Eltern haben ihre ganz persönlichen Vorstellungen von Erziehung: Was erlauben sie, was dürfen ihre Kinder nicht… Und dann gibt es Situationen, in denen alles anders ist.
Unsere Echte Mama Vroni (34) aus Stuttgart hat uns erzählt, warum sie gerade öfter mal Fünfe gerade sein lässt – gelinde gesagt 😉
„Ich habe zwei Kinder und diese sind eigentlich ganz gut erzogen, würde ich sagen. Oder, sie waren es zumindest bis vor ein paar Wochen. Bevor nämlich dieses verflixte Virus unseren Alltag auf den Kopf stellte.
Bei uns zu Hause gibt es feste Regeln.
Jetzt nicht besonders streng für mein Empfinden, aber einige Dinge, die den gemeinsamen Alltag regeln. Sowas wie gegessen wird am Tisch zu festen Zeiten, abends wird zusammen aufgeräumt, Fernsehen ist etwas Besonderes fürs Wochenende… Wir sind damit immer prima gefahren, meine Kinder wissen, ,wie der Hase läuft` und diese Struktur gibt ihnen Sicherheit.
Jepp… Schön war das, he, he. Denn dann kam Corona.
Anfangs war es meinem Mann und mir in dieser merkwürdigen Situation besonders wichtig, die Strukturen zu Hause beizubehalten. Beide Kinder zu Hause, meine große Erstklässlerin und mein Kleiner, der sonst die Krippe besuchte. Das ist schon etwas ganz anderes als sonst. Unsere gewohnten Regeln sollten ihnen etwas Gewohnheit in diesen ungewöhnlichen Zeiten geben, so dachten wir uns das.
Mein Mann hat drei Wochen im Homeoffice gearbeitet, dann musste er wieder ins Büro.
Und wir drei waren ,auf uns gestellt`.
Und ja, ich wollte alles so weitermachen. Für den Halt meiner Kinder und für meine Nerven. Aber schnell merkte ich, dass das strikte Einhalten von Zeiten und Vorstellungen – mich nicht entlastete. Im Gegenteil! Ich wusste manchmal nicht, wo mir der Kopf steht. Und nach und nach ließ ich lockerer.
Bekannte, die uns heute besuchen würden, würden ihren Augen und Ohren nicht trauen.
Oftmals sitzen meine Kinder um 10 Uhr noch in ihren Schlafklamotten herum und frühstücken auf dem Sofa oder sogar nebenbei, während sie spielen.
Ich räume nachmittags rasch alleine ihr Chaos auf, wenn sie Fernsehen (jeden Tag!) schauen – hauptsache, sie kommen abends pünktlich ins Bett.
Wie viele Pausen meine Große bei ihren Homeschooling-Schulaufgaben einlegt, zähle ich schon gar nicht mehr.
Das Mittagessen kann auch schon mal aus Waffeln oder Bachofen-Pommes bestehen.
Solche Dinge könnte ich noch viele aufzählen. Aber warum sollte ich?
Meine Kids sind happy und ich muss auch auf mich achten.
Mein Mann war am Anfang ein bisschen ärgerlich. Aber mal im Ernst: Da ich irgendwie und irgendwann auch noch meinen Halbtagsjob im Homeoffice unterbringen muss, ist dieses ,Fünfe gerade sein lassen` für mich gerade die pure Vermeidung von viel zu viel Stress. Ich empfinde das fast als ,lebensrettend` gerade.
Und meine Kinder? Die sind gut drauf und finden es natürlich spitze. Wie mühsam es sein wird, unsere ursprünglichen Regeln – oder zumindest diejenigen, die uns davon WIRKLICH wichtig sind – wieder einzuführen, ist mir klar. Aber das verdränge ich gerade noch.
Wer weiß, wann wir unseren Alltag überhaupt wiederbekommen.“
Danke, liebe Vroni, für deine Geschichte. Und sei dir sicher: Du bist nicht allein 😉