Rauchen in der Schwangerschaft ist heutzutage eine echtes No-Go – viel zu viel weiß man über die möglichen Folgen für das Kind.
Aber was ist, wenn die Sucht stärker ist?
Was für viele werdende Mamas unvorstellbar ist, ist für andere ein handfestes Problem.
So ging es auch Martina* (*echter Name ist uns bekannt) aus Erfurt. Die 34jährige Mama zweier Kinder hat uns erzählt, warum sie in ihrer ersten Schwangerschaft noch regelmäßig zur Zigarette gegriffen hat – und wie sie inzwischen darüber denkt:
„Ich habe heute zwei Kinder, die ich sehr liebe: Ein Mädchen, das gerade sieben Jahre alt geworden ist und meinen Kleinen, der vier Jahre alt ist.
Ich würde heute mein Leben für meine Kinder geben, mein letztes Hemd!
Doch in meiner ersten Schwangerschaft habe ich es nicht einmal geschafft, eine gefährliche Gewohnheit abzulegen. Daran habe ich heute noch zu knabbern.
Ich war 26, als ich entdeckte, dass ich schwanger war. Diese Schwangerschaft war geplant – und doch hat es mich überrascht, weil es wirklich schnell damit ging. Ehrlich gesagt war mein Mann die treibende Kraft dabei, er wünschte sich schon seit ein paar Jahren ein Kind mit mir. Aber erst jetzt fühlte auch mich bereit. Dachte ich zumindest.
Ich freute mich natürlich auch – hatte aber gleichzeitig auch riesige Angst vor dieser neuen Aufgabe.
Das vorherrschende Gefühl in meiner Schwangerschaft war aber tatsächlich: Ungläubigkeit. Es war für mich so irreal, dass da ein kleiner Mensch in mir wuchs. Bald schon sollte ich ein Baby in meinen Armen halten. Mein Baby! Unvorstellbar.
Sagen wir mal, mir fehlte irgendwie völlig das Gefühl dafür. Stellte ich mir diese Verantwortung und das alles vor, wurde ich ziemlich nervös.
So, und ich denke, aus diesen Gründen (die natürlich überhaupt keine Entschuldigung dafür sind, das weiß ich heute!), hörte ich tatsächlich nicht mit dem Rauchen auf. Ich habe nie superviel geraucht, aber schon so ein paar Zigaretten am Tag. In der Mittagspause, am Abend…
Das erste Mal nach dem positiven Schwangerschaftstest, als mein Mann mich rauchend sah, flippte er aus!
Er selbst hatte tatsächlich sofort mit den Rauchen aufgehört, als ich ihm erzählte, dass wir Eltern werden würden. Aber auch sein Ausraster konnte mich nicht stoppen. Ich kann es mir heute selbst nicht mehr erklären, aber die regelmäßige Zigarette gehört irgendwie zu mir dazu, sagte ich mir.
Mit den Wochen rauchte ich zwar zu Hause kaum noch, aber schon ab und zu. Mein Mann flehte mich an, er meckerte, er druckte mir Infos über die Kinder rauchender Frauen in die Hand…. Ich wusste das alles ja, aber es drang nicht zu mir vor, was ich da tat. Irgendwann erzählte ich ihm, dass ich nicht mehr rauchen würde. Dafür machte ich abends Spaziergänge, allein. Ihr ahnt es: Die Zigarette war dabei mein Begleiter.
Ich weiß nicht, ob er es wirklich nicht merkte oder ob er aufgegeben hatte.
Wir sprachen nicht mehr darüber, das Thema galt offiziell als erledigt.
Dafür war jeglicher Gang zum Arzttermin ein ,Walk of Shame`für mich, denn die Ärzte log ich nicht an. Ich sah ihnen an, dass sie mich für unverantwortlich hielten.
Ich rauchte bis zwei Wochen vor der Entbindung meiner Tochter.
Dann ging es mir irgendwie so elend, dass ich gar keinen Appetit mehr auf Zigaretten hatte.
Das hat sich übrigens bis zum heutigen Tag nicht geändert. Zum Glück!
Meine Tochter kam kerngesund zur Welt. In dem Moment, als ich sie das erste Mal in meinen Armen hielt, heulte ich Rotz und Wasser vor schlechtem Gewissen. Dieses zarte, wunderschöne Wesen war mein Kind – was hatte ich ihr nur angetan!?
Danach habe ich nie wieder eine Zigarette angefasst. Und mache mir bis heute schwere Vorwürfe, auch, wenn alles gut gegangen ist. Womit ich das verdient habe, weiß ich nicht, aber ich danke dem Universum dafür.“
Danke, liebe Martina, für deine Offentheit.
Unverantwortlich