Heute hat es bei uns zum ersten Mal geschneit! Und während ich dachte, dass es dafür eigentlich noch etwas früh ist, stürmten die Kinder zum Fenster und sangen aus vollen Hals: „Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus,…“ – und ich wette, fast alle von euch singen gerade zumindest im Kopf weiter. Oder? Denn der Song von Rolf Zuckowski gehört zu den ersten Schneeflocken einfach genauso dazu wie „Die Weihnachtsbäckerei“ zum Advent. Beide Lieder habe ich als Kind schon geliebt, und meinen Kindern geht es genauso. Nach gefühlten 78 Weihnachtsfeiern in der Kita, beim Sport oder – natürlich – beim Plätzchen Backen bin ich dann aber auch nicht böse, wenn sie bis zum nächsten Winter pausieren.
Aber wie geht es eigentlich Rolf Zuckowski selbst damit, die Weihnachtsbäckerei seit fast 40 Jahren immer und immer wieder zu singen? Kann er sie noch hören oder hängt sie ihm vielleicht insgeheim zu den Ohren raus? Das habe ich ihn im Interview gefragt! Außerdem hat Rolf Zuckowski meiner Tochter verraten, ob er selbst backen kann, wie er Weihnachten feiert, und woher er die Ideen für seine Songs eigentlich nimmt.
Die Lieder versetzen mich direkt in meine Kindheit
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich früher mit meiner Mama Plätzchen gebacken habe. Wir standen in unserer kleinen Küche, hatten beide rote Schürzen um, haben fleißig ausgestochen und verziert, zwischendurch ein bisschen Teig genascht – und die „Weihnachtsbäckerei“ gehört. Daran muss ich auch heute noch oft denken, wenn ich das Lied höre. Denn es versetzt mich sofort zurück in meine Kindheit und holt viele schöne Erinnerungen hervor.
Umso schöner ist es, es auch mit meinen Kindern zu singen. Denn so schafft es auf eine Art für mich auch eine Verbindung zwischen ihnen und meiner Mama, an die sich sich leider nicht mehr erinnern können.
Aber auch viele andere Lieder von Rolf Zuckowski verbinde ich heute noch mit meiner Kindheit. Kein Wunder also, dass ich ganz schön aufgeregt war, als ich ihn zusammen mit meiner Tochter zum Interview treffen durfte:
1. Lieber Rolf Zuckowski, nach fast 40 Jahren – können Sie die Weihnachtsbäckerei eigentlich selbst noch hören?
„Ich liebe dieses Lied. Wirklich sehr. Und habe es jetzt hier im Schmidt’s Tivoli (Anmerkung der Redaktion: ein Theater in Hamburg) mal wieder von Kindern gehört. Ich habe gesagt ‚Sing es mit doch mal vor‘. Dann ist es wirklich das Schönste, denn so war es mal gemeint. Ein Lied, das ich geschrieben habe, das ich aber gerne abgebe.
Es gibt allerdings auch erwachsene Versionen, die wirklich sehr, sehr schön sind. Helene Fischer hat es sehr festlich gemacht, Otto Waalkes hat es sehr lustig gemacht. Mal gucken, was da noch so kommt.“
2. Was singen Sie zuhause an Weihnachten unter dem Baum – ihre eigenen Songs oder lieber Klassiker?
„Unter dem Baum singen wir tatsächlich die alten Klassiker, die auch meine Eltern und Großeltern schon gesungen haben. „Oh Tannenbaum“ oder „O du fröhliche“, und das ist für uns das Weihnachtsgefühl.
Wir singen aber im Advent durchaus auch immer mal wieder meine Lieder, manchmal auch zur Gitarre. Ich spiele ja nicht alleine ein Instrument, meine Söhne sind ja auch da. Und nach Weihnachten, wenn Besuch kommt, dann allemal, die wünschen sich das geradezu.“
3. Kommt denn an Weihnachten die ganze Familie bei Ihnen zusammen?
„Nach und nach ja. In diesem Jahr werden wir einen Tag haben, den 26., wo wirklich alle beisammen sind, alle Kinder, alle Enkelkinder. Dann wird’s recht eng in der Wohnung, aber an Heiligabend, da sind meine Frau und ich mit meinem älteren Sohn zusammen, und dann kommt der jüngere Sohn mit Frau und Kind dazu.
Und meine Tochter, die hat ja vier Kinder, die sind vorher bei den Eltern in Ingolstadt, wo ihr Mann Familie hat, und so kommen wir dann später zusammen.“
4. Weihnachten mit der Familie – besinnlich oder doch auch mal stressig?
„Also, es IST stressig. Und ich habe ein Lied geschrieben, das heißt ‚Inseln der Stille‘. Und das bedeutet vielen Menschen sehr viel, weil es die Sehnsucht nach Ruhe in der Weihnachtszeit ausdrückt. Es heißt übrigens ‚Weniger Geschenkpapier und goldverschnürtes Glück‘, und dann heißt es ‚Was hast du dann? Mehr Weihnachten!‘.
