Lockdown-Jahrestag: Was zwölf Monate so alles ändern können…

Ein Jahr ist es her. Vor einem Jahr ging Deutschland in den Lockdown, eine völlig fremde Situation für uns. 

Nachdem wir seit mehreren Wochen mehr oder weniger argwöhnisch die Nachrichten über dieses neue Virus verfolgt hatten, in den meisten Fällen erst noch ganz entspannt, dann doch ein wenig beunruhigter… Wir plädierten für „Stay at Home!“ – ein paar Wochen seine Kontakte und Aktivitäten einschränken, das sollte doch wohl mal möglich sein, um Leben zu schützen, also wirklich!

Und dann war er da, der erste Lockdown.

Unsere Kinder waren von einem auf den anderen Tag zu Hause anstatt in der Kita oder Schule. „Bis in zwei Wochen!“ riefen wir den Erzieherinnen zu, während unser Kopf ratterte, wie wir zwei Wochen Arbeit und Kinderbetreuung vereinbaren sollten.

Noch ahnten wir nicht, wie das kommende Jahr werden würde. Wie sehr wir uns über zwei Wochen Lockdown gefreut hätten – nach einem Jahr Pandemie erscheinen 14 Tage einfach lachhaft. Und was wir alles schaffen können, wenn wir es müssen.

Ein Jahr Pandemie mit diversen Einschränkungen – das hat ganz sicher etwas mit uns allen gemacht.

Und es zeigt wie schnell man sich an etwas „gewöhnt“ – oder auch nicht. Das sind die Punkte, die ich als typisch für das vergangene Jahr empfinde:

• Wenn wir vor einem Jahr im Supermarkt eine Person mit Maske gesehen hätten, hätten wir uns schwer gewundert und überlegt, ob sie wohl krank sei. Heute ist es genau umgekehrt.

Überhaupt Masken! Ich wusste vor einem Jahr nicht, was medizinische Masken sind, was FFP2-Masken und gab es den Begriff der „Community-Maske“ überhaupt schon?

Abstand. Wir (Nord-) Deutschen sind ja angeblich eher spröde. Aber ich bin ein Buffer, ein Knuffer, ein Knuddler, ein Händeschüttler. Das musste ich mir dieses Jahr abgewöhnen. Und gerade zu Beginn des ersten Lockdowns wurde es so oft gepredigt, dass selbst die Kleinsten auf der Straße kreischten: „Abstand halten!“

HOMESCHOOLING! Neben Homeoffice eines der meistgenutzten Worte des letzten Jahres. Und eine echte Herausforderung für Schüler, Eltern und Lehrer. Denn wie zur Hölle soll es klappen, als beispielsweise Lektorin seinem Sohn eine neue Grundrechenart beizubringen? Etwas, worauf sich seine ganze kommende Schullaufbahn stützen wird? Und das am besten noch, wenn man selbst einen Abgabetermin von der Arbeit im Nacken hat!

Homeoffice. Video-Konferenzen, in denen ein Kind aus dem Off „Feeertig, abputzen!“ schreit oder die Salzstangen-knuspