Vor ein paar Tagen habe ich eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Elternzeit gelesen. Demnach wünscht sich die Mehrheit aller Paare, die 14 Monate Elternzeit, in denen Elterngeld gezahlt wird, genau 50/50 aufzuteilen. Das heißt, sowohl die Mamas als auch die Papas würden jeweils 7 Monate zuhause bleiben. Soweit die Wunschvorstellung. Dass das in der Praxis komplett anders aussieht, ist wenig überraschend. Aber mich hat ehrlich gesagt schon der Wunsch allein gewundert. Denn als ich schwanger war, war mir von Anfang an klar: Ich will meine Elternzeit nicht teilen – sondern auf jeden Fall das erste Jahr zuhause bleiben.
Natürlich weiß ich, dass viele Gründe für eine andere Aufteilung sprechen.
Zum einen ist Mama nicht so lange aus dem Job raus, kann früher wieder arbeiten und in ihre Rentenkasse einzahlen. Zum anderen hat auch der Papa mehr Exklusivzeit mit dem Baby und kann seine Bindung zum Nachwuchs stärken, Nicht zuletzt wäre das ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung und Vereinbarkeit. Wobei es davon auch unterschiedliche Definitionen gibt. Vor kurzem habe ich schon aufgeschrieben, was Vereinbarkeit für mich bedeutet.
Ich weiß, es spricht also eigentlich viel dafür, die Elternzeit „fairer“ aufzuteilen. Und trotzdem: In diesem ersten, besonderen Jahr, in diesen kostbaren 12 Monaten, wollte ich einfach nur die Zeit mit meinem Baby genießen. In Ruhe im Mama-Sein ankommen, ohne mich um Arbeit und Co. zu kümmern. Die vielen großartigen „ersten Male“ miterleben und sie nicht „nur“ erzählt bekommen Und die Entscheidung war genau richtig: Denn erstens sind die ersten 12 Monate einfach so besonders und gehen viel zu schnell vorbei. Und zweitens sind sie anstrengend genug – auch ohne zusätzlichen Stress.
Meine Kinder sind beide kurz nach ihrem ersten Geburtstag in die Kita gekommen. Und schon da fiel es mir unglaublich schwer, mich zu trennen. Sie waren einfach noch so klein! Natürlich ist es etwas Anderes, ob sie in die Kita gehen oder zu Hause bei Papa bleiben. Trotzdem hätte ich mir niemals mir vorstellen können, früher wieder arbeiten zu gehen. Ich weiß natürlich, dass es manchmal nicht anders geht, und das soll auch keine Verurteilung sein. Aber ich bin dennoch froh, dass wir es so lösen konnten.
Vielleicht war das egoistisch meinem Mann gegenüber.
Schließlich hatte er so jeweils nur zwei Monate der Babyzeit mit den Kindern allein, während es bei mir ein ganzes Jahr war. Und wenn es ihm wichtig gewesen wäre, hätten wir bestimmt auch eine andere Lösung gefunden. Aber so haben wir uns für die „klassische“ Aufteilung entschieden.
Das heißt, mein Mann hat zwei Monate Elternzeit genommen. Den ersten direkt nach der Geburt, den zweiten Monat am Ende, als ich wieder arbeiten musste. Dadurch hat er auch die Eingewöhnung in der Kita übernommen, das hatten wir extra so abgesprochen, und es war für alle Seiten eine gute Entscheidung. Warum, das habe ich hier erzählt: Mein Mann macht die Kita-Eingewöhnung – für mich ein Segen.
Für uns war relativ schnell klar, dass wir es so lösen, und es war für beide Seiten okay. Und selbst, wenn mein Mann länger hätte Elternzeit nehmen wollen, wäre das schwierig geworden, auch wenn ich meine Monate gekürzt hätte. Denn natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine wichtige Rolle, und mein Mann hat schon damals deutlich mehr verdient als ich.
Gleichberechtigung klingt also in der Theorie super, lässt sich aber manchmal allein schon aus praktischen Gründen nur schwer umsetzen.
Ich wäre gern noch etwas länger zuhause geblieben.
Als meine Kinder nach einem Jahr in die Kita gekommen sind, hat mein Mama-Herz geweint. Und nicht nur mein Herz. Ich wäre unglaublich gern noch ein paar Monate länger zuhause geblieben. Wir haben uns immerhin den „Luxus“ gegönnt, meine Elternzeit um einen „unbezahlten“ Monat zu verlängern, weil ich bis zum ersten Geburtstag zuhause bleiben wollte. Und ich sage ehrlich, viel mehr wäre auch nicht drin gewesen.
Aber davon mal abgesehen: Ich lese immer wieder die Diskussion darüber, dass Papas mehr Elternzeit nehmen sollten. Und grundsätzlich stimmt das natürlich auch. Aber vielleicht sollte auch mal jemand uns Mamas fragen, ob wir die Elternzeit überhaupt teilen möchten. Denn das ist (leider) die Voraussetzung dafür, wenn man auf das Elterngeld angewiesen ist.
Wie seht ihr das denn: Wie lange wart/seid ihr in Elternzeit und wie habt ihr die Aufteilung geregelt? Hättet ihr euch eine andere Aufteilung gewünscht? Und wenn ja, woran ist sie gescheitert?
Hier findet ihr die oben genannte Studie:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2025/maerz/frauen-und-maenner-wollen-die-bezahlte-elternzeit-gleichmaessig-aufteilen-tun-es-aber-nicht
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