Durchschnittlich stillen Frauen in Deutschland acht Monate, aber immer mehr bekennen sich auch öffentlich zum Langzeitstillen. Der Aufschrei ist oft groß, wenn Mütter ihre Kinder übers erste Lebensjahr hinaus stillen. So war es kürzlich auch bei der Moderatorin Panagiota, die auf Instagram ein Reel dazu teilte und sich gegen die Anfeindungen wehrte.
Nun muss wieder eine Mutter harte Kritik einstecken, weil sie das Langzeitstillen ihrer Tochter im Netz thematisiert. Allerdings sprechen wir in diesem Fall über eine Neunjährige. Im Forum quora.com schreibt die Frau: „Ich erlaube meiner neunjährigen Tochter immer noch, an meiner Brust zu trinken und sie wird damit nicht aufhören, bis sie es selbst so will.”
Die Kommentare zum Eintrag der Mutter sind vernichtend:
„Bitte suchen Sie sich Hilfe, das ist weder natürlich noch gesund für Ihre Tochter. Sie müssen wirklich den Mutti-Zapfhahn abdrehen und sie erwachsen werden lassen.“ Ein anderer Benutzer fügte hinzu: „Sogar Tiere entwöhnen ihre Jungen. Es ist Teil des natürlichen Prozesses, ihnen beim Erwachsenwerden zu helfen. Deshalb haben wir ein spezifisches Wort für diese Phase. Jedes Säugetier tut es. Der Prozess beinhaltet per Definition, Babys das Saugen zu verweigern.“
Eine dritte Person schrieb: „Durch Stillen oder Fläschchen erhalten Säuglinge ihre Nahrung, bis sie in der Lage sind, Babynahrung zu sich zu nehmen. Es gibt keinen irdischen Grund dafür, dass eine Neunjährige noch wie ein Säugling gefüttert wird. Wenn Sie nicht aufhören, bis SIE aufhören will, haben Sie als Mutter die Kontrolle verloren.“
Stillen bis übers 9. Lebensjahr hinaus – im Sinne des Kindes?
Zugegeben: Die Vorstellung, dass man ein Kind stillt, das bereits die vierte Klasse besucht, fühlt sich für die meisten Menschen seltsam und irgendwie „falsch” an. Doch das Langzeitstillen ist keine Erfindung moderner Öko-Mütter. Bei Naturvölkern entwöhnen sich die Kinder im Schnitt im Alter von drei Jahren, einige werden sogar länger gestillt. Mehr dazu HIER.
Der kindliche Körper ist darauf eingestellt: Der Saugreflex bleibt teilweise bis zum sechsten Lebensjahr erhalten. Außerdem gibt es zwar Empfehlungen, wie lange man mindestens (ausschließlich) stillen sollte: die ersten vier bis sechs Monate.
Auf eine notwendige Obergrenze deutet hingegen nichts hin.
Trotzdem ist es in unserer modernen Gesellschaft sicher nicht notwendig, ein Kind so lange aus der Brust trinken zu lassen. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass jede Mama so lange stillen sollte, wie sie und ihr Kind sich damit wohlfühlen. Ich frage mich allerdings schon, ob sie ihrer neunjährigen Tochter damit wirklich einen Gefallen tut.
Was denkt ihr darüber? Verratet mir eure Meinung gerne in den Kommentaren!
Ich mag diese ständigen Vergleiche mit Naturvölkern gar nicht. Die Menschen haben auch eine ganz andere Nahrungsgrundlage, als „die westliche Zivilisation“. Das ist ein Picken von Rosinen, wenn man sich solche Birnen-Äpfel-Vergleiche als Argumentation herbei zieht. Prinzipiell ist es mir persönlich einerlei, wie lange eine Mutter ihr Kind stillt. Ich wünschte mir im Nachhinein, ich hätte meinen Sohn noch etwas länger gestillt. Leider muss ich feststellen, dass die langzeitstillenden Mamis, die ich kennen gelernt habe, auch Alleinerziehende sind… Schelm wer da jetzt Böses denkt. Aber es gibt auch Menschen, die ihre 5- oder 6-jährigen noch die Windeln wechseln, weil das Kind entscheidet, wann es trocken werden möchte. Naturvölker nutzen meiner Kenntnis nach keine Windeln…