Drogen gehören zu unseren größten Ängsten: Dass unsere Kinder zu süchtigen Teenagern oder Erwachsenen heranwachsen, ist ein Alptraum. Zum Glück können auch wir Eltern einiges tun, um dem vorzubeugen, wie Forscher herausfanden.
Sicher nicht alle, aber zumindest ein paar wichtige Anlagen für Suchtverhalten werden nämlich bereits in der Kindheit ausgebildet. Generell gilt: Eine schöne Kindheit und ein gutes Verhältnis zu den Eltern lässt das Risiko sinken, später regelmäßig Drogen zu konsumieren.
Konkret sind es sechs Situationen, in die man sein Kind nie bringen sollte, um Suchtprävention zu leisten:
1. Essen, trinken und Nähe verwehren
Dass man sein Kind nicht schreien lassen sollte, ist inzwischen bekannt. Dass das auch für andere Situationen als das Schlafen anwendbar ist, ist eigentlich logisch. Trotzdem ist es in diesem Zusammenhang wichtig: Die Grundbedürfnisse eines Kindes müssen immer erfüllt werden. Kinder oder Babys hungern oder Durst leiden zu lassen, ihm Nähe, Schutz und Liebe zu verwehren, schadet der Gehirnentwicklung.
Lässt man sie schreien, fühlen sie sich in Lebensgefahr und jede Menge Stresshormone werden ausgeschüttet. Buchautor und Psychologe Ralf Schneider ist davon überzeugt, wie Focus berichtet:: „Offensichtlich erzeugt der frühe Stress eine Veränderung im Gehirn.“ Diese führt dazu, dass aus Babys später Suchtpersönlichkeiten werden könnten.
2. Liebe unter Bedingungen
„Ich hätte dich lieber, wenn du braver wärst!“, ist einer der fatalsten Sätze, die wir zu unseren Kindern sagen können. Unsere Liebe ist bedingungslos, und das wissen wir. Unsere Kinder aber nicht, weshalb so ein Satz, so eine Mini-Lüge, in ihnen ganz viel Negatives auslöst.
Es bedeutet, dass man Zuneigung und Liebe „erkaufen“, ertauschen muss. Eine Annahme, die fatal ist: Einerseits sind Kinder oft bereit, alles mögliche zu tun, um von den Eltern geliebt zu werden. Andererseits ist das Erfahren, dass man sich anstrengen muss, um Liebe zu bekommen, eine sehr schmerzhafte Erfahrung, die die Bindung zu den Eltern nachhaltig stören kann. Dieser Schmerz kann so tief sitzen, dass man ihn niemals wieder los wird – und später versucht, ihn mit Drogen zu betäuben.
3. Helikopter-Eltern
Über Helikopter-Eltern wurde schon viel geschrieben, trotzdem gibt es immer noch viele, die ihr Kind keine Sekunde alleine lassen und es vor allen Gefahren schützen wollen. In Wahrheit bedeutet das oft, dass sie damit das Gegenteil bewirken: Sie bringen ihr Kind in die größte Gefahr. Dürfen Kinder sich nicht ausprobieren, Fehler machen oder sich beim Spielen auch mal verletzen, so werden sie genau das in extremer Form versuchen, sobald sie doch mal die Gelegenheit dazu bekommen.
In der Pubertät können Eltern ihre Kinder üblicherweise nicht mehr so streng kontrollieren und beaufsichtigen – fühlen sie sich in dieser schwierigen Zeit zum ersten Mal frei, braucht man kein Psychologe zu sein, um nachvollziehen zu können, warum sie dann eher nicht nein sagen werden.
Risiken eingehen und abschätzen zu können, ist außerdem eine Fähigkeit, die in der Kindheit erlernt wird. Geben Eltern ihren Kindern diese Gelegenheit nicht, fällt es ihnen später schwer, abzuschätzen, welches Risiko sie damit eingehen, Drogen zu probieren.
4. Fantasielosigkeit
Sport, Verein, Musikinstrument,…. viele Kinder haben einen Stundenplan, den Erwachsene kaum schaffen würden. Dennoch wollen wir ihnen so viele Fähigkeiten und Verbindungen wie möglich angedeihen lassen, die ihnen später im Ellenbogen-Kampf durch die kapitalistische Leistungsgesellschaft helfen könnten. Das führt nur leider dazu, dass das freie Spiel zu kurz kommt.
Dabei sind fantastische Rollenspiele, die Beschäftigung mit sich selbst und das Erfinden von Geschichten mit Hilfe eines Stocks und eines Steins so wichtig für die Entwicklung der kleinen Gehirne. Sie lernen so, das Besondere in jedem noch so kleinen Erlebnis zu sehen, und ihre Herzen und Seelen werden voll mit Kreativität und Fantasie.
Die innere Leere, die viele Teenager und Erwachsene fühlen, werden sie kaum kennenlernen und wenn, so werden sie wissen, wie sie damit umzugehen haben. Sie werden es genießen, mal nichts zu tun und ihren Träumen nachzuhängen, ihre eigenen Wege gehen. Ständiges Entertainment und immer neue Kicks werden sie nicht brauchen.
5. Mit Leistungsdenken konfrontieren
Kinder müssen Kinder sein dürfen. Das klingt simpel, ist aber gar nicht mehr so selbstverständlich. Es bedeutet, dass nicht jedes Interesse an einem Musikinstrument dazu führen muss, dass unser Liebling im nächsten Jahr am Bundeswettbewerb teilnehmen muss. Es bedeutet auch, dass eine Drei im Test völlig in Ordnung ist.
Kinder spüren schon früh den Druck, gut sein zu müssen, funktionieren zu müssen. Es ist unsere Aufgabe, ihnen diesen Druck zu nehmen oder ihn so leicht wie möglich zu machen. Stehen Kinder immer in Konkurrenz zu anderen, so erzeugt das eine „innere Friedlosigkeit“, die sie gefährdet, später mit Sucht- oder Dopingmitteln nachzuhelfen.
6. Missbrauch
Als Kind körperlichen oder seelischen Missbrauch zu erleben, ist der größte Risikofaktor für eine spätere Abhängigkeit.
Doch na klar, trotz der besten, perfektesten und schönsten Kindheit kann es passieren, dass ein Mensch auf die schiefe Bahn gerät. Erbliche Vorbelastungen und spezielle Gen-Konstellationen können ebenfalls eine Ursache sein. Eine niedrige Stresstoleranz, ebenfalls eine der Ursachen, kann nicht nur erlernt, sondern auch angeboren sein.
Beratung und Hilfe für Familien in schwierigen Situationen gibt es unter anderem