Latenzphase: Was ist das und wie fühlt sie sich an?

Bei etwa 80 % aller natürlichen Geburten kündigt die so genannte Latenzphase an, dass das Baby sich bald auf den Weg macht. Trotzdem wird sie offiziell nicht zu den Geburtsphasen gezählt, da sie eben nicht bei allen Schwangeren auftritt. Woran du die Latenzphase erkennst, wie lange sie durchschnittlich dauert und was dir helfen kann, die Wehen zu lindern, erfährst du hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Bevor der eigentliche Geburtsvorgang beginnt, tritt bei rund 80 Prozent der natürlichen Geburten die Latenzphase auf.
  • Nach der S3-Leitlinie (2020) wird die Latenzphase mittlerweile als Teil der Geburt angesehen.
  • Allerdings gilt sie nicht als eigenständige Geburtsphase.
  • Während der Latenzphase treten häufig Wehen auf, die leicht, aber auch sehr schmerzhaft sein können und nicht immer muttermundwirksam sind.
  • Der Körper bereitet sich in dieser Phase auf die baldige Geburt vor – der Muttermund wird weicher, und auch der Schleimpfropf kann sich lösen.
  • Wärme, Ruhe und Akupunktur können die Wehenschmerzen in der Latenzphase lindern.

2. Bedeutung: Was ist die Latenzphase?

In den meisten Fällen kündigt sich der Beginn einer natürlichen Geburt durch einen Blasensprung und/oder Wehen an. Bevor allerdings die erste Geburtsphase (Eröffnungsphase) startet, tritt bei circa 80 Prozent der Schwangeren die sogenannte Latenzphase auf.

In der Latenzphase bereitet sich der Körper auf die bald beginnende Geburt des Babys vor – der Gebärmutterhals richtet sich aus, der Muttermund wird weicher und öffnet sich gegebenenfalls auf vier bis sechs Zentimeter. Dafür sind die Wehen verantwortlich, die während der Latenzphase häufig noch relativ sanft sind, aber auch durchaus schon schmerzhaft sein können.

Mehr Infos über die einzelnen Geburtsphasen findest du hier: Geburtsphasen einfach erklärt: Anzahl, Ablauf und Dauer

3. Ab wann beginnt die Latenzphase?

Während die Latenzphase ursprünglich als Zeitraum vor dem Beginn des eigentlichen Geburtsvorganges beschrieben wurde, gilt sie nach der S3-Leitlinie („Die vaginale Geburt am Termin“) aus dem Jahr 2020 als Teil der Geburt. Die Latenzphase ist demnach die Zeitspanne von Geburtsbeginn bis zu einer Öffnung des Muttermundes von vier bis sechs Zentimeter.

4. Anzeichen & Symptome: Wie fühlt sich die Latenzphase an?

Nicht jede Schwangere durchläuft die Latenzphase. Ob sie bei dir auftritt, kannst du unter anderem an diesen Anzeichen erkennen:

  • Bauch wird ab und zu hart
  • unregelmäßige Wehen, die kommen und gehen
  • teilweise schmerzhafte Gebärmutterkontraktionen
  • eventuell Rückenschmerzen
  • innere Unruhe
  • Ablösen des Schleimpfropfs
  • leichter Schleim- und/oder Blutabgang
  • Muttermund wird weicher (öffnet sich ggf.)
  • Gebärmutterhals richtet sich aus
  • vermehrter Stuhlgang (oft auch weicher Stuhl)

Hinweis: Diese Liste ist nicht vollständig, sondern benennt typische Anzeichen für die Latenzphase. Und nicht alle Anzeichen treten bei jeder Schwangeren auf.

Sind Blutung, brauner Ausfluss oder blutiger Schleim in der Latenzphase normal?

