Vielleicht ist es dir schon aufgefallen, das Google-Logo ziert heute ein besonders schönes Motiv. Es zeigt eine schreibende Dame, ein Baby im Mutterleib und eine stillende Mama. Das klingt nach einem Fall für uns!
Es geht um eine starke und kluge Frau, die vermutlich das Leben von Millionen Mamas beeinflusst hat.
Mit dem heutigen Doodle feiert Google die deutsche Hebamme Justine Siegemund. Doch warum genau wird sie bis heute gefeiert? Das liegt an ihrem wichtigen und fortschrittlichen Werk: Ende des 17. Jahrhunderts veröffentlichte sie ein wegweisendes Lehrbuch zur Geburtshilfe.
Die Motivation für ihre Karriere schöpfte sie aus ihrer eigenen Leidensgeschichte. Als Justine, geboren am 26. Dezember 1636 in Rohnstock bei Jauer, 20 Jahre alt war, wurde sie für schwanger gehalten. Infolgedessen musste sie 14 Tage lang unangenehme Behandlungen von Hebammen über sich ergehen lassen, bis sich herausstellte, dass sie überhaupt nicht schwanger war (Quelle: Deutsche Biographie).
Justine: Eine echte Macherin
Nach dieser quälenden Erfahrung wollte sie verhindern, dass anderen Frauen ähnliches angetan wurde. Kurzentschlossen nahm sie es also selbst in die Hand, das Wissen zur Geburtshilfe zu verbessern und zu verbreiten. Sie bildete sich anhand von Büchern und Abbildungen autodidaktisch weiter und stand danach den ärmsten Bäuerinnen bei Geburt und Schwangerschaft zur Seite.
Ihr Ruf war irgendwann so gut, dass er ihr vorauseilte. Sie wurde zunächst als Stadt-Hebamme nach Liegnitz und dann durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm als Hof-Wehe-Mutter nach Berlin berufen. In dieser Funktion wurde sie auch immer wieder zur Niederkunft und Wochenpflege verschiedener Fürstinnen und Prinzessinnen an meist eng mit den Hohenzollern verbundene Höfe ausgeliehen.
Ihr Buch galt lange als Standardwerk der Hebammenlehre
1690 veröffentlichte Justine schließlich ein Lehrbuch für Hebammen mit dem Titel „Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter/ Das ist: Ein höchst-nöthiger Unterricht/ Von schweren und unrecht-stehenden Geburten”. Darin schilderte sie unter anderem, wie man mit einer falschen Lage des Fötus oder der Nabelschnur umgehen konnte.
Das Lehrbuch für Hebammen erreicht hohe Auflagen. Aufgrund der Präzision und des prägnanten Stils der Verfasserin galt es lange als Standardwerk der Hebammenlehre. Es wurde später – auch lange nach ihrem Tod – mehrfach wieder aufgelegt.
Justine Siegemund starb am 10. November 1705 in Berlin. Bis zu ihrem Tod brachte sie mehr als 6200 Kinder sicher zur Welt (Quelle: Kaiserin.de).