Leben mit Kinderlähmung: „Ich rate allen Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.“

„Im Januar 1960 lagen mein zwei Jahre älterer Bruder und ich zusammen auf der Quarantänestation im Krankenhaus. Ich war vier Jahre alt und wir waren beide an Tuberkulose erkrankt. Eines morgens konnte ich meine Beine nicht mehr bewegen.” So beginnt die Geschichte, die uns die heute 67-jährige Rita erzählt. Als kleines Mädchen erkrankte sie an Kinderlähmung und lebt bis heute mit den Folgen.

„Nach einem langen Krankenhausaufenthalt wurden wir beide, von der Tuberkulose genesen, aus dem Krankenhaus entlassen. Ich versuchte wieder gehen zu lernen. Mein linkes Bein war bis zur Hüfte stark gelähmt. Also wurde mir eine Gehschiene angepasst. Ein schrecklich schweres Teil, mit dem ich mich, wenn auch mühsam, zu Fuß fortbewegen konnte. Rollis gab es damals noch nicht.“

Polio-Virus als Auslöser für Kinderlähmung

Für die durch das Polio-Virus ausgelöste Krankheit (auch Poliomyelitis genannt) gibt es bis heute keine Medikamente zur Behandlung und sie ist nicht heilbar. Das hoch ansteckende Virus überträgt sich über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch und greift das zentrale Nervensystem an. Dabei kommt es zu unterschiedlich schweren Verläufen, Lähmungen wie bei Rita, unter Umständen aber auch zum Tod. Besonders gefährdet sind Kinder unter 5 Jahren.

Die gute Nachricht: Seit 2002 gilt Polio in Europa quasi als ausgerottet.

Der letzte Fall in Deutschland liegt über 20 Jahre zurück– dank jahrzehntelanger Impfkampagnen. Als Rita erkrankte, standen die wenig später systematisch eingeführten Schluckimpfungen aber noch in den Startlöchern. In anderen Teilen der Welt führt der gefürchtete Virus auch heute noch zu schweren Erkrankungen.

Die Kehrseite des Impferfolgs: Dadurch dass die Krankheit hier nicht mehr vorkommt, haben viele den Schrecken davor verloren.

Das führt dazu, dass die Zahl der Eltern, die ihre Kinder vollständig impfen lassen, seit Jahren sinkt. Dem Robert-Koch-Institut zufolge haben heute nur etwa 90 Prozent der Babys in Deutschland die nötige Polio-Impfung. Das hört sich zwar nach viel an, Experten mahnen aber, dass eigentlich eine Impfquote von 95 Prozent nötig wäre, um das Virus weiterhin im Griff zu haben.

„Mein Rat für Eltern ist auf jeden Fall, ihre Kinder impfen zu lassen.“

Mit der Impfung lässt sich zwar nicht eine Ansteckung mit dem Virus vermeiden, aber schlimme Folgen nach der Erkrankung, erklärt Rita. Und ganz wichtig: „Man kann sich auch als Erwachsener noch mit dem Poliovirus infizieren.“ Deshalb ist es wichtig, regelmäßig den Impfpass zu checken. Einen guten Anlass dafür bietet die Europäische Impfwoche, die von der Weltgesundheitsorganisation ins Leben gerufen wurde. Jedes Jahr in der letzten Aprilwoche soll so auf die Wichtigkeit von Impfungen aufmerksam gemacht werden.

Wusstest du schon, dass du deinen Impfpass außer beim Hausarzt auch einfach in einer Apotheke auf eventuell fehlende Impfungen überprüfen lassen kannst?

Wenn du dir trotzdem unsicher bist, welche (Auffrisch-)Impfungen für dich oder für dein Kind wann empfohlen werden, kannst du dich am  Robert-Koch-Instituts orientieren. Im Impfkalender findest du je nach Alter alle offiziell in Deutschland empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder und Erwachsene:

Dass Rita als Vierjährige eine Polioinfektion und nicht, wie zunächst irrtümlich angenommen, eine Hirnhautentzündung durchlitt, wurde tatsächlich erst zehn Jahre später festgestellt. Mit 14 wechselte Rita auf das damals einzige Internat für Menschen mit einer körperlichen Behinderung. Dort sah sie auch das erste Mal Menschen im Rollstuhl und lernte die Rollstuhlbasketballmannschaft kennen.

„Ein Freund animierte mich dazu, mich in einen Rolli zu setzen und mitzuspielen. Das war die schönste Zeit meines Lebens.“

Und gleichzeitig auch der Beginn ihrer unglaublichen Sportlerkarriere: „In der Zeit zwischen 1974 und 1992 spielte ich mit der Nationalmannschaft und meinem Heimatvereinen viele Spiele und Turniere. Wir waren sehr erfolgreich“, erzählt die heute zweifache Olympiasiegerin und mehrfache Welt- und Europameisterin.

„Meine Freunde bewundern mich dafür, wie ich mein Leben mit Handicap lebe. Für meine Familie ist es normal. Der Sport und mein Beruf haben mir das nötige Selbstbewusstsein für mein Leben gegeben. Für mich ist es selbstverständlich Rollifahrerin zu sein. Ich kenne es nicht anders.“

Jana Krest

Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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