„Ich zwinge mein Kind zu seinem Hobby – ohne schlechtes Gewissen.”

„Ich bin Mama von zwei Kinder, die mit sechs und acht Jahren beide ein Alter erreicht haben, in dem Hobbys eine Rolle spielen. Meine Große hat schon eine richtige Hobby-Karriere hinter sich, mein Jüngster eifert ihr wie immer in allen nach. Aber vor ein paar Wochen musste ich eine Grenze ziehen: Ich habe das Hobby-Gehopse satt und zwinge meine Tochter seitdem zum Reitunterricht und auch mein Sohn hat vorerst Hobby-Verbot.

Klingt hart, ist aber meiner Meinung nach nur fair.

Die vielen angefangenen und abgebrochenen Hobbys meiner Kinder gehen nämlich langsam ganz schön ins Geld. Klar, am Anfang habe ich mich noch gefreut, dass die beiden so aktiv sind und Dinge in ihrer Freizeit ausprobieren wollten. Bei meiner Kleinen begann es mit Judo. Sie wollte unbedingt mit ihrer Freundin zum Kinder-Judo. Also gingen wir hin, nach ein paar Stunden zum Ausprobieren meldete ich sie an und kaufte ihr einen Judogi für Kinder. Der kleine Bruder wollte plötzlich auch so einen Anzug und mit der Schwester zum Training, also gut.

Doch nach drei Monaten zerstritt sie sich mit ihrer Freundin und verlor das Interesse am Judo. Stattdessen wollte sie lieber zum Ballett mit Anna, ihrer neuen besten Freundin. Der kleine Bruder wollte plötzlich unbedingt zum Fußball, schließlich hatte der Papa früher auch Fußball gespielt. Gut, also, habe ich getan, was eine gute Mutter tun muss und meinen Terminkalender komplett umgestellt, damit ich beide Kinder zum Training fahren kann.

Wochenlang hetzte ich mich nach der Arbeit zum Fußballtraining und dann weiter zum Ballett.

Mein Mann, der länger arbeitet als ich, holte die beiden dann immerhin ab. Gerade hatten wir uns eingespielt, da bekam mein Sohn plötzlich immer ‚Bauchweh‘, wenn er eigentlich zum Training sollte. Irgendwann kam er damit um die Ecke, dass er keine Lust mehr auf Fußball hat und lieber zum Basketball möchte. Also gut, ich meldete ihn beim Fußball ab und beim Basketball an und hoffte, dass die anfängliche Begeisterung dieses Mal länger anhalten würde.

Gerade hatte ich das verdaut, da entdeckte meine Tochter die Liebe zu Pferden. Zwei Hobbys waren mir eines zu viel, ich bot ihr deswegen an, dass sie sich entscheiden dürfte. Leider wählte sie das Reiten, damit hatte ich nicht gerechnet. Da ich selbst als Kind Reitunterricht und jahrelang sehr viel Freude daran hatte, gab ich aber zähneknirschend nach und ließ sie eine Probereitstunde absolvieren.

Sie war völlig begeistert und wollte sofort mit dem Unterricht beginnen.

Schließlich ließ ich mich überreden und meldete sie an. Wenig später besuchten wir ein Fachgeschäft, denn so eine kleine Reiterin muss ausgestattet werden: Reithelm, Reithosen, Handschuhe und Reitstiefel machten sich deutlich auf meinem Konto bemerkbar. Doch nach einem halben Jahr ließ die Begeisterung merklich nach. Meine Tochter hatte bei einer Freundin ein Klavier ausprobieren dürfen und redete plötzlich von nichts anderem mehr. Sie wünscht sich nun sogar ein Klavier zu Weihnachten.

Dafür wollte plötzlich mein Sohn Reitunterricht nehmen und hatte keine Lust mehr zum Basketball zu gehen. Doch mir ist der Geduldsfaden gerissen. Eigentlich wollte ich meinen Kindern immer ermöglichen, sich auszuprobieren und Neues zu entdecken, aber ich hatte nicht damit gerechnet, wie anstrengend es ist, die dauernd wechselnden Termine unterzubringen und wie teuer es ist, die Kinder für ihre Hobbys auszustatten.

Also sprach ich ein Machtwort.

Meine Tochter wird vorerst beim Reiten bleiben – für mindestens ein weiteres Jahr. Sollte sie dann noch etwas anderes machen wollen, reden wir weiter. Bis dahin ist mein Sohn auch in ihre Reitsachen ‚reingewachsen‘. Falls er dann also noch Interesse hat, reiten zu lernen, kann er das tun. Ansonsten habe ich es ihm freigestellt, ob er weiter zum Basketball gehen will oder die Zeit zuhause verbringt.

Ich brauche einfach eine Pause von den dauernd wechselnden Freizeitbeschäftigungen meiner Kinder. Sie durften nun schon einiges ausprobieren, sodass ich kein schlechtes Gewissen habe. Nicht mal, als meiner Tochter vor Wut die Tränen kamen, weil sie kein Klavier bekam, sondern weiter zum Reiten gehen sollte. Ein Jahr kommt ihr lang vor, doch ich finde, so lange sollte sie das Hobby mindestens durchziehen.

Vielleicht ist das für sie eine gute Lektion.

Im besten Fall lernt sie, dass sie nicht sofort hinschmeißt, wenn es mal kurz keinen Spaß macht. Vielleicht lernt sie so auch, sich einen Hobbywechsel genauer zu überlegen. Für meinen Sohn gilt das gleiche. Außerdem ist er noch klein, ich finde, er braucht jetzt noch nicht unbedingt ein Hobby, dem er nachgeht. Er durfte ein paar Dinge ausprobieren und jetzt darf er sich ein Jahr lang überlegen, was er als nächstes tun möchte. Aktuell geht er übrigens erstmal weiter zum Basketball, zuhause war es ihm doch zu langweilig.”


Liebe Ramona, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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