Als Annabell vor sechs Jahren ihre Fehlgeburt erleidet, durchlebt sie im Krankenhaus eine traumatische Zeit. Heute setzt sie sich deswegen für andere Eltern von Sternenkindern ein und hilft ihnen als Sternenkindfotografin bei der Trauerbewältigung.
„Ich verlor mein Kind vor sechs Jahren. Unser Wunschkind hörte in der 16. Woche auf zu leben. Ich fuhr noch selbst ins Krankenhaus. Dort sind doch Ärzte, die können mir helfen, dachte ich. Vielleicht können sie mein Baby retten.
Als ich ankam, wurde es hektisch.
Beim ersten Ultraschall hieß es, es ist tot. Ich saß blutend im Wartezimmer und weinte. Es war beschämend vor all den anderen Patienten in der Notaufnahme ins Wartezimmer zu bluten und auf jemanden zu warten, der mich mit auf eine Station nahm. Ich war allein, mein Mann bei der Arbeit.
Ich flehte die Schwestern an, mich waschen zu dürfen. Aber das machte Arbeit und wurde grummelnd kommentiert. Knapp zwei Stunden später lag ich im OP. Ich wurde ausgeschabt so schnell sie konnten und musste das Bett räumen. Wieder zwei Stunden später saß ich auf der Straße, mitten in der Nacht, um 23 Uhr. Mein Mann holte mich ab.
Sie warfen unser Kind einfach weg, als wäre es Abfall.
Und meine Seele gleich mit. Kein Mensch sollte sowas erleben müssen. Ich durfte das Kind gar nicht sehen. Danach habe ich professionelle Hilfe gebraucht und meine Ehe zerbrach fast daran. Als es mir Jahre später besser damit ging, fasste ich einen Entschluss.
Wenn ich etwas an dem System ändern könnte, würde ich es tun. Also trat ich einem Verein für Sternenkind-Eltern bei und machte mich als Fotografin selbstständig. Nun hatte ich auch das Knowhow und die Flexibilität, anderen zu helfen.
Ich fing an, Sternenkinder zu fotografieren.
Ich trat einem Verein für Sternenkindeltern bei, der für alle da ist, die einen solchen Verlust erleiden. Jetzt war ich wirklich in der Lage, etwas für die Eltern zu tun – und mich selbst ein wenig zu heilen. Ich fotografiere seit über einem Jahr verstorbene oder sterbende Kinder. Dabei begegne ich den Eltern so, wie ich es damals gebraucht hätte.
Wir geben den Kindern so eine greifbare Existenz. Einen Beweis, wie sehr sie geliebt werden. Und setzen den Grundstein für die Trauerbewältigung. Ich hätte am liebsten ein Gesetz für den Umgang mit Sternenkindern und ihren Eltern und eine Enttabuisierung von Fehlgeburten. Dann wäre die Welt ein besserer Ort!
So lange kämpfe ich weiter, für die Eltern, Kinder und die reale Trauer.
Unser Kind würde nächsten Monat sieben Jahre alt werden. Leider ist mir von ihr nichts geblieben. Die Ultraschallbilder haben wir symbolisch unter einem Rosenstrauch begraben, deswegen haben wir sie Rose genannt.
Ein halbes Jahr nach der Fehlgeburt wurde ich mit unserem Regenbogensohn schwanger. Im Jahr 2022 kam meine Tochter dazu. Sie wird nächsten Monat zwei Jahre alt und wurde vier Tage und vier Jahre nach dem Tod meines ersten Kindes geboren. Als sollte das so sein.”
Liebe Annabell, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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