vor, die ich nicht auch noch unterbringen konnte.
Heute weiß ich, dass ich mich nie vollständig erholt habe.
Heute weiß ich, dass ich sehr wohl ein Trauma habe.
Ich habe sehr viele Narben mehr als die, die mich immer an meine Not-OP erinnern wird. Sie sitzen direkt auf meiner Seele.
Seit kurzem bin ich endlich in Therapie.
Mein Appell an alle Frauen, die ähnliches erleben, ist unbedingt: Lasst euch helfen. Sofort. Scheut euch nicht, euer Trauma zuzugeben. Denn wer wie ich zwei Jahre lang versucht, sich dem Leben zu stellen, als wäre nichts passiert, der wird um so tiefer fallen. Man muss das nicht alleine schaffen.
Macht es besser als ich. Für euch. Und für euer Kind.“