Das heißt, eigentlich ist die Sehnsucht nach einer stilleren Weihnachtszeit jedes Jahr wieder da. Und ich finde diese Stille, oder die Ruhe, am ehesten in Konzerten. Wenn die laute Welt drumherum einfach nicht da ist, und wenn durch die Musik eine gewisse Verinnerlichung stattfindet. Das ist keine Stille, aber emotional hat es etwas Anderes als diese Geschäftigkeit und Hektik, die der Advent nun mal auch mit sich bringt.“
5. Was ist Ihr Tipp für ein stressfreies Weihnachtsfest mit der Familie?
„Nicht zu viele Erwartungen haben. Ich habe gerade ein sehr, sehr wichtiges Buch gelesen, das „Buch der Freude“, und zwar ist das ein Dialog zwischen Desmond Tutu, dem Bischoff von Südafrika, und dem Dalai Lama. Und der Dalai Lama sagt an einer Stelle ‚Zu hohe Erwartungen sind oft die Quelle großen Leides‘. Wenn nämlich diese Erwartungen nicht erfüllt werden.
Und ich glaube, das kann man wirklich in den Alltag runterbrechen und sagen: „Schraub die Erwartungen nicht zu hoch, nimm dich selber und andere nicht zu sehr in die Pflicht. Dann ist die Enttäuschung nicht so wahrscheinlich und die Freude vielleicht umso größer.“
6. Apropos Freude: Wer kümmert sich bei Ihnen denn um die Geschenke?
„Jeder für sich. Also wir sind immer noch bemüht, uns zu überraschen. Das gelingt natürlich bei den erwachsenen Kindern immer weniger. Man spricht dann auch darüber, was fehlt dir denn noch, oder was würdest du dir selber nicht kaufen? Aber ab und zu gelingt auch noch mal eine Überraschung.
Ich weiß noch nicht, ob es in diesem Jahr so ist. Meine Frau gibt so Signale, und ab und zu merke ich mir die auch (lacht), aber ich glaube in unserem Alter, wir sind ja nun durchaus über 70 beide, muss man sich nicht überraschen. Hauptsache ist, man macht sich Freude mit dem Geschenk, und es sieht nicht nach einer Pflichtübung aus. Aber es kann gern gemeinsam ausgesucht sein, möglichst bei einem Stadtbummel.“
7. Kinder lieben Ihre Lieder schon seit 3 oder sogar 4 Generationen. Was hat sich in der Zeit verändert?
„Es gibt natürlich sehr, sehr viele Künstler, Frauen, Männer und Gruppen, die auf andere Art Musik für Kinder machen. Einiges fördere ich sogar sehr, zum Beispiel das Trio „Deine Freunde“ mit HipHop für Kinder und Eltern.
Aber die Vielfalt hat nicht irgendwie meine Lieder, bzw. unsere Lieder, es sind ja auch die Lieder meiner Familie, ins Abseits geschoben. Die sind trotzdem da, und viele, viele Menschen lieben meine Lieder, singen sie inzwischen in der dritten Generation, hören aber vielleicht trotzdem zusätzlich Berliner Künstler*innen wie Suli Puschban zum Beispiel, die ich auch sehr, die sehr, sehr kraftvoll feministisch ist.
Ich glaube, die Vielfalt im Bereich der Musik für Kinder ist im Moment fast die größte Musikvielfalt, die wir in Deutschland haben. So vielfältig ist Schlager nicht, ist auch Pop nicht. Weil im Kinderlied alles stattfindet, vom kleinen Schlaflied bis zum Rock oder symphonischen Gig. In dem Sinne habe ich da wohl ein bisschen was mit angestiftet. Aber nicht nur ich alleine, auch. Frederick Vahle, Gerhard Schöne zum Beispiel in den 70er Jahren.
Aber dass meine Lieder ihren Stand behalten haben, also dass sie bestehen können bei all diesem lebendigen Umfeld, ist ein Geschenk des Himmels.“
Und darüber freuen wir uns auch alle sehr!
Kinderfragen: „Lieber Rolf Zuckowski, kannst Du eigentlich backen?“
Diese Frage kam allerdings nicht von mir, sondern von meiner Tochter. Sie durfte nämlich mitkommen und war nebenbei gesagt deutlich weniger aufgeregt als ich. Mit welchen Fragen meine Große Rolf Zuckowski sonst noch gelöchert, und was er geantwortet hat, lest ihr hier:
Lieber Rolf Zuckowski, kannst Du eigentlich backen?
