„Ich habe das Baby einer Mama gestillt, die nach der Geburt im Koma lag.”

„Am 29. März 2019 musste ich zur Einleitung der Geburt meines Sohnes ins Krankenhaus. Als ich mein Zimmer bezog, lernte ich gleich meine Bettnachbarin kennen. Nennen wir sie doch Luisa, weil ich nicht weiß, ob sie mit der Veröffentlichung ihres Namens einverstanden wäre.

Luisa war so weit wie ich, aber leider ging es ihr immer schlechter.

Deswegen sollte sie am 30. einen Kaiserschnitt bekommen. Um Mitternacht ging es ihr dann aber so schlecht, dass ihre kleine Tochter mit einem Notfallkaiserschnitt geholt werden musste. Gleichzeitig setzten bei mir die Wehen ein – ohne Einleitung. Nur 25 Minuten später war mein Sohn Milo geboren.

Luisa war leider noch nicht aus dem OP zurück, als ich wieder aufs Zimmer kam, aber ich erfuhr, dass ihre kleine Tochter schon bei den Schwestern war. Ich hörte, wie sie darüber sprachen, dass die Mama sich gewünscht hatte, dass sie gestillt wird. Aber nun hatte die Kleine Hunger und ihre Mama war noch im OP, deswegen wollten die Schwestern ihr doch die Flasche geben. Als ich das hörte, blutete mir das Herz.

Also nahm ich meinen Mut zusammen und fragte einfach, ob ich das Baby von Luisa stillen soll.

Ich hatte zum Glück sehr viel Milch. Zunächst reagierten die Schwestern zögerlich auf mein Angebot, sie waren noch nie in so einer Situation gewesen und wussten nicht genau, ob sie mir das fremde Kind an die Brust geben durften. Aber Luisa war ganz alleine, keine Familie oder Freunde waren da, um ihrem Baby zu helfen. Also willigten sie schließlich ein.

Zunächst war es ein bisschen komisch, ein fremdes Baby zu stillen, aber gleichzeitig fühlte es sich für mich auch selbstverständlich an, für das kleine Mädchen da zu sein und ihr die Brust zu geben. Schließlich konnte ich den Wunsch der Mama, dass ihr Baby keine Flasche bekommt, gut verstehen und wollte ihn ihr gerne erfüllen.

Vier Stunden später war Luisa immer noch nicht zurück bei uns auf dem Zimmer und ich wusste, dass etwas passiert sein musste.

Gleichzeitig war mir sofort klar, dass ich ihr Baby nicht alleine lassen würde und weiter stille. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich, dass Luisa ins künstliche Koma versetzt wurde, damit sich ihr Körper von einem hohen Blutverlust erholen kann. So vergingen zwei Tage, in denen ich mich sowohl um meinen Sohn Milo als auch um die Kleine von Luisa kümmerte.

Ich machte mir große Sorgen, aber dann erhielt ich endlich die erlösende Nachricht, dass Luisa aus dem Koma geholt wurde. Sie konnte sich schon wieder etwas bewegen, aber war noch viel zu schwach, um sich um ihre Tochter zu kümmern oder sie zu stillen. Eigentlich wären Milo und ich schon entlassen worden, aber ich habe die Ärzte regelrecht angefleht, ob wir nicht noch bleiben dürfen, um das Baby von Luisa zu versorgen.

Ich konnte die Kleine doch nicht einfach so zurücklassen!

Gott sei Dank willigten sie ein und so blieben wir. Am vierten Tag sah es dann schon ganz anders aus. Luisa konnte ihr Baby zum ersten Mal selbst stillen und wickeln. Ich blieb aber noch einen Tag, um sie zu unterstützen und ihr an ihrem ersten richtigen Tag als Mama zu helfen. Sie war mir total dankbar, dass ich ihre Tochter gestillt und mich so lange um sie gekümmert hatte.

Am fünften Tag ging ich dann mit einem guten Gefühl nach Hause. Luisa und ich tauschten noch Nummern aus und blieben noch einige Zeit in Kontakt. Aber dann lernte sie einen anderen Mann kennen und wanderte mit ihm aus, seitdem ist der Kontakt leider abgerissen. Mein letzter Stand ist, dass ihr kleines Mädchen sich super entwickelt hat.

Ich denke noch sehr oft an die beiden zurück und freue mich, dass ich mit einer kleinen Geste helfen konnte.


Vielen Dank, liebe Lôre, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Îna
Îna
2 Jahre zuvor

Naja…. In D wird keine Krankenschwester ein Kind einer anderen Mama zum Stillen geben. Da wird die Muttermilch bei einer anderen abgepumpt, untersucht und aus der Flasche gefüttert. Die spendende Mutter muss á) genug eigene Milch vorweisen können (ca eine Flasche pro Tag muss übrig bleiben) und b) wird erst die Mutter durch sämtliche Tests gebracht, die auch beim Blutspenden erfolgen. Niemand würde riskieren, dass sich ein Baby ggf. durch die Muttermilch mit irgendwas ansteckt. Auch Muttermilch ist eine Körperflüssigkeit durch deren Austausch man sich was wegholen kann.

ewagner565@gmail.com
3 Jahre zuvor

Schön das sie geholfen haben Respekt