Einige Kommentare auf meinen Artikel Chaos? Mir doch egal! Warum ich heute faul bin zeigten mir mal wieder, wie viele Frauen scheinbar einen Putzfimmel und Ordnungswahn haben. Ich habe lediglich überspitzt dargestellt, dass es durchaus gut tut, hin und wieder faul zu sein und mal nichts anderes zu tun, als sich zu entspannen – ob mit oder ohne Kind. Neben viel Zuspruch, fand ich haupsächlich viele Vorwürfe.
Vor allem dieses Bild brachte einige Leserinnen auf die Palme, die daraus folgerten, dass das der Normalzustand bei uns ist. Ist es nicht. Ich räume auch auf und putze. Nur nicht so leidenschaftlich gerne, wie manch andere…
Ich bin keine Hausfrau. Ich war nie eine und ich werde nie eine sein. Damit meine ich vor allem das Bild der Frau, die den ganzen Tag zu Hause verbringt und als Lebensaufgabe die Verschönerung des eigenen Heimes ansieht mit Staubtuch und Wischmob in der Hand. Ich bin immer wieder erstaunt mit welchem Stolz manche Mütter in Facebook-Gruppen ihren Putzfimmel präsentieren.
Liegt es daran, dass ich für übermäßiges Putzen keine Zeit und Lust finde, weil ich neben meiner Aufgabe als Mutter auch arbeiten gehe? Wohl eher nicht, denn was Beiträge von anderen Mütter vermuten lassen, ist, dass der Ordnungswahn sowohl bei Frauen, die zu Hause bleiben, als auch bei Frauen, die arbeiten gehen, vorkommt.
Ich bin keine gute Hausfrau und stolz drauf! Wieso auch nicht?! Ich kann nicht besonders gut putzen und mag es auch einfach nicht. Mein Ego wird sicherlich nicht dadurch genährt, wie gut ich schrubben kann. Das heißt nicht, dass es bei uns dreckig ist. Ich sauge oft, aber nur weil ich einen Akku-Staubsauger habe, der ein schnelles und unkompliziertes Saugen ermöglicht. Boden wischen? Hin und wieder im Bad und in der Küche. Aber um Gottes Willen doch nicht täglich?! Aufgeräumt wird abends, natürlich soll meine Tochter lernen, dass man nicht alles liegen lassen darf. Aber es soll bei uns zu Hause nicht wie im Hotelzimmer aussehen.
Ich denke, was mich am meisten an dem Thema stört, ist die ungleiche Arbeitsverteilung zwischen Männern und Frauen. Es sind hauptsächlich die Frauen, die putzen und das macht mich traurig. Habt ihr schon mal Männer beim Diskutieren übers Saubermachen beobachtet, die von ihren Putzkünste prahlten? Findet den Fehler.
Ich bin eine emanzipierte Frau und war noch nie in einer Beziehung mit einem Chauvi oder Macho oder wie wir sie sonst nennen sollen. Für mich war immer klar: Putzen müssen beide. Ein Mann, der keinen Staubsauger in die Hand nehmen kann oder noch nie eine Waschmaschine betätigte, kam für mich nicht in Frage. Ich bin eine Frau und keine Putz-Frau!
Mit meinem Mann hatten wir in den ersten Jahren unserer Beziehung viele Diskussionen, die sich um den Haushalt drehten. Er ist kein Chauvi, er ist einfach nur faul. Das führte dazu, dass ich öfters putzte und mich ausgenutzt fühlte. Wir beschlossen eine Putzhilfe zu beauftragen, die alle zwei Wochen alles gründlich reinigte. Das Problem war kurzerhand aus der Welt geschafft und wir beiden Drecksferkelchen glücklich. Dann kam das Kind und ich war in meiner einjährigen Elternzeit viel daheim. Da wir mit Kind sowieso mehr aufs Geld achten mussten, verzichteten wir auf Fremdhilfe beim Haushalt. Das ging eine Weile gut, ich versuchte mich mit der neuen Rolle als Hausfrau wider Willen abzufinden.
Kochen konnte ich und mochte ich schon immer, das war nie ein Problem. Aber wieso sollte ich auf einmal eine spießige 50er-Jahre Ehefrau sein, die den Staubwedel als besten Freund betrachtet?!
Ich glaube, dass gerade Männer denken, wenn eine Frau Mutter wird, sie auch automatisch den gesamten Haushalt schmeißt. Hier kommt’s: Liebe Männer, nur weil wir mit eurer Hilfe Kinder zur Welt bringen, heißt das nicht, dass wir als Dankeschön für immer alles putzen und eure Socken bügeln!
Mittlerweile arbeite ich, gehe nachmittags unser Kind von der Kita holen und erledige viel im Haushalt nebenher. Allerdings mag ich es nicht und wünschte, mein Mann würde mehr machen. Aber er ist ja faul und kein Mann verurteilt ihn dafür. Wenn ich faul bin, werde ich beschimpft. Als wäre es meine vorhergesehene Pflicht in dieser Gesellschaft eine gute Hausfrau zu sein.
Und bevor irgendjemand nach meinen Worten zu früh urteilt: Ich musste als Kind ständig mein Zimmer aufräumen und Putzaufgaben erledigen. Ich dachte immer, dass meine Mutter einen ziemlich ausgeprägten Putzfimmel hat, aber nachdem ich einigen Unterhaltungen im Internet gefolgt bin, weiß ich, dass es viel, viel schlimmer geht.