„Ich bin Sina, und seit drei Jahren Mama von einem wunderbaren kleinen Mann. Ich liebe es, Mama zu sein, aber ärgere mich auch immer wieder über Vorstellungen und Erwartungen, die an Mütter gerichtet werden.
In letzter Zeit stößt mir das Mantra ‚Mamas sind wahre Superheldinnen‘ besonders sauer auf.
Diesen Satz lese und höre ich nämlich in den letzten Jahren überall und er stört mich! Obwohl er eigentlich nett gemeint ist, entwickle ich eine wachsende Abneigung gegen solche Sprüche und möchte gerne erklären, warum das so ist.
Denn eigentlich ist es ja nur zu wahr: Um ihren Alltag zu meistern, bringen viele Mamas täglich scheinbar unermüdliche Kräfte auf. Sie deswegen als ‚Superheldinnen‘ zu bezeichnen, soll wahrscheinlich eine Anerkennung für ihre Leistung sein, die viele Mütter so selbstverständlich erbringen. Schön, dass der riesige Einsatz vieler Frauen zumindest gesehen wird.
Warum ich mich trotzdem gegen diese Darstellung sträube?
Manche Mütter brennen komplett aus, weil sie ihre Bedürfnisse über Jahre wegdrücken müssen, um Haushalt, Kinder, Job und Partnerschaft unter einen Hut zu kriegen. Das ist meiner Meinung nach nichts, was wir bedingungslos abfeiern sollten. Vielmehr macht es mich traurig, dass Mamas solche übermenschlichen Anstrengungen an den Tag legen müssen, um den Alltag zu bewältigen. Da möchte ich nicht daneben stehen und das als ‚heldenhaft‘ beklatschen.
Seit ich selbst Mama geworden bin, kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Die Tatsache, dass vermeintlich alle anderen Mamas sich zu Superheldinnen entwickeln, während ich selbst kaum noch die Augen offenhalten kann, setzt mich voll unter Druck. Wie oft saß ich abends schon heulend auf der Couch, weil ich so restlos überfordert war und ich deutlich gespürt habe: Ich kann nicht mehr, so geht es nicht weiter.
In solchen Momenten finde ich diese Superheldinnen-Sprüche einfach nur zynisch.
Denn es stimmt einfach nicht, dass Mamas Superheldinnen sind! Natürlich geben wir alles für unsere Kinder, aber wenn wir dabei nie entlastet werden, wird das Spuren hinterlassen. Fast habe ich manchmal das Gefühl, das Gerede von den grenzenlosen Kräften der Mamas ist nur eine Ausrede, um ihnen nicht helfen zu müssen.
Jüngstes Beispiel: Der Lockdown. Plötzlich brach die Kinderbetreuung komplett weg, Eltern mussten teilweise gleichzeitig Kinder unterrichten, bespaßen und ihrem Job nachgehen. Dafür gab es aus der Politik Lob, oft war wieder von Superheldinnen-Mamas die Rede.
Doch anstatt des Lobs, hätte ich mir lieber mehr Entlastung gewünscht.
Denn Fakt ist: Auch außerhalb einer Pandemie stehen viel zu viele Frauen in Sachen Kindererziehung und Haushalt so gut wie alleine da, unabhängig davon, ob sie einen Partner haben oder nicht. Dass sie trotzdem das Familienleben irgendwie aufrecht erhalten, hat eher etwas mit grenzenloser Liebe zu ihren Kindern zu tun, als mit grenzenloser Kraft.
Wer mich immer nur dafür lobt, wie ich das Unmögliche möglich mache, mich aber dabei niemals fragt, ob ich Hilfe brauche, von dem fühle ich mich mindestens im Stich gelassen. Auf jeden Fall erzeugt es den Druck, dass ich immer die Problemlöserin mit der unendlichen Power sein muss.
Dabei hat doch jeder Mensch seine schwachen Momente und das ist normal.
Niemand kann dauerhaft Superheldin sein und diesen Anspruch sollte deswegen keine Frau an sich haben. Aber wenn alle immer vorgeben oder erwarten, dass Mamas alles problemlos schaffen und nichts eine Hürde ist, dann ist es umso schwerer, über die eigenen Probleme zu sprechen und sich Hilfe einzufordern.
Genau deswegen liegt es mir am Herzen, euch ganz offen zu sagen: Ich bin zwar Mama, aber alles andere als eine Superheldin – und ich will auch keine sein!“
Liebe Sina, vielen Dank für deine Meinung. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.
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