Objektiv gesehen hatte ich früher eine bessere Figur als heute: Ein paar Kilos weniger, strafferer Bauch, weniger Cellulite, keinen einzigen Dehnungsstreifen. Trotzdem habe ich mehr mit meinem Aussehen gehadert als jetzt. Ich bin selbst erstaunt, dass ich meinen Körper nach der Geburt mehr mag als vorher…
Früher wollte ich unbedingt dünn und trainiert sein
Wenn ich früher vor dem Spiegel stand, war ich unzufrieden: Ich wollte schlanker sein, besonders an den Oberschenkeln. Ich war neidisch auf Frauen, die trainierte Oberarme und einen Waschbrettbauch hatten, wie die Fitness-Bloggerin Pamela Reif zum Beispiel. Ich machte drei Mal in der Woche Sport und aß (größtenteils) gesund. Auf Pizza & Co. verzichtete ich meistens, bestellte im Restaurant lieber einen Salat.
Es gab sogar eine Phase, da ernährte ich mich – abgesehen von einer Mahlzeit am Tag – von Eiweißshakes mit Hafermilch. Wie Pamela Reif sah ich trotzdem nicht aus. Ich war schlank, das ja. Familie und Freunde konnten auch nicht verstehen, dass ich nicht zufrieden mit meiner Figur war. Doch meinen eigenen Ansprüchen wurde ich nicht gerecht.
Körper nach der Geburt: In der Schwangerschaft nahm ich 22 Kilo zu
Dann, 2017, wurde ich schwanger. Die ersten drei Monate war mir permanent übel. Die gesunden Lebensmittel, die ich vorher gerne gegessen hatte, schmeckten mir plötzlich nicht mehr. Vor der Schwangerschaft hatte ich auf Weißbrot verzichtet. Nun mochte ich nur noch Milchbrötchen. Da Süßigkeiten gegen die Schwangerschaftsübelkeit halfen, stopfte ich täglich Schokolade in mich rein. Das führte dazu, dass ich in den ersten Wochen sieben Kilo zunahm. „Wo soll das nur enden?! Wie wird mein Körper nach der Geburt bloß aussehen?“, fragte ich mich bang.
Doch die Frage trat schon bald in den Hintergrund. Die nächsten Monate war ich mit Schwangerschafts-Wehwehchen wie z.B. einer Symphyselockerung beschäftigt. Auch wenn ich mir vorher fest vorgenommen hatte, als Schwangere Sport zu treiben: An einen Besuch im Fitnessstudio war absolut nicht zu denken. Am Ende der Schwangerschaft brachte ich 22 Kilo mehr auf die Waage.
Mein Sohn war auf der Welt – und die Figur plötzlich nebensächlich
Anfang 2018 wurde mein Sohn geboren. In den Wochen und Monaten nach seiner Geburt hatte ich andere Dinge im Kopf, als mir um meine Figur Gedanken zu machen. Und die Kilos purzelten, ohne dass ich es wollte, von ganz allein. Der kleine Wurm war ein absolutes Tragebaby. Den Kinderwagen lehnte er ab. Daher ging ich jeden Tag stundenlang mit ihm in der Babytrage spazieren. Dazu kam, dass ich vor lauter Mama-Stress oft vergaß, etwas zu essen – und zusätzlich noch einige Kalorien durch das Stillen verbrauchte.
„Wow, du siehst aber schon wieder super schlank aus“, staunten meine Freundinnen ein paar Monate nach der Geburt. Ich freute mich über das Kompliment. Gleichzeitig, so merkte ich etwas erstaunt, war es mir aber auch total egal. Und das ist bis heute so geblieben. Ich habe zwar vor ein paar Wochen angefangen, wieder Sport zu treiben und gesünder zu essen. Ich will wieder fitter werden, das ja. Insgesamt aber lasse ich es entspannt angehen. Ich bin einfach nicht mehr so perfektionistisch, sehe nicht mehr nur die „Problemzonen“.
Es gibt nun Wichtigeres in meinem Leben als den perfekten Körper nach der Geburt
Woher der Sinneswandel? Ich weiß es selbst nicht so genau. Vielleicht, weil zwischen Job, Haushalt und Kind wenig Zeit bleibt, sich dauernd um die gute Figur zu sorgen. Vielleicht aber auch, weil es für mich jetzt einfach viel Wichtigeres auf der Welt gibt als die perfekten Maße. Sicher liegt es aber auch daran, dass ich meinen Körper durch die Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt mehr zu schätzen gelernt habe. Er hat ein wahres Wunder vollbracht: Er hat mir einen gesunden, wunderbaren kleinen Jungen geschenkt. Und dafür bin ich meinem Körper unendlich dankbar.