„Heute weiß ich, wie wichtig Selbstbestimmung bei der Geburt ist.”

Laura erlebte zwei Geburten, die sehr unterschiedlich waren. Während sie sich bei der ersten ausgeliefert und unwohl fühlte, war ihre zweite Geburt geprägt von Selbstbestimmung. Sie möchte hier ihre Erfahrungen teilen. 

„Hallo, ich bin Laura, 23 Jahre alt und seit fünf Monaten zweifache Mama. Ich habe erst bei der zweiten Geburt realisiert, was bei der ersten Geburt alles schief lief und dass es auch unter Gewalt zählte, was mir widerfuhr. Ich habe immer gedacht, bei anderen war es viel traumatischer, meine Erfahrungen sind eben das, was als ‚normal‘ gilt.

Bei der ersten Geburt bin ich um 20 Uhr im Krankenhaus angekommen.

Nach Schichtwechsel war dann die älteste Hebamme der Station für mich zuständig. Neben mir waren noch vier andere Frauen im Kreißsaal. Ich war allein mit meiner Mama, weil ich damals alleinerziehend war.

Bei mir lief es dann so: stehen und gehen war schon zu schmerzhaft, deswegen konnte ich nur noch sitzen und liegen. Mein Muttermund war aber erst auf drei Zentimeter geöffnet, also sollte ich mich noch etwas bewegen. Ich wollte eigentlich im Vierfüßlerstand gebären, also habe ich mir das Bett hochgestellt und zwischen den Pausen kurz entspannt.

Doch die Hebamme meinte, es würde so länger dauern, weil ich ins Hohlkreuz gehe.

Also stellte sie das Bett höher ein, was für mich sehr unbequem war und was auch mein Kreislauf nicht mitmachte. Ich wollte in den Wehenpausen eigentlich atmen und entspannen. Sie meinte dann, ich müsse Beckenkreisen in den Pausen, was mehr als schmerzhaft war. Sie fasste mich an und zwang mich mit ihren Händen, mich zu bewegen.

Danach musste ich in die Seitenlage, zuerst lag ich auf der linken Seite, aber dann meinte die Hebamme, mein Kind würde auf der anderen Seite schneller kommen. Obwohl ich mich wohl fühlte, sollte ich also noch mal die Position wechseln. So lag ich dann vier Stunden, bis meine Maus endlich da war.

Es gab keine Hilfe, wie zum Beispiel Massagegriffe.

Auch keinen Pezziball oder ein Wärmekissen. Stattdessen wurde ständig mein Muttermund untersucht. Zum Schluss gab sie mir GEGEN MEINEN WILLEN, den ich auch im Geburtsplan so festgehalten hatte, irgendein Medikament (Relaxans), sodass ich erbrechen musste und mein Kreislauf zusammenbrach und ich unter den Presswehen wie auf Drogen war.

Sie meinte das wäre das ‚Wundermittel der Hebammen‘ und sei ja kein Schmerzmittel. Ich hätte ja nur gegen Schmerzmittel etwas reingeschrieben. Dabei stand in meinem Geburtsplan deutlich, dass ich auf Medikamente jeglicher Art verzichten möchte, es sei denn es bestände Lebensgefahr.

Laura in ihrer ersten Schwangerschaft.

Laura in ihrer ersten Schwangerschaft. Foto: Privat

Heute bewerte ich diese Geburt so:

Die Hebamme hat bei den Wehenpausen nicht verstanden, dass ich die Augen geschlossen hatte, um in mich zu gehen und mich zu entspannen. Sie war der Meinung, ich brauche das Relaxans, damit mein Körper entspannt und das Kind schneller kommt. Sie glaubte, ich hätte keine Kraft mehr und würde deswegen die Augen schließen. Dabei habe ich mich mit Meditation selbst entspannt.

Heute weiß ich, dass meine Geburt durch die Eingriffe der Hebamme unnötig verzögert wurde. Vor meiner zweiten Geburt war mir bewusst, dass nur zählt, was ich will und dass die Hebamme bei meiner ersten Geburt mehrfach übergriffig gehandelt hat, weil es ihr zu langsam ging. Mein Geburtsplan wurde einfach zur Seite gelegt und ignoriert.

Meine zweite Geburt lief zum Glück ganz anders.

Es wurde alles beachtet. Ich habe die Geburt bewusst mitbekommen, bis zum Schluss, und es ging zwei Stunden schneller als bei der ersten. Mit Hilfsmitteln, Massagen der Hebamme und meines Partners, meinen Positionen, nur zwei Untersuchungen des Muttermundes und ganz viel Selbstbestimmtheit.

Mein Fazit: Selbstbestimmung ist bei einer Geburt das Wichtigste.

Alles im Kreißsaal sollte nach deinen Regeln passieren, solange kein Notfall entsteht. Egal, wie lange es dauert und egal, was du brauchst, um es zu überstehen. Solange keine Lebensgefahr besteht, sollten die Hebammen auf die Frau vertrauen und nur Hand anlegen, wenn die Frau darum bittet!

Außerdem sollten die Hebammen immer die Möglichkeiten und Hilfsmittel zeigen und besonders bei Erstgebärenden Hilfsmittel wie Wärmekissen, feuchte Tücher, Kühlakkus, Massagegriffe, Pezziball und das Band an der Decke erklären. Damit man auch als Erstgebärende weiß, wo alles steht und was alles möglich ist!”


Liebe Laura, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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