Nicht alle Menschen träumen von einer Mutter-Vater-Kind-Familie. Dann gibt es natürlich auch welche, die zwar lange davon geträumt haben, aber erkennen, dass dieses Modell für sie nicht realistisch ist. Die Gründe dafür können ganz verschieden sein – vielleicht hast du nicht den passenden Partner gefunden oder hast eine gleichgeschlechtliche Partnerin. Oft taucht dann die Herausforderung Kinderwunsch ohne Mann auf.
Denn ganz unabhängig von der Liebe zu einem Partner oder zu einer Partnerin ist der Wunsch nach eigenen Kindern in vielen von uns tief verankert. Welche Möglichkeiten du hast, wenn du ohne Mann ein Kind haben möchtest, und was du außerdem bedenken solltest, möchten wir dir nun erklären.
1. Das Wichtigste zusammengefasst
- Immer mehr Frauen verspüren einen Kinderwunsch ohne Mann und möchten von Anfang an alleinerziehende Mutter („Single Mom By Choice”) sein
- Zu den Möglichkeiten gehören Samenspende und künstliche Befruchtung, Adoption und Pflegekinder
- Leider hat das Gesetz zu künstlicher Befruchtung und Samenspende in Deutschland viele Nachteile für alleinstehende Frauen, die sich ein Kind wünschen
- Viele Frauen setzen daher auf private Samenspenden oder künstliche Befruchtung in anderen europäischen Ländern
- Es gibt vieles, was dafür spricht, auch ohne Partner ein Kind zu bekommen – die Entscheidung muss dennoch gut überlegt sein.
2. Wie kann ich ohne Partner ein Baby bekommen?
Damit ein neues Leben entsteht, müssen Eizelle und Samenzelle verschmelzen. Doch dank moderner Medizin müssen sich Mann und Frau gar nicht unbedingt persönlich begegnen, damit das passiert.
Zu den Möglichkeiten gehören zum Beispiel eine Samenspende oder auch eine Befruchtung im Reagenzglas, bei der die Eizelle dann wieder in die Gebärmutter eingesetzt wird.
3. Kinderwunsch ohne Mann erfüllen: Das sind deine Möglichkeiten
Leider ist es für alleinstehende Frauen nicht ganz so einfach, ein Kind zu bekommen. Die rechtliche Lage in Deutschland ist etwas kompliziert. Welche Möglichkeiten du hast, haben wir für dich zusammengefasst:
Künstliche Befruchtung und Samenbank
Künstliche Befruchtung ist eine Hilfe für diejenigen, die auf natürlichem Wege kein Kind bekommen können. Zur künstlichen Befruchtung zählen eine Reihe von verschiedenen Behandlungen. Am häufigsten werden jedoch Samenzellen direkt in die Gebärmutter befördert oder es wird eine IVF durchgeführt. Sind die Spermien des Partners nicht brauchbar, können Paare Spendensamen kaufen.
Die künstliche Befruchtung in einer deutschen Klinik ist für alleinstehende Frauen allerdings fast unmöglich. Laut einer Richtlinie sollen Reproduktionsmediziner alleinstehende Frauen nicht behandeln und auch Samenbanken verkaufen Spendersamen in der Regel nicht an Singles. In anderen europäischen Ländern – wie z. B. Dänemark und Niederlande – können aber auch alleinstehende Frauen Spendersamen kaufen und sich befruchten lassen.
Je nach Gesetzen des jeweiligen Landes suchen Ärzte geeignete Samenzellen für dich aus oder aber du kannst mitentscheiden. Der Spender bleibt anonym wird auch nicht erfahren, wer seine gesendeten Samen erhält und hat keinerlei rechtliche Ansprüche auf das Kind.
Private Samenspende
Eine private Samenspende ist in Deutschland für Singles viel zugänglicher. Bei dieser begibst du dich selbstständig auf die Suche nach einem Mann, der sich bereit erklärt, ein Kind mit dir zu zeugen.
Die Spende kann aus deinem Freundes- oder Bekanntenkreis stammen. Auch gibt es im Internet einige Plattformen, auf denen Frauen Anzeigen aufgeben, um einen passenden Spender zu finden.
Mit dem Mann Sex haben musst du dabei nicht unbedingt. Eine beliebte Möglichkeit ist die Becherspende, bei der der Mann in einen Becher masturbiert. Das Ejakulat wird dann mithilfe einer Spritze oder Pipette in die Vagina befördert.
Bei One-Night-Stands mit Fremden solltest du jedoch vorsichtig sein, da du nicht weißt, ob eventuell genetische Erkrankungen weitergegeben werden. Außerdem könntest du dich mit Geschlechtserkrankungen infizieren.
Adoption
Dir ist es nicht wichtig, dass dein Kind deine Gene hat oder du willst (oder kannst) nicht schwanger werden, dann hast du dir bestimmt schon Gedanken über eine Adoption gemacht. Auch Alleinstehende können in Deutschland ein Kind adoptieren. In unserem Beitrag zum Thema „Adoption als Single”, kannst du mehr dazu erfahren.
Gleichgeschlechtliche kinderlose Paare werden aber deutlich bevorzugt. Es könnte daher Jahre dauern, bis sich ein Adoptivkind für dich findet.
Pflegekind
Auch Pflegemutter sein ist eine Möglichkeit, ein Kind großzuziehen. Der Haken ist jedoch: Im Gegensatz zur Adoption bekommst du als Pflegemutter nicht das alleinige Fürsorgerecht für das Kind, sondern teilst es dir mit den Eltern. Wie du dir bestimmt vorstellen kannst, kann das ganz schön kompliziert werden.
Mehr zum Thema „Adoption eines Pflegekindes” kannst du übrigens hier nachlesen
4. Welche Kosten kommen auf mich zu?
Je nachdem, auf welchem Wege du ein Kind bekommen möchtest, kann das Vorhaben ziemlich kostspielig werden.
Eine künstliche Befruchtung mit Spendersamen kostet in Deutschland wie auch im Ausland etwa 3.000 bis 4.000 Euro pro Versuch. Für die Behandlung im Ausland kommen natürlich auch noch die Reise- und Aufenthaltskosten dazu. Günstiger – oder sogar kostenlos – ist die private Spende aus dem Bekanntenkreis.
Die Kosten für eine Adoption sind geringer und liegen in Deutschland zwischen 75 und 100 Euro. Kommt das Kind aus dem Ausland, wird es aber deutlich teurer.
5. Was sollte ich bei einem Kinderwunsch ohne Mann bedenken?
Der Weg zum eigenen Kind kann kompliziert und anstrengend sein. Viele Mütter fühlen sich aber sehr erfüllt, wenn sie sich ihren Wunsch nach einem Kind erfüllt haben und bereuen nichts. Natürlich bedarf es aber einiger Vorbereitung, damit du deine Rolle als Single Mom schultern kannst und das Kind auch ohne Vater in einem stabilen, positiven und liebevollen Umfeld aufwächst und alles bekommt, was es braucht, um sich richtig zu entwickeln.
Finanzielle Erwägungen
Besonders gut bedenken solltest du deine finanzielle Lage. Als Single Mom erhältst du keinen Unterhalt vom Vater, um die Haushaltskasse etwas aufzufüllen.
Zwar kannst du natürlich Unterstützung beim Staat beantragen, doch sind finanzielle Nöte sehr belastend. Überlege dir also realistisch, ob du für die nächsten Jahre wirklich abgesichert bist.
Psychische Kapazitäten
Auch solltest du dir unbedingt klarmachen, welche Herausforderungen, Verantwortungen, Umstellungen und Aufgaben auf dich zukommen – und dass du sie ohne Partner meistern musst. Doch natürlich bedeutet Single Mom nicht, dass du komplett allein auf dich gestellt bist.
Sprich mit deiner Familie und deinem Freundeskreis über dein Vorhaben. Ganz bestimmt werden sich viele Helfer finden, die dich unterstützen, wenn es mit dem Kind doch mal zu viel wird.
Es hilft außerdem ungemein, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Im Internet oder bei lokalen Gruppen findest du wertvollen Rat und Unterstützung von erfahrenen Single Moms, wenn du dein Projekt Baby als alleinstehende Frau angehen möchtest.
6. Kinderwunsch ohne Mann: Bin ich egoistisch?
Eine der häufigsten Vorwürfe, die Single Moms by Choice hören, ist, sie seien egoistisch. Es sei doch gar nicht gut für das Kind, wenn es ohne Vater aufwächst und die Mutter erfülle sich nur ihren selbstsüchtigen Wunsch.
