Tetanus ist eine Krankheit, die eigentlich nicht sein müsste. Und deren Gefahr viele heute unterschätzen. Vielleicht gerade weil sie so gut wie nicht mehr vorkommt. Dabei hieß Tetanus früher auch – zu Recht – die Teufelskrankheit, und verläuft fast immer tödlich.
In den USA bewegt jetzt der Fall eines Sechsjährigen die Gemüter.
Der Junge spielte draußen auf einer Farm in Oregon. Er stolperte und verletzte sich an der Stirn – nichts Besonderes bei einer Kindheit auf dem Bauernhof. Seine Eltern reinigten und nähten die Wunde selbst und hakten den Vorfall relativ schnell ab. Doch dann ging des dem Jungen plötzlich schlecht. Fast eine Woche nach dem Vorfall verkrampfte sich sein Kiefer, er bekam Probleme beim Atmen. Seine Eltern mussten einen Notarzt rufen, der den Jungen per Hubschrauber in eine Kinderklinik brachte. Als er im Krankenhaus ankam, krampften die Kiefermuskeln des Jungen unkontrolliert.
Er wollte Wasser, konnte aber nicht mal den Mund öffnen, um danach zu fragen.
Seine Rücken- und Nackenmuskulatur war gekrümmt und verkrampft, er hatte Herzrasen, hohen Blutdruck und über 40° Fieber. Die Ärzte mussten ihn ruhigstellen. Sie steckten ihn mit Ohrstöpseln in einen abgedunkelten Raum, da jede Art von Stimulation – Licht, Klang oder Bewegung – seine Muskelkrämpfe verschlimmerte. Er musste fast zwei Monate lang dort bleiben, wurde 44 Tage lang künstlich beatmet.
Doch zum Glück verbesserte sich der Zustand des Jungen. Nach ungefähr sechs Wochen konnte er wieder etwas trinken und schon eine Woche später wenige Meter ohne fremde Hilfe gehen. Einen Monat nachdem er aus dem Krankenhaus kam, konnte er auch wieder laufen und Rad fahren.
Das Kind hatte eine Tetanus-Infektion, auch Wundkrampf genannt.
Eine neuromuskuläre Erkrankung, die durch Bakterien verursacht wird, die durch offene Wunden in die Haut gelangen. Dabei ist Tetanus ist mit einer einfachen Impfung vermeidbar. Seit den 1940er Jahren wird sie Kindern standardmäßig verabreicht, was in den USA zu einem Rückgang der Tetanus-Fälle um 95% geführt hat.
Doch dieser Junge war jedoch nicht geimpft.
In den USA war er der erste Fall von Tetanus bei einem Kind seit über 30 Jahren.
Als der Junge ins Krankenhaus eingeliefert wurde, gaben ihm die Ärzte eine Notfalldosis des Tetanusimpfstoff.
Doch seine Eltern entschieden vor der Entlassung, keine weiteren Impfungen zu erlauben.
Unverantwortlich und ein Riesenskandal, finden auch die Ärzte. Schließlich gibt es die Möglichkeit, diese Krankheit zu nahezu 100% zu verhindern. Und schließlich ist Tetanus keine übertragbare Krankheit, die das Immunsystem „mal durchmachen sollte“.
Übrigens: Die Behandlung des Jungen im Krankenhaus hat über 800.000 US-Dollar gekostet. Dazu kommen die Rettung per Hubschrauber, anschließende Reha und ärztliche Nachsorgen. Sollten die Eltern nicht ausreichend versichert sein, was in den USA oft der Fall ist, müssen sie die Kosten selbst tragen. Eine Impfung kostet in den USA zwischen 18 und 30 Dollar.
[…] Versorgung sieht es ganz anders aus. Einmal infiziert, gibt es kaum Heilungschancen. Tetanus zu überleben, grenzt an ein Wunder. Das einzig wirksame Mittel dagegen ist eine vorbeugende […]