Grippe, Corona, Mykoplasmen – die herbstliche Krankheitswelle hat uns schon wieder fest im Griff. Eltern bringt das alljährlich in eine schwierige Situation. Zwar gibt es die Möglichkeit, Kind-Krankentage zu nehmen (alle Infos dazu findest du HIER), aber auch diese sind irgendwann aufgebraucht. Außerdem wissen wir alle, dass Kindern, wenn sie nur noch einen leichten Schnupfen haben, es zu Hause ganz schön langweilig werden kann.
Viele Eltern fragen sich deswegen jedes Jahr, wann sie ihre Kinder zuhause lassen sollten – und wann sie sie wieder in die Kita geben können. Dazu haben wir im vergangenen Jahr mit zwei Erzieherinnen gesprochen.
Doch was ist, wenn die Kita auf eine Gesundschreibung besteht?
Bestimmt ist dein Kind auch schon mit einer dicken Erkältung nach Hause gekommen. Im Normalfall hast du es dann vermutlich ein paar Tage zuhause gelassen und nach eigenem Ermessen wieder in die Kita geschickt, als sich die Symptome gebessert haben. Sollte deine Kita aber auf eine Gesundschreibung bestehen, führt der Weg dann unweigerlich noch mal in die Arztpraxis, was für Eltern natürlich stressig ist.
Aber dürfen Kitas so eine Gesundschreibung überhaupt einfordern? Wie die Märkische Allgemeine berichtet, sei das zumindest gängige Praxis in einigen Einrichtungen. Das erzählt etwa Steven Rohbeck, Sprecher der niedergelassenen Praxisärzte in Potsdam. Ein bis zwei Drittel seines Praxisbetriebs machten solche Gesundschreibungen aus, berichtet der Mediziner.
Gesundschreibung „medizinisch fragwürdig”
Er kritisiert außerdem: Das sei nicht nur ein „unfassbarer bürokratischer Aufwand“, sondern auch medizinisch fragwürdig. „Ich kann ja höchstens bescheinigen, dass das Kind keine Symptome mehr zeigt; ob es schon gesund ist, weiß ich nicht“, sagt Rohbeck. „Eine Gesundschreibung ist keine Garantie.“ Auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rät laut RND.de davon ab, Eltern generell bei Krankheiten ihrer Kinder Gesundschreibungen für die Kita auszustellen.
„Untersuchungen für eine Gesundschreibung führen dazu, dass unsere übervollen Praxen mit unnötiger Arbeit belastet sind, und das bei immer weniger werdenden Ressourcen“, bemängelt Verbandssprecher Jakob Maske. Eltern müssten mit ihrem endlich wieder gesunden Kind zum zweiten Mal zum Kinder- und Jugendarzt, nur um sich die Gesundschreibung zu holen. Sie müssten sich dann oft auch an diesem Tag freinehmen.
Keine rechtliche Handhabe – mit einer Ausnahme
Eine rechtliche Handhabe, um eine Gesundschreibung von den Eltern zu fordern, gäbe es laut Maske nicht – mit einer Ausnahme. Ärztinnen und Ärzte schreiben Kinder krank und auch gesund, wenn es sich um meldepflichtige Erkrankungen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) handelt. In Paragraf 34 wird aufgelistet, bei welchen ansteckenden Krankheiten jemand im Erkrankungsfall oder bei Verdacht eine Gemeinschaftseinrichtung so lange nicht besuchen darf, bis nach ärztlichem Urteil keine Ansteckungsgefahr mehr gegeben ist.
Darunter fallen beispielsweise Masern, Mumps, Keuchhusten, Scharlach, Windpocken, Meningokokken, Kopfläuse, Krätze. Für unter Sechsjährige gilt der vorübergehende Ausschluss auch, wenn sie an einem ansteckenden Magen-Darm-Infekt oder Brechdurchfall erkrankt sind oder der Verdacht einer Erkrankung besteht.
Gesundschreibung könnte Eltern bis zu 40 Euro kosten
„In allen anderen Fällen ist die Gesundschreibung aber eine Leistung, die nicht von den Krankenkassen übernommen wird“, erklärt Maske gegenüber RND. Ärztinnen und Ärzte müssten die Untersuchung dann in Rechnung stellen. Das könne relativ teuer werden – bis hin zu 40 Euro.
Hast du es bereits erlebt, dass in der Kita eine Gesundschreibung gefordert wurde? Berichte mir davon gerne in den Kommentaren!
