Der Schritt von der Kita in die Schule ist riesengroß – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Kein Wunder, dass Erstklässler nach der Einschulung dauernd gefragt werden, wie sie zurechtkommen und ob ihnen der Unterricht gefällt. Leider fällt die Antwort nicht immer positiv aus.
Ist es normal, wenn Kinder keine Lust auf die Schule haben? Was können Eltern tun, wenn ihr Kind – im schlimmsten Fall sogar dauerhaft – unmotiviert ist und am liebsten „nie mehr” hingehen würde?
Gerade sind sie geboren, jetzt laufen sie voller Vorfreude mit ihrem riesigen Schulranzen zur Schule!
O Gott, geht es jetzt zu den nächsten Schritten (Führerschein, Abitur, Hochzeit, uns zu Großeltern machen…) etwa genau so schnell? Die Einschulung ist für Eltern und Kinder der Eintritt in einen ganz neuen Lebensabschnitt. Kein Wunder, dass er bei Mama und Papa die unterschiedlichsten Gefühle und Gedanken auslöst.
In den ersten Wochen an der Grundschule ist alles neu und aufregend, doch dann kehrt Alltag ein.
Das ist dann oft der Zeitpunkt, wenn die Begeisterung nachlässt und sich vielleicht stattdessen Langeweile einstellt. Saskia Niechzial ist selbst Lehrerin und Mutter dreier Kinder. Sie ist auch bei Instagram aktiv und gibt unter dem Namen „liniert.kariert” Tipps rund um „Schule auf Augenhöhe”. Im Interview mit der Berliner Zeitung erzählt sie, dass die meisten Fragen, die sie erhält, sich um das Thema Schuleinstieg drehen.
„Übergänge sind für Menschen immer eine Herausforderung“, erklärt Saskia Niechzial. „Das Allerwichtigste ist, dem Kind Sicherheit zu geben.“ Eltern sollten sich also nicht gleich verunsichern lassen, wenn die anfängliche Begeisterung verfliegt. Stattdessen sei es wichtig, genau hinzuschauen, was das Kind braucht und wie man es unterstützen kann, damit es wieder mit mehr Freude zur Schule geht. Vielleicht hilft dir dabei unser Beitrag „Wie kann man mit einsilbigen Kindern über Gefühle sprechen”.
Typische Fehler, die Eltern unbedingt vermeiden sollten
Viele Eltern neigen dazu, ihre eigenen negativen Erfahrungen in der Schule auf das Kind zu übertragen. „Schaut als Eltern auf euch selbst. Da kommen oft Emotionen hoch, die Eltern aus gutem Grund nach hinten geschoben haben“, rät die Expertin. Wichtig ist es, dass die Erwachsenen sich bewusst machen, dass ihr Kind die Chance hat, die Schule anders zu erleben als sie selbst.
Ulric Ritzer-Sachs, Onlineberater bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, rät außerdem dazu, dass Eltern ihre eigenen schlechten Noten verschweigen sollten. Und zwar nicht aus Scham oder um als Schulheld vor den Kindern dazustehen – sondern allein, um den Erstklässlern Ängste zu ersparen.
Erzählen Eltern nämlich direkt vor der Einschulung von schlechten Noten in Mathe, Physik und Co., schwingt laut Ritzer-Sachs auch ungewollt ein „Oh oh, vielleicht ergeht es dir auch so“ mit. Mehr dazu könnt ihr HIER lesen.
Was Eltern stattdessen tun können
Zuerst sollten Mama und Papa versuchen, genau hinzuhören. Was ist es, was das Kind stört? Warum langweilt es sich oder fühlt es sich vielleicht in der Klasse unwohl? Wenn Letzteres der Falls ist, kann ein Gespräch mit der Lehrkraft oft schon weiterhelfen.
Viele Kinder stören sich an den immer gleichen Abläufen und Übungen im Unterricht. Sie sehnen sich danach, abwechslungsreicher zu lernen. Wenn das der Fall ist, können Eltern im Alltag neue Impulse setzen und spielerisch mit dem Kind lernen, um so die Freude daran zu erhalten.
Vielleicht hat der Nachwuchs aber einfach nur einen schlechten Tag? Dann ist es wichtig, dass die Eltern ihm den Rücken stärken und daran erinnern, was alles Spaß macht in der Schule. Viele Kinder motiviert es außerdem, wenn sie gemeinsam mit Mama oder Papa durchgehen, was sie schon alles gelernt haben und in der Schule bald noch lernen werden.
Und wenn das alles nicht hilft und das Kind Schule immer noch doof findet?
Autorin Nora Imlau sagt: „Niemand kann gezwungen sein, etwas zu mögen, bei dem er keine Wahl hat.“ Es sei eine wichtige Frage von Würde, Dinge doof finden zu dürfen, bei dem das Kind kein Mitspracherecht hat. „Es gibt eine Schulpflicht, es gibt keine Schul-gut-finde-Pflicht“, fasst Imlau zusammen.
Handlungsbedarf bestehe aber dann, wenn das Kind leidet. Wenn ein Kind äußert, dass es Angst habe und da nicht mehr hinwolle, dann gehe es um die seelische Gesundheit des Kindes. Zum Glück ist das aber selten der Fall.
Hast du schon ein Schulkind zuhause? Verrate uns gerne in den Kommentaren, wie du damit umgehst, wenn es gar keine Lust auf die Schule hat.