Ja. Diese Angst können wir dir nehmen. Ein häufiges Anzeichen für das Einsetzen der Latenzphase ist das Ablösen des Schleimpfropfs. Solltest du also rund um den errechneten Geburtstermin etwas blutigen Schleim in deinem Slip entdecken, ist das im Normalfall kein Grund zur Sorge. Natürlich kannst du dich aber trotzdem bei deiner Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin absichern, wenn du unsicher bist. Auch eine leichte Blutung oder brauner Ausfluss treten in dieser Phase häufiger auf als gedacht.

Können Rückenschmerzen auftreten?

Ein Ziehen im Rücken kann sich ebenfalls während der Latenzphase bemerkbar machen. Abzugrenzen sind etwaige Rückenschmerzen allerdings von sogenannten Rückenwehen, unter denen bis zu 60 Prozent aller Schwangeren leiden. Anders als Rückenschmerzen treten muttermundwirksame Rückenwehen oftmals kurz vor der Entbindung auf und gelten als ein Anzeichen für den Geburtsbeginn.

Wie oft und in welchem Abstand kommen in der Latenzphase die Wehen?

Im Vergleich zur Eröffnungs-, Übergangs- oder auch Austreibungsphase treten die Wehen in der Latenzphase noch sehr unregelmäßig auf, was sowohl die Dauer, als auch den Abstand betrifft. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Gebärmutterkontraktionen während dieser Phase nicht mit Schmerzen verbunden sein können. Die Geburt kündigt sich zwar an, ist aber noch nicht in vollem Gange.

Die Wehen sind wieder weg – und jetzt?

Dass die Wehen in der Latenzphase phasenweise wieder verschwinden, ist nicht ungewöhnlich. Bei einigen Schwangeren läuft diese Phase sogar komplett ohne Wehen ab, andere spüren starke Kontraktionen.

Wenn du herausfinden möchtest, ob es sich bei deinen Wehen um Übungs- oder vielleicht schon Geburtswehen handelt, hilft der Badewannen-Test. Denn sowohl Übungs- als auch Senkwehen verschwinden nach einem warmen Bad wieder, Geburtswehen werden dagegen stärker.

5. Wie lange dauert die Latenzphase?

Im Gegensatz zu den klassischen Geburtsphasen lässt sich über die Dauer der Latenzphase keine genaue Aussage treffen. Bei einigen Schwangeren geht sie einige Stunden, bei anderen dauert sie mehrere Tage, und bei wieder anderen tritt sie gar nicht auf.

Ist die Latenzphase bei der zweiten Geburt kürzer?

Es kann vorkommen, dass die Latenzphase beim zweiten Kind kürzer ausfällt als bei Erstgebärenden. Wie bereits erwähnt tritt ohnehin nicht bei allen natürlichen Geburten die Latenzphase auf bzw. ist die Dauer von Frau zu Frau sehr variabel.

Hast du bei der Geburt deines ersten Kindes die Latenzphase erlebt? Schreib uns deine Tipps und Erfahrungen gerne in die Kommentare! Wir freuen uns.
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Die Latenzphase dauert ewig – kann ich sie beschleunigen?

Vielleicht hast du von dem Tipp gelesen, dass viel Bewegung die Latenzphase verkürzen kann. Davon wird aus medizinischer Sicht allerdings eher abgeraten, denn du brauchst all deine Kraft und Energie für die bevorstehende Geburt. Grundsätzlich gilt außerdem die Annahme, dass sich die Latenzphase nicht beschleunigen lässt, wenn sie einmal eingesetzt hat.

Aber: Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass bei Schwangeren, die ab der 36. SSW täglich sechs Datteln gegessen haben, die Latenzphase deutlich kürzer ausfiel, und seltener ein Wehentropf zum Einsatz kam. Auch Himbeerblättertee oder Akupunktur können helfen, wenn sie in den Wochen vor der Geburt zum Einsatz kommen.

Lange Latenzphase, kurze Geburt – stimmt das?

