24 Stunden lang für den Nachwuchs sorgen? Puh, das schlaucht! Wie schön es ist, wenn der Partner das Kind für ein paar Stunden übernimmt, geben viele Mütter nicht gerne zu.
Doch Mama Angi* aus unserer „Echte Mamas“-Community hat entschieden, über ihre Gefühle zu reden und zu erzählen, wie es ihr an manchen Tagen mit Baby wirklich geht (*der vollständige Name ist uns bekannt).
„Ich liebe mein Kind, ABER ich bin heilfroh, wenn am Nachmittag mein Mann nach Hause kommt und mich für ein paar Stunden ablöst. Dass es so anstrengend ist, Mutter zu sein, konnte ich mir früher gar nicht vorstellen.
In meinem Kopf stellte ich mir einen Tag mit Kind etwa so vor: Morgens frisch und gut gelaunt aus dem Bett springen, das Kind wecken, spazieren gehen, spielen, gesundes Essen zubereiten, noch mehr spielen, Abendessen machen, das Kind mit viel Liebe und vielen Küssen ins Bett bringen, auf der Couch mit meinem Mann ein Glas Wein trinken, entspannt selbst schlafen gehen.
Irgendwie hatte ich nie daran gedacht, dass man sein Kind auch noch anziehen und wickeln muss und dass man beides aus tiefstem Herzen verabscheuen kann. Dass man einkaufen muss, was mit einem Baby oder Kleinkind übelst anstrengend ist. Dass man auch noch das Essen kochen muss – ebenfalls anstrengend, wenn einem ein Kind am Bein hängt. Dass ein Kind es schafft, 60 Quadratmeter vollzukrümeln, alle Schubladen auszuräumen und die Mülleimer auszukippen – nur weil man kurz pinkelnist. Oder dass man überhaupt nicht mehr alleine auf die Toilette gehen kann.
Ich hatte nicht bedacht, dass Babys ganz schön oft weinen und man nicht weiß, wieso. Ich hatte auch nicht bedacht, wie oft Kleinkinder Wutanfälle bekommen, wenn sie etwas nicht dürfen oder können, und dass sie beißen und kneifen und Haare ziehen und kratzen, was wirklich an den Nerven zehrt, obwohl sie es meistens nicht böse meinen.
Kurz und gut: Jeder Tag ist zwar schön und voller Freude, aber trotzdem einfach anstrengend und frustrierend und ich erwarte sehnlichst meine Feierabend-Pause,den „Schichtwechsel“ mit meinem Mann. Spätestens eine Stunde nach dem Mittagessen fällt mein Energielevel dramatisch, und ab da beginnt die Zeit quälend langsam zu verstreichen. Am Ende zähle ich oft die Minuten, bis mein Mann endlich nach Hause kommt und ich unser Baby abgeben kann.
Eigentlich ganz schön fies, oder? Ja, ich habe ein schlechtes Gewissen und weiß, wie schnell Kinder groß werden und dass man jede Minute mit ihnen genießen soll. Und das tue ich! Immer! Vormittags! Meistens! Oft!
Nur am Nachmittag fühle ich mich an einigen Tagen so geschlaucht, als wäre ich einen Marathon gerannt, vor allem, wenn unser Kind zahnt oder einen Wachstumsschub hat oder eine Erkältung.
Dann warten wir am Fenster auf Papa und freuen uns alle drei wie verrückt, wenn er auf der Straße angelaufen kommt – jeder aus seinem eigenen Grund. Mein Mann freut sich, weil wir ihn erwarten und er endlich bei seiner Familie ist. Unser Baby ist glücklich, weil der Papa endlich da ist und mit ihm herumalbert. Und ich bin erleichtert, weil jetzt jemand anders die Wutanfälle erträgt, die Mülleimer bewacht und die Bisse abbekommt.
Wenn Papa zuhause ist, darf ich mir Zeit für mich nehmen und entspannen, und mit mir zahlreiche überbeanspruchte Körperteile: Der Trage-Arm, der schon fast doppelt so viel Muskelmasse hat wie der andere; die Blase, die irgendwie immer warten muss, weil ich mich noch kümmern muss, bevor ich auf Toilette darf; die Füße, die dauernd hinterher laufen müssen, weil das kleine Menschlein so viele Gefahren noch nicht erkennen kann; der Kopf, der sich täglich um die Logistik der Wickeltasche und der Beikost etc. kümmert.
Während ich mich völlig erschöpft auf der Couch niederlasse, die Füße hochlege und die Augen schließe, höre ich die beiden im Kinderzimmer spielen, bin glücklich und freue mich, über den Tag, der hinter mir liegt, und über die Ruhe.
Dieser bewegungslose Zustand dauert an schlechten Tagen auch mal bis zur Bettzeit an. Durchschnittlich allerdings halte ich es ungefähr eine halbe Stunde durch, bevor die Füße wieder auf den Boden müssen und ich – na, was wohl? – mich auf den Weg ins Kinderzimmer mache. Um mitzuspielen.