Es ist der Alptraum für Eltern: Das Kind wird sexuell missbraucht. Ein kleiner, unschuldiger Mensch, dem ein so großer Schmerz zugefügt wird. Man möchte dieses Thema am liebsten komplett aus seinem Kopf verbannen.
Leider ist die Gefahr aber sehr real. 2017 wurden insgesamt rund 13.500 Kinder unter 14 Jahren Opfer sexueller Gewalt. Und auch unsere echte Mama Svenja (echter Name ist der Redaktion bekannt) musste erleben, dass ihre Kinder missbraucht werden. Und zwar vom eigenen Vater.
Der schmerzhafte Prozess gegen den Mann ist noch in Gange und wir wünschen Svenja dafür ganz viel Kraft.
Trotz allem hatte sie die Stärke, uns zu berichten, welche Anzeichen auf den Missbrauch hingedeutet haben. Um andere Eltern zu sensibilisieren, vielleicht auch, wenn die Kinder noch so klein sind, dass sie sich mit Worten nicht mitteilen können – oder sich nicht trauen.
„Im Nachhinein habe ich schon früh psychische Veränderungen an meinen Kindern (heute 5 und 6 Jahre alt) bemerkt. Beide – schon länger trocken – fingen wieder an, sich einzunässen und zu -koten. Sie begannen, an ihren Finger- und Fußnägeln zu knabbern und schrien im Schlaf oft ganz fürchterlich. Mein Großer ist zudem plötzlich sehr aggressiv gegenüber seinem kleinen Bruder geworden.
Ich war wegen dieser neuen Verhaltensweisen oft mit ihnen beim Kinderarzt. Dieser konnte allerdings nichts Organisches feststellen und daher schoben wir es auf Veränderungen in ihrem Leben, wie beispielsweise den Eintritt in die Kita.
Eines Tages blutete mein großer Sohn beim Toilettengang stark aus dem Po. Ich fuhr sofort mit meinen Kindern ins Krankenhaus, aber eine Magen-Darm-Spiegelung blieb ohne Befund. Im Nachhinein weiß ich natürlich, dass das eine Folge des Missbrauchs war.
Damals bekam ich auch das erste Mal ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Ich fragte die Ärztin direkt, ob es sein könnte, dass mein Sohn missbraucht wurde. Sie sagte: „Das kann ich nicht ausschließen!“
Das schlechte Gefühl blieb. Nur auf den Vater als Täter wäre ich im Leben nie gekommen. Daran habe ich bis heute zu knabbern.
Eines Tages bekam ich dann mit, dass meine Kinder eine Szene ihres Missbrauchs „nachgespielt“ haben. Ich fragte vorsichtig nach und sie haben mir alles erzählt. Auch, dass ihr Vater der Täter war.
Ich rief ihn sofort bei der Arbeit an und konfrontierte ihn mit den Vorwürfen. Als er nach Hause kam, stritt er alles ab – das tut er übrigens bis heute. Aber meine Kinder konnten alles so detailliert beschreiben, dass mir klar war, dass er es getan hatte.
Ich warf ihn aus der Wohnung und ließ mir alle Schlüssel geben. Zuerst weigerte er sich, aber als ich die Polizei rufen wollte, ging er dann doch.
Dies war der Anfang einer langen Rechts-Odyssee, die noch nicht abgeschlossen ist.
Das alles ist jetzt zwei Jahre her. Meine Kinder dürfen erst jetzt eine Trauma-Therapie beginnen. Sie sind schwer traumatisiert, auch, wenn es ab und zu Phasen gibt, in denen es ihnen ein wenig besser geht. Aber es zeigt sich immer wieder, wie sehr diese Erlebnisse sie verstört haben. Wir werden noch lange, lange mit den Folgen zu kämpfen haben.
Allen Mamas möchte ich nahelegen: Hört auf euer Bauchgefühl. Wenn ihr auch nur den leisesten Verdacht habt, dass etwas vorgefallen sein könnte, fahrt direkt ins Krankenhaus. Und sprecht euren Verdacht dort auch direkt aus. Besser einmal zuviel, als das eure Kinder weiter leiden. Und: Hört bedingungslos auf eure Kinder! Auch, wenn der Täter alles abstreitet.“