„Also, ich kann nicht gut backen, aber ich kann sehr gut naschen. Und mein Lied von der Weihnachtsbäckerei ist ja ein bisschen komisch, ne? Das hat damit zu tun, dass ich nicht gut backen kann.
Aber meine Frau hat mit meinen Kindern wirklich ganz schöne Plätzchen gebacken, und ich habe mir das Lied ausgedacht, auf einer Autofahrt. Und beim Autofahren kann man schon gar nicht backen. Und ich glaube, es ist ganz gut, dass ich nicht backen kann, sonst wäre das Lied nicht so lustig geworden.“
Welche Plätzchen magst Du am liebsten?
„Ich mag wirklich leider ganz viele Plätzchen gern. Ich sag Dir mal die Zutaten, die ich am liebsten habe: Das ist Kokos und Marzipan und Schokolade, und die darf sogar ein bisschen bitter sein. Und wer daraus Plätzchen macht, der ist bei mir auf jeden Fall sehr willkommen. Aber ich mag auch ganz andere Plätzchen. Ich bleib auch neugierig auf neue Plätzchen.“
Wie feierst Du denn Weihnachten?
„Ja, wir feiern immer, Weihnachten bedeutet uns ganz viel. Wir singen auch am Tannenbaum, aber da singen wir die alten Lieder, die wir auch mögen, „O Tannenbaum“ und „O du fröhliche“ und „Alle Jahre wieder“. Und wir freuen uns, wenn wir uns anfassen können, weil wir dann immer noch spüren, wir sind Familie.
Da kommt zwar immer mal einer dazu wie in diesem Jahr, aber es geht auch mal jemand, den wir verlieren. Und all das ist das Familiengefühl durch die Jahrzehnte hindurch, das für mich zu Weihnachten gehört.“
Was ist Dein Lieblings-Weihnachtslied?
„Wär uns der Himmel immer so nah – (singt):
Wär uns der Himmel immer so nah.
Und unsere Arme immer so offen.
Fänden viele sicher die Kraft,
wieder zu hoffen.
In dem Lied steckt ganz viel drin, und das bedeutet mit sehr viel.“
Was würdest Du den Weihnachtsmann fragen?
„Ich würde ihn fragen: ‚Warum glauben eigentlich so viele nicht an Dich, wenn s Dich doch gibt?‘ Und auf die Antwort wäre ich sehr gespannt!“ (lacht)
Was steht auf Deinem Wunschzettel?
„Ich hab ihn noch nicht geschrieben. Soll ich ihn jetzt anfangen? Okay! Ich wünsche mir mit meinen Enkelkindern eine Schiffsreise. Aber das Kleinste ist erst ein halbes Jahr alt, und ich glaube, es muss wenigstens 1 ½ Jahre sein, damit es laufen kann.
Und dann wünsche ich mir eine Familien-Schiffsreise, nicht zu weit weg, vielleicht auf der Ostsee, vielleicht auf der Nordsee, das wäre ein Wunsch, den ich habe.“
Woher hast Du die Ideen für Deine Lieder?
„Wenn ich das wüsste. Ich glaube, vieles liegt in der Luft, und viele Menschen ahnen nicht, dass ein Lied in der Luft liegt. Ich habe zum Beispiel zum Geburtstag meines Sohnes, als er 5 war – jetzt wird er 50 – geschrieben ‚Wie schön, dass Du geboren bist‘. Und so ein Geburtstagslied in unserer Sprache, das gab es damals noch nicht, jedenfalls nicht so ein fröhliches. Und solche Ideen liegen eben in der Luft, und manchmal habe ich das Gefühl, sie ergreifen zu können.
Auch übrigens das Lied ‚Es schneit, es schneit‘, das ist beim ersten Schnee am Fenster entstanden, einfach so rausgesungen, mit den Kindern, alle zusammen.“
Wolltest Du schon immer Kinderlieder singen?
„Nein, ich habe natürlich schon, wie viele andere auch, in meiner Jugendzeit Musik gesungen und auch teilweise geschrieben, für die Generation, in der wir waren. Das war Beat-Musik, später hieß das auch Rock-Musik.
Und Kinderlieder habe ich angefangen zu schreiben, als meine Tochter Anuschka – die ist jetzt 53 – als sie 2 Jahre alt war. Da habe ich angefangen, für sie Lieder zu schreiben und mir auszudenken.“
Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit, lieber Rolf Zuckowski!
Und jetzt seid ihr dran: Verbindet ihr auch besondere Momente oder Erinnerungen mit den Liedern? Habt ihr vielleicht eine bestimmte Tradition? Oder welche Kinderlieder hört ihr am liebsten?