Nein. Die Latenzphase verläuft bei jeder Schwangeren individuell, wenn sie überhaupt auftritt, und sagt nichts über die Dauer der Geburt aus.

5. Tipps für die Latenzphase – was kann ich tun?

Die Latenzphase gilt zwar mittlerweile als Teil der Geburt und ist durch (teilweise schmerzhafte) Wehen gekennzeichnet, aber der wirklich anstrengende Teil kommt erst noch. Deshalb raten wir dir, dich in dieser Zeit möglichst auszuruhen und deine Kräfte zu sammeln. Unsere Tipps können dir helfen, gut durch diese vorgeburtliche Phase zu kommen:

Ruhe oder Bewegung?

Auch wenn es häufig die Annahme gibt, dass Bewegung die Latenzphase verkürzen kann: Du solltest dich lieber ausruhen. Überlege dir Dinge, die dir gut tun und dich zur Ruhe kommen lassen. So kannst du Kraft und Energie für die bevorstehende Geburt sammeln. Und ganz wichtig: Mach dir keinen Druck, auch wenn die Latenzphase länger dauert. Bei Unsicherheiten oder Ängsten stehen dir deine Hebamme oder dein Arzt bzw. deine Ärztin mit Rat und Tat zur Seite.

Akupunktur zur Geburtsvorbereitung

Bei vielen werdenden Mamas ist die geburtsvorbereitende Akupunktur sehr beliebt. Denn sie soll durch gezielte Stimulation die Muttermundöffnung während der Latenzphase unterstützen. Solltest du daran Interesse haben, dann erkundige dich am besten bei deiner Hebamme, ob sie Akupunktur anbietet. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Etwa zwei Stunden nach der letzten Akupunktur ging die Geburt meiner Tochter los. Das kann natürlich Zufall gewesen sein, aber ich hatte das Gefühl, dass es schon zusammenhing.

Wärmflasche lindert die Schmerzen

Eine Wärmflasche, die du dir auf das Kreuzbein im unteren Rücken legst, kann entspannend wirken und die Wehen erträglicher machen. Das gilt übrigens auch für ein warmes Bad (maximal 38 °C). Das kannst du außerdem prima nutzen, um herauszufinden, ob es sich um „echte“ Geburtswehen handelt. Falls nicht, verschwinden die Wehen in der Latenzphase nach einem warmen Bad nämlich wieder. Werden die Kontraktionen stattdessen stärker, befindest du dich vermutlich schon in der Eröffnungsphase.

6. Wann sollte ich ins Krankenhaus fahren?

Da die Latenzphase immer unterschiedlich verläuft und sich teilweise sogar über mehrere tage ziehen kann, empfehlen viele Hebammen, sie möglichst zuhause zu verbringen. Dort kannst du dich im Normalfall am besten entspannen und Kraft und Energie für die Geburt sammeln. Wenn deine Wehen über einen längeren Zeitraum regelmäßig alle fünf bis acht Minuten kommen, solltest du dich auf den Weg in die Klinik machen.

Aber Achtung: Das ist nur ein grober Richtwert, der auch davon abhängt, ob es dein erstes Kind ist oder nicht. Am besten bleibst du in engem Kontakt mit deiner Hebamme und fragst nach, wenn du unsicher bist. Auch ein Anruf im Kreißsaal kann bei der Entscheidung helfen, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich auf den Weg zu machen. Letztenendes solltest du auch auf dein Gefühl hören: Wenn du dich in der Klinik sicherer fühlst, sprich das am besten an.

7. Noch mehr Tipps und Infos für die Geburt

Wenn du aktuell schwanger bist oder dein Baby bald schon zur Welt kommt, interessieren dich vielleicht auch diese Themen:

Entdecke hier weitere Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Stillen, Wochenbett und Babyernährung

Dich interessiert, ob und wie andere frisch gebackene Mamas aus unserer Community die Latenzphase erlebt haben? Dann komm in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“ und tausche dich mit ihnen aus!

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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