„Ich hatte als Kind immer ein Dach über den Kopf und genug zu essen: Trotzdem hatte ich kein liebevolles und sicheres Zuhause. Klargeworden ist mir das ganz besonders, als ich selbst Mutter geworden bin. Seitdem habe ich ein großes Ziel vor Augen: Niemals so werden wie meine eigene Mutter. Ich will meinen Kindern die Liebe geben, die ich selbst nie hatte.
Ich bin mit einer Mutter groß geworden, die sehr viele verschiedene Gesichter hatte.
Nie wusste ich, in welcher Stimmung ich sie vorfinden würde. Später kam raus, dass sie schon damals Alkoholikerin war. Im Nachhinein erklärt das vieles, was ich als Kind erleben musste. Aber wenn meine Mutter über unsere Kindheit spricht, dann ist sie immer die Heldin, die Frau, die alles für uns gegeben hat. Als Kind habe ich das einfach so hingenommen, doch als ich älter wurde, stellte ich ihre Version immer mehr in Frage.
Trotz vieler Versuche sie von einem Entzug zu überzeugen, ist sie bis heute Alkoholikerin. Vor ungefähr acht Jahren landete sie deswegen im Krankenhaus, Diagnose Leberzirrhose. Die Ärzte rieten ihr dringend, ihren Lebensstil zu ändern. Als ich sie ein paar Wochen später zu Hause besuchte, konnte ich ihre Fahne schon von Weitem riechen und musste mir dann noch die schlimmsten Dinge anhören, als ich sie darauf ansprach.
Mich machte das total fertig, ich fiel in ein richtiges Loch.
Ich wollte meiner Mutter so gern helfen, sah aber gleichzeitig ein, dass es so nicht weitergehen konnte. Immer mehr Dinge aus meiner Kindheit kamen hoch, über die ich noch nie nachgedacht hatte. Ich sprach sehr viel mit meinem Mann darüber und machte schließlich eine Therapie, um das alles aufzuarbeiten.
Je mehr ich meine Kindheit reflektierte, desto mehr fiel mir auf, wie verletzend das Verhalten meiner Mutter war. Als Kind bekam ich kaum Liebe, Unterstützung und Aufmerksamkeit von ihr, das hat mich für mein Leben gezeichnet. Schließlich entschied ich mich, den Kontakt mit meiner Mutter auf das Nötigste zu begrenzen, um mich selbst zu schützen.
Wenig später kam meine Große zur Welt und machte mich selbst zur Mama.
Inzwischen bin ich zweifache Mutter. Ich empfinde so viel Liebe für meine Kinder, ich würde alles für sie tun. Es ist für mich unvorstellbar, kein Interesse an ihrem Tag in der Kita zu haben oder sie nicht zu trösten, wenn sie weinen. Doch wenn ich eine meiner Töchter in den Arm nehme, sie beruhigend an mich drücke, spüre ich manchmal einen Stich. Es fühlt sich richtig an und gleichzeitig fremd. Noch nie habe ich so deutlich gefühlt, dass mir eine solche Liebe immer fehlen wird. Das tut weh.
Aber das Schöne ist: Ich kann es besser machen! Meine Töchter werden eine Mama haben, die sie auffangen kann. Ich bin nicht perfekt, aber ich habe mir selbst geschworen, in den wichtigen Momenten für sie da zu sein. Jeden Tag erinnere ich mich daran, dass ich die Mutter sein will, die ich selbst nie hatte.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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