„Mama. Mama. Mamaaaa!“ So klingt es vielen von uns täglich in den Ohren, wenn wir schnell mal etwas erledigen wollen und hoffen, dass sich unsere kleinen Schätze mal kurz ohne uns beschäftigen. Manchmal will es einfach nicht klappen – oder das schlechte Gewissen meldet sich, weil wir uns gerade nicht um unser Kind kümmern. Das müssen wir aber gar nicht haben! Denn es ist völlig okay, eigentlich sogar ein Muss, dass wir die Kleinen nicht permanent bespaßen. Kinder können alleine spielen, und es tut ihnen und ihrer Entwicklung sogar richtig gut. Klar, sie selbst sehen das zuweilen natürlich ganz anders.
Aber lest mal selbst, warum es so wertvoll ist, dass Kinder sich auch mit sich selbst beschäftigen können – und wie das besser klappen kann:
Warum sollten Kinder auch mal alleine spielen?
Kinder können total in etwas versinken, und das ist eine wunderbare Eigenschaft. Wenn sie also gerade höchst interessiert an etwas herumfummeln, sollten wir kein schlechtes Gewissen haben – wenn wir uns dazusetzen und „mitfummeln“ würden, würden sie in solchen Situationen eher stören. Denn sie trainieren gerade ihre Konzentrationsfähigkeit – ein Segen für die Zukunft in Schule und Co.! Zudem stärkt es auch das Selbstbewusstsein, weil das Kind unbewusst merkt, dass es sich auch ohne Mama und Papa ganz hervorragend amüsieren kann.
Aber auch, wenn unsere Kinder nörgeln, dass ihnen langweilig ist – sollten wir da ab und zu mal durch. Denn durch Langeweile wird die Fantasie der Kleinen gefordert. Nach kurzem, aber heftigen Frust suchen sie sich eine Beschäftigung. Und wir schlackern manchmal mit den Ohren, auf was für tolle Ideen sie kommen.
Wichtig: Dies alles ist natürlich kein Aufruf dazu, Kinder immer alleine spielen zu lassen! Ganz im Gegenteil, es ist nichts so schön für sie, als wenn sie Zeit mit Mama und/oder Papa verbringen. Und zwar „Quality Time“ ohne Handy etc., dafür aber mit der vollen Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Beides ist wertvoll: Das gemeinsame Spielen, aber eben auch, dass Kinder alleine spielen.
Ab wann können Kinder alleine spielen?
Bereits Säuglinge liegen nach dem Aufwachen häufig noch ruhig und gut gelaunt im Bettchen. Sie brabbeln vor sich hin oder entdecken ihre Hände. Supersüß! Und bereits ein guter Grundstein dafür, sich alleine zu beschäftigen, wenn wir sie nicht aus ihrer Versunkenheit reißen.
Wichtig: Wenn die Allerkleinsten dann aber nach uns „rufen“, sollten wir natürlich sofort hingehen. Ein Baby versteht die Welt nicht mehr, wenn Mama oder Papa nicht kommen, wenn es Sehnsucht nach ihnen hat oder ihre Hilfe braucht. Nicht nur, dass es richtig fies ist, ein Baby öfter „auch mal schreien zu lassen“ – es kann auch schwere Folgen für die Psyche des Kindes haben. Und, um zurück zum Thema zu kommen: Babys, die diese Erfahrung machen mussten, entwickeln sich eher nicht zu zufriedenen, vertrauensvollen Kindern, die auch mal gerne alleine spielen.
Ab drei oder vier Monaten kann man das selbstständige Spielen aber dennoch fördern. Wie, das liest du im letzten Absatz.
Je älter das Kinder dann werden, um so besser oder auch länger können sie sich meist alleine beschäftigen.
Wie lange kann mein Kind sich gut ohne mich beschäftigen?
Zuallererst: Wir sollten nicht zu viel erwarten von unseren Kleinen. Jedes von ihnen kann lernen, allein zu spielen. Wie gut und wie lange aber, das hängt natürlich vom jeweiligen Kind ab.
Im Durchschnitt (!) gehen Experten beispielsweise von folgenden Zeiten aus:
- Kinder unter einem Jahr können sich fünf bis zehn Minuten selbst beschäftigen
- Kinder zwischen einem und drei Jahren 15 bis 30 Minuten
Wichtig ist dabei aber immer, dass die Bezugsperson zumindest schnell erreichbar in der Nähe bleibt.
Wie kann ich mein Kind dabei unterstützen, sich mit sich selbst zu beschäftigen?
Wir können unsere Kinder dabei unterstützen, es zu lernen, alleine zu spielen. Das sollte aber bitte nie in eine verbissene Richtung gehen!