Was dabei plötzlich ganz vergessen wird: Eine Familie aus Mutter, Vater und Kind bedeutet nicht unbedingt, dass auch alles perfekt ist. Schließlich gibt es auch Väter die abwesend sind oder einfach nicht an der Erziehung des Kindes teilhaben wollen. Auch wenn zunächst alles gut läuft, kann es in ein paar Jahren ganz anders aussehen und eine Trennung ist manchmal die beste Entscheidung.
Ist das traditionelle Mutter-Vater-Kind Model besser?
Statistisch enden zudem aktuell ca. 40 % der Ehen in einer Scheidung. Es ist also gar nicht so selten, dass auch Kinder aus „traditionellen” Familien von alleinerziehenden Eltern großgezogen werden. Und wer selber Scheidungskind ist, weiß, wie belastend es sein kann, die Trennung der Eltern mitzuerleben.
Das ist auch eines der Argumente, das viele Frauen dazu ermutigt, von Anfang an Single Mom zu sein. Sie müssen den Schmerz der Trennung oder Enttäuschung nicht verarbeiten, müssen sich nicht darauf umstellen, plötzlich alleinerziehend zu sein und wissen von Anfang an, was auf sie zukommt. Auch für das Kind bedeutet das ein stabileres Umfeld, da sie keine Konflikte zwischen den Eltern erleben.
Viele Familien-Formen ermöglichen glückliche Kinder
Auch ist das traditionelle Mutter-Vater-Kind Modell, das wir kennen, gar nicht das einzige Familienmodell, das existiert. Früher war es gang und gäbe, dass andere Familienmitglieder die Kinder mit aufgezogen haben. In anderen Ländern und Kulturkreisen ist es auch heute noch so.
Selbst Soziologen und Familienberater bestätigen, dass die Familienkonstellation gar keine so große Rolle spielt. Das Wichtigste ist immer, dass das Kind in einem wohlbehüteten und liebevollen Umfeld aufwächst.
Übrigens muss die männliche Bezugsperson für das Kind gar nicht unbedingt der Vater sein. Diese Rolle kann auch der Großvater, ein Onkel, ein Freund oder Kindergartenerzieher übernehmen.
7. Was tun, wenn das Kind nach seinem Papa fragt
Die Frage nach dem Papa wirst du aber wohl nicht umgehen können. Hier empfehlen Familienberater, ehrlich zu sein. Anfangs reicht es, zu sagen, es gibt einfach keinen Papa. Später kannst du erklären, dass ein netter Mann dir geholfen hat, das Kind zu bekommen, weil du es dir so sehr gewünscht hast.
Natürlich sollte die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, immer gut überlegt sein. Das gilt sowohl für Paare als auch für Alleinstehende. Hast du allerdings alles gut durchdacht und bist du dir sicher, dass du deinem Schatz ein gutes Leben ermöglichen kannst, dann spricht absolut nichts gegen ein Kind.
8. Kinderwunsch ohne Mann: Rechtliche Lage für lesbische Paare
Viele gleichgeschlechtliche Paare haben den Wunsch, gemeinsam ein Kind großzuziehen. Die Möglichkeiten für sie sehen ähnlich aus wie auch für Singles. In Deutschland können gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe schließen und haben somit auch das Recht, ein Kind zu adoptieren.
Eine künstliche Befruchtung mit Spendersamen aus einer Samenbank ist für lesbische Paare in Deutschland nicht so einfach, da aktuell aus rechtlichen Gründen nur wenige Samenbanken Samenzellen an lesbische Paare verkaufen. Im Ausland hingegen ist es oft einfacher, an die Spendersamen zu kommen. Auch für lesbische Paare ist daher die künstliche Befruchtung im Ausland die unkompliziertere Variante.
Meistens wird bei lesbischen Paaren nur eine der Frauen schwanger. Den Behandlungsvertrag unterzeichnen aber beide Partnerinnen. Die Frau, die nicht schwanger ist, muss das Kind dann adoptieren, um rechtlich als Elternteil zu gelten.
9. Fazit: Was du bei einem Kinderwunsch ohne Mann beachten solltest
Ein Kinderwunsch ohne Mann an der Seite bedeutet nicht, dass er unerfüllt sein musst. Wie du erfahren hast, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Frauen, endlich Mama zu werden.
Wir raten dir allerdings dazu, dich gründlich über deine Möglichkeiten zu informieren und gegebenenfalls auch eine ausführliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
Wenn du mehr erfahren möchtest rund um das Thema „Kinderwunsch”, dann schaue doch gerne hier vorbei. Für Austausch mit anderen Mamas komme gerne in unsere Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas!”
Ich will mit 18 ein Kind