Alice Bender aus den USA stellt stolz Videos von ihrem kleinen Sohn ins Netz, um ihre Erfahrungen zu teilen. Sie präsentiert dabei gerne ihren „natürlichen” Erziehungsstil. Denn die junge Mutter möchte anderen Eltern zeigen, wie naturverbunden ihr acht Monate altes Baby aufwachsen darf.
Aber ihre Methoden stoßen nicht nur auf Begeisterung, viele User halten sie sogar für „alarmierend.”
Denn Mama Alice lässt ihren Sohn immer wieder Sand essen und ausgiebig an Stöckchen und Steinen lutschen, die sie auf dem Boden findet. Auf ihrem TikTok-Account sind mehrere Videos zu sehen, wie der kleine Fern mal auf einer Wiese, mal an einem Flussufer oder im Sandkasten sitzt und fröhlich alles Mögliche in sich hineinschaufelt. Seine Mama reicht ihm sogar Kiesel an, damit er sie in den Mund stecken kann.
Aber was soll das Ganze?
Offenbar geht Alice davon aus, dass die Keime, die ihr Sohn so aufnimmt, gut für seine Gesundheit sind. Sie möchte sein Immunsystem stärken, indem sie ihn alles in den Mund nehmen lässt und er Sand essen darf. Im Netz stellt die Mama klar: „Ich habe keine Angst vor Bakterien!” Gut, auf diesen Gedanken wäre angesichts der Bilder wohl auch niemand mehr gekommen.
Endlich mal keine Helikoptermutter?
Neben den Kritikern gibt es durchaus User, die Alice für ihre Erziehungsmethoden feiern. Neben all den überbesorgten jungen Eltern wird sie als „erfrischend natürlich” wahrgenommen. Allerdings ist fragwürdig, inwiefern sie ihrem Baby damit wirklich etwas Gutes tut. Offenbar folgt Alice dem Motto: „Dreck reinigt den Magen.” Aber ist dieser alter Spruch wirklich ein guter Ratgeber?
Verschlucken Kinder beispielsweise Sand aus dem Sandkasten, landen Bakterien, Pilze oder sogar Parasiten in ihrem Körper. Die gute Nachricht: Das meiste davon vernichtet die Magensäure, alles andere dann hoffentlich das Immunsystem. Dass Kinder mit ein paar Krankheitserregern in Berührung kommen, ist sogar förderlich, damit ihr Abwehrsystem in Übung bleibt. Aber Dreck gezielt essen zu lassen, ist dafür überhaupt nicht nötig und kann sogar gesundheitsschädlich sein.
„Dreck ist kein Nahrungsmittel.”
Mama Alice verkündet zwar stolz, dass sie glaubt, dass ihr kleiner Fern viel gesünder sei als andere Kinder. Das läge ihrer Meinung nach an ihrem natürlichen Lifestyle: Der Kleine brauche keine Sonnencreme, werde streng vegan ernährt – und seine Snacks sind ja nun auch, ähem, sehr naturverbunden.
Kinderärzte sehen ihre Videos aber kritisch. Im Gespräch mit RTL.de mahnt zum Beispiel die Leipziger Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Dr. Melanie Ahaus, zur Vorsicht.
Sie stellt klar, dass es völlig unnötig ist, Kinder bewusst Keimen auszusetzen, da unser Alltag sowieso voller Keime und Bakterien sei. Eine Stärkung des Immunsystems müsse nicht durch Maßnahmen wie die von Mama Alice provoziert werden. Die Kinderärztin macht deutlich: „Dreck ist kein Nahrungsmittel.”
Hoffen wir also, dass Mama Alice es nicht übertreibt mit ihrem „natürlichen” Erziehungsstil, damit der kleine Fern nicht ernsthaft krank wird und wirklich nur ein gutes Immunsystem ausbildet.
Ich wische meinem Sohn auch nicht alle naselang Mund und Hände ab. Aber seinem Kind Sand, Steine oder sonstiges aktiv anzubieten, ist alles andere als gesund. Auch bin ich bei weitem keine die die Ernährungsstile anderer Leute anprangert (soll jeder machen wie er will), aber ein Baby jetzt schon streng vegan ernähren…. ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kind später keine gesundheitlichen Mängel aufweist. Erst recht nicht, wenn es mit so vielen Bakterien in Berührung kommt wie dieses Baby