„Ich komme einfach nicht richtig in meiner Mutterrolle an.”

Uns hat Dana geschrieben, die in Wirklichkeit anders heißt, aber lieber anonym bleiben möchte. Sie hat lange mit sich gehadert, weil sie im ersten Babyjahr mit ihrer Tochter nicht die komplette Erfüllung findet. Inzwischen hat sie eine neue Perspektive darauf. Lest am besten selbst und lasst gerne einen Kommentar da, wenn es euch ähnlich ging oder geht!

„Mal Hand aufs Herz, wenn man das erste Baby erwartet, malt man sich doch die ersten Monate total schön aus. Klar, das Wochenbett mit Geburtsverletzungen, Schlafmangel und einem Baby, das erst in der Welt ankommen muss, ist hart, aber danach, danach geht’s doch richtig los. Stundenlange Spaziergänge im Kinderwagen, Babykleidung in der Stadt kaufen, Baby-Schwimmen, Mami-Zirkel, Rückbildungskurs mit Baby etc.

Ja, so hab ich mir das auch vorgestellt.

Meine Kleine ist jetzt sechs Monate und für uns ist leider nichts davon wahr geworden. Während andere Muttis im Bekanntenkreis mit ihrem ungefähr gleich alten Nachwuchs bereits im Urlaub waren oder sich regelmäßig zum Frühstücken in der Stadt treffen, bin ich daheim mit Baby – immer!

Wir wohnen etwas außerhalb und sind für fast alles auf das Auto angewiesen. Allerdings hasst mein Kind das Autofahren und brüllt jedes Mal, bis wir am Ziel angekommen sind. Schlafen kann sie nur an der Brust, nachts meist nur 1-3 Stunden am Stück und in der Trage und im Kinderwagen wird nach maximal 45 Minuten gezappelt und lautstark gequengelt.

Körperliche Beschwerden konnten Arzt und Osteopath ausschließen.

Dabei ist mein Kind eigentlich sehr fröhlich und lacht viel, wenn man ihr volle Aufmerksamkeit schenkt, mit dem Spielzeug klappert, Furzgeräusche macht und Grimassen schneidet. Darauf beschränkt sich, dank der Auto- und Schlafsituation auch unser Alltag: Aufwachen, intensive Bespaßung, Schläfchen und dann alles wieder von Neuem. Wenn ich ganz mutig bin, packe ich sie in den Kinderwagen und laufe 20 Minuten zum Bäcker, in der Hoffnung, wir schaffen den Rückweg ohne Tränchen.

Ich liebe meine Maus unendlich, aber irgendwie komme ich im Mama-Sein nicht an, denn ich empfinde wenig Freude an diesem immer gleichen Tagesablauf. Ja, es könnte schlimmer sein. Mein Kind könnte zum Beispiel ununterbrochen durchschreien. Allerdings hatten mein Mann und ich vor der Geburt einen relativ aktiven Lebensstil mit vielen Reisen und Unternehmungen.

Im Vergleich dazu fühle ich mich jetzt wie daheim eingesperrt.

Mir war schon klar, dass ich nicht jeden zweiten Tag im Café sitzen und Cappuccino schlürfen würde oder, dass wir mit einem sechs Monate alten Baby nicht gleich eine riesige Flugreise machen würden. Das verlange ich gar nicht. Ich würde einfach gerne mal mit ihr die 15 Minuten zum Supermarkt fahren ohne Geschrei. Ich würde gerne einen Ausflug in den Botanischen Garten oder an die Elbe machen, ohne sie nach 30 Minuten auf dem Arm rumzutragen und mit der anderen Hand den leeren Kinderwagen zu schieben.

Ich möchte abends 15 Minuten mit meinem Mann reden, ohne nebenbei meine Tochter mit Rasseln und Quietsche-Ball bespaßen zu müssen. Und ich würde verdammt gerne einfach mal wieder vier oder fünf Stunden am Stück schlafen!

Lange habe ich mich damit allein gefühlt.

In unserem Umfeld scheint es nur ‚Anfänger-Babys‘ zu geben. Ich dachte, ich bin eine schlechte Mutter, weil ich meinem Kind noch keine Selbstregulation ‚beigebracht‘ habe oder einfach nichts von Schlaftraining halte. Ein Facebook-Post in der Gruppe „Wir sind Echte Mamas” zeigte aber: ich bin damit gar nicht allein. Vielen Müttern geht es so!

Kaum eine Mutter findet Gefallen daran, 24/7 nur daheim zu sein und die Geschichte vom friedlich schlafenden Baby im Auto scheint auch oft ein Mythos zu sein. Ein Kommentar hat mich besonders bewegt. Eine Mama schrieb, dass es ihr ähnlich geht und sie denkt, dass die Anfangs- bzw. Säuglingszeit vielleicht einfach nichts für sie ist.

So blöd wie das klingt, aber irgendwie hat mir der Satz die Augen geöffnet.

Vielleicht ist es einfach noch nicht meine Zeit im Mama-Sein aufzugehen. Vielleicht bin ich einfach keine ‚Baby-Mama‘. Vielleicht ist das auch okay so. Viele Eltern mögen z.B. die Pubertät der Kids nicht. Warum soll es dann nicht Eltern geben, die das erste Jahr nicht super erfüllend finden? Vielleicht starte ich einfach ein bisschen später durch und blühe viel mehr auf, wenn meine Maus ein Kleinkind ist.

Dann kann ich mit ihr in den Zoo, ihr die Welt erklären, zusammen singen, zu Play-Dates und auf den Spielplatz. Ob das auch wieder nur eine schöne Vorstellung bleibt, wird sich zeigen. Aber hey, ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn wir wissen doch: es wird vielleicht nicht leichter, aber definitiv anders.”


Liebe Dana (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Jennifer
Jennifer
11 Stunden zuvor

Unser erstes Kind hat auch beim Auto fahren geschrien bis es irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Wir haben die Autofahrten wenn es ging so geplant, dass Schlafenszeit war, mit ca. 10 Monaten war es von heute auf morgen vorbei. Kinderwagen ging auch erst als es sitzen konnte. Die Trage ging bei uns super nur hatten wir einen sehr heißen Sommer. Am schlimmsten war die Zeit der Sommerferien, als keine Kurse stattfanden, ich habe mich wirklich alleine gefühlt. Beim zweiten Kind war es besser trotz Corona, vll. weil ja schon ein Kind da war mit dem man sich „unterhalten“ könnte.

Mompie
Mompie
17 Stunden zuvor

Ich habe jetzt,wo mein Kind 2,5 Jahre alt ist auch festgestellt,ich bin keine Baby Mama. Genau wie Dana hab ich mich zu Hause auch „eingesperrt“ gefühlt, obwohl ich ein Anfänger Baby hatte,aber wegen Corona konnte vieles nicht stattfinden,man hat also aus Geburtsvorbereitung oder Rückbildungskurs keine gleichaltrigen Kinder kennenlernen können. Manchmal waren wir in einer Spielgruppe,aber die war immer vormittags ab 9 Uhr und als Baby hat mein Kind einfach gerne mal bis 8/8:30 geschlafen und so haben wir es nicht regelmäßig dorthin geschafft. Ich war gefühlt ständig alleine mit Kind. Und dann,wie sie schon schreibt,fahren andere mit ihren Babys in den Urlaub und mein Partner hatte Angst,mit dem Kind überhaupt 1 Stunde Auto zu fahren.

Statt das ich die Elternzeit so richtig genossen habe,war das 1 Jahr für mich nicht so schön und jetzt wo mein Kind selbstständiger ist,sich die Fantasie entwickelt und man sich einfach so schön unterhalten kann und miteinander sprechen kann,was man unternehmen möchte,da macht es mir alles viel mehr Spaß. Ich sehe Babys im Bekanntenkreis und ja sie sind süß und manchmal sehne ich mich danach,dass man ein Kind einfach hinlegt und es bleibt liegen,aber das ist nicht meins. Ich bin definitiv eine Kleinkind Mama 🥰

Lila
Lila
1 Tag zuvor

Ich fühle das so. Bei uns gabs zwar mit dem Autofahren und trage/Kinderwagen kein Problem, dafür hab ich sie zuhause einfach kaum tagsüber schlafen bekommen… im allgemeinen hab ich mein altes Leben einfach echt vermisst. Tue ich immer noch, aber seitdem sie läuft und der Fokus ihrer Entwicklung auf der Sprache liegt, ist es für mich einfacher geworden. Und vor allem, seitdem sie nur noch Max ein Schläfchen benötigt und ich regelmäßig zu Krabbelgruppe etc. Gehe
Halte durch, es wird besser, und wegen dem Autofahren: hast du schon mal eine Beratung bei den Zwergperten bzgl Kindersitz versucht? Jeder Körper ist anders, vielleicht gibt es etwas, das deine kleine am Sitz stört. Hab schon öfters gehört, dass das helfen kann.
Fühl dich und alle anderen die so fühlen unbekannterweise umarmt!