Schlechte Nachrichten: Immer mehr Kinder wiegen zu viel, laut Robert-Koch-Institut ist jedes sechste Kind in Deutschland übergewichtig.
Viele Eltern denken „Na und? Das verwächst sich bestimmt noch“. Was sie meist nicht im Blick haben: Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anzahl der Fettzellen im Kindesalter angelegt wird – wenn Kinder „fett“ werden, bilden sie neue Fettzellen.
Im Gegensatz dazu: Nimmt man als Erwachsener zu, kommen nicht mehr Fettzellen dazu, sondern die bestehenden vergrößern sich. Auch wenn man abnimmt, verringert sich nicht die Anzahl der Fettzellen, sie werden nur wieder kleiner.
Das bedeutet: Wer im Kindesalter schon viel zu viele Fettzellen anlegt, trägt ein hohes Risiko, ein Leben lang mit Gewichtsproblemen zu kämpfen – im Vergleich zu Kindern mit einer gesunden Anzahl Fettzellen.
Schlimme Langzeitfolgen des kindlichen Übergewichts
Mal ganz davon abgesehen, dass deutliches Übergewicht schon im Kindesalter zu gesundheitlichen Problemen (hoher Blutdruck, gestörter Zucker- und Fettstoffwechsel, Gelenkprobleme…) und einer Menge Hänseleien führen kann, sind besonders die gesundheitlichen Langzeitfolgen von zu vielen Kilos oder im schlimmsten Fall sogar Adipositas dramatisch.
Studien haben sogar gezeigt, dass stark übergewichtige Jugendliche tatsächlich mehrere Lebensjahre verlieren können, bei schwerer Adipositas sogar bis zu 19 (!) Jahren. Und die aus dem Übergewicht resultierenden Erkrankungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten von 145 Milliarden Euro.
Schuld ist vor allem die Ernährung
Dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. zufolge stellt das größte Problem hier natürlich eine falsche Ernährung dar, vor allem zuckerhaltige Getränke und Fast Food. Die KIGGs-Studie hat gezeigt, dass Elf- bis 13jährige Deutsche im Schnitt jeden Tag 450 ml zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen. Jede Menge Kalorien, die mit wenigen Schlucken, ganz nebenbei, verzehrt sind. Würden diese Getränke durch Wasser ersetzt werden, würden die Kinder in rund fünf Wochen eine Kilogramm abnehmen!
Übergewicht – ein schichtenspezifisches Problem?
Die KIGGs-Studie hat außerdem gezeigt, dass sich Übergewicht bei Kindern immer mehr zu einem „schichtenspezifischen“ Problem entwickelt. „Die soziale Ungleichheit der Gesundheitschancen hat in nur einem Jahrzehnt stark zugenommen“, erklärt Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Es sei „alarmierend, dass in Haushalten mit geringem Einkommen und schlechter beruflicher Stellung überproportional viele Kinder zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig oder gar fettleibig seien.
Na, aber es liegt doch eigentlich auf der Hand. Wenn wir mal überlegen: Eine gesunde, frische Ernährung, vielleicht sogar noch bio, ist leider teuer! Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Fisch oder mageres Fleisch gehen meist deutlich mehr ins Geld als beispielsweise Fertiggerichte, Weizentoast, Nudeln oder Fast Food.
Ist das die Lösung?
Der Verband der Kinderärzte schreibt dazu: „Zur Prävention der Übergewichtsepidemie in der Bevölkerung sind also Veränderungen der Energie- und Nährstoffzufuhr aus Speisen und Getränken unverzichtbar“. Er fordert eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke, wie sie Großbritannien vor Kurzem einführte.
Das Ergebnis könnte laut des Verbandes ähnlich beeindruckend aussehen: 144.000 weniger adipöse Kinder und Erwachsene, 19.000 weniger neue Fälle von Diabetes und 270.000 weniger kariös geschädigte Zähne.
Das ist vielleicht ein guter Anfang. Aber kann es nicht irgendwie gelingen, dass gutes Essen erschwinglich für alle wird?