Wir können nur einige Impulse geben, oder zuallererst:
1. Die Kinder einfach mal machen lassen
Wenn ein Kind gerade ganz wunderbar in sein Spiel versunken ist, sollten wir es nach Möglichkeit nicht unterbrechen. Egal, wie alt die Kinder auch sind: Diese Momente, so kurz sie auch sein mögen, sind der Beginn des selbständigen Spiels. In dieses sollten wir übrigens nur im Notfall eingreifen: Viele „Probleme“ wie zwei Bausteine, die sich partout nicht zusammenklicken lassen wollen, lösen unsere Kinder mit der Zeit selbst. Mahnen wir uns zur Geduld – und erledigen nicht alles sofort für sie.
2. Ruhe-Zeiten einplanen
Ganz oft wollen wir unseren Kindern viel bieten, gerade, wenn sie große Teile des Tages in der Kita sind. Dabei ist es ganz wunderbar, wenn man sehr regelmäßig einen ruhigen Nachmittag zu Hause einlegt. Denn nur dann können Kinder lernen, sich ohne zu viele Impulse und Vorgaben von außen Beschäftigungen zu suchen, die sie fesseln.
3. Kleine Impulse geben
Der kleine Ball ist nun ausführlich untersucht und wird weggeworfen – Alleine-Zeit zuende? Wir können versuchen, diese durch kleine Impulse noch ein wenig zu verlängern. „Was kann man denn noch mit dem Ball machen? Hast du ihn schon mal rollen lassen?“ Mit etwas Glück ist das Feuer wieder entfacht. Und wenn nicht? Dann eben nicht.
4. Eine interessante Umgebung schaffen
Dies gilt besonders für die Allerkleinsten, die sich noch nicht selbst aus ihrer Spielzeugkiste bedienen können. Liegen Babys auf ihrer Decke, können wir verschiedene Spielzeuge in Griff-Nähe platzieren. Toll ist beispielsweise alles, was auf „geheimnisvolle Art und Weise“ Geräusche machen kann. Kleine Krabbler oder Kinder, die schon etwas laufen können, brauchen vor allem eine sichere Umgebung. Viele Kissen oder Polster laden zum Stapeln und Klettern ein, die Kiste mit Wäscheklammern kann man so wunderbar auskippen und wieder einsortieren…
Besonders gut kann das alles klappen, wenn es diese Gegenstände und Spielzeuge nur gibt, wenn die Kinder alleine spielen. Danach werden sie wieder eingesammelt.
5. Aus dem Zimmer gehen
Oft ist es doch so: Sitzen Mama oder Papa zum Greifen nah auf dem Sofa, konzentriert sich ein Kind sofort auf sie. Deswegen klappt es oftmals besser, wenn die Eltern ein wenig aus dem Blickfeld verschwinden. Zumal man dann im Laufe der Zeit wirklich mal etwas erledigen kann, z. B. in der Küche das Abendessen machen. Ab dem vierten Monat kann man das ein wenig üben, wenn es nötig ist. Wir können unserem Kind, das gerade alleine spielt, sagen, dass wir kurz im Nebenraum sind. Im Idealfall kann man von dort aus noch Sprechkontakt halten.
Wichtig dabei: Wenn Kinder nicht mehr „alleine“ (im Raum) sein mögen, sollten wir sofort wieder zurückgehen. Sie sollten nie das Gefühl haben, dass wir sie alleine oder im Stich lassen.
6. Feste „Allein-Zeiten“ einführen
Gerade kleine Kinder finden es am schnellsten ganz normal, auch mal alleine zu spielen, wenn sie es von Anfang an kennenlernen. Toll sind dafür ein bis zwei kurze, fest eingeplante Spielzeiten am Tag. Wenn unser Kind dann noch nicht alleine spielen mag, können wir neben ihm (zu diesem Zwecke aber möglichst nicht mit ihm) spielen und wenn es in seiner Tätigkeit versunken ist, wenden wir uns etwas anderem zu.
All das sollte ohne Stress und Zwang ablaufen! Am besten ist, wenn es ganz natürlich in unserem Alltag passiert, dass Kinder auch mal alleine spielen. Es ist einfach gut für sie! Und natürlich auch für uns, keine Frage. Denn so können wir besten Gewissens auch mal etwas erledigen oder kurz entspannen, ohne dafür den Fernseher anstellen zu müssen. (Dass auch das mal total okay ist, versteht sich von selbst!)
Hallo,
Das sind ganz wunderbare Tipps. Und ich habe sie auch genau so umgesetzt. Meine Tochter wird jetzt 1 Jahr und sie kann sich prima mit ihren Spielsachen beschäftigen. Solange ich im Raum bin. Sobald ich auch nur den Fuß durch die Tür setzte, weint sie und will mit. Egal ob ich ihr sage, dass ich nur nach neben an gehe, oder einfach lautlos gehe um sie nicht zu unterbrechen. Ich möchte das sie lernt auch alleine zu spielen. Aber sie eindach mal weinen zu lassen, möchte ich nicht. Was kann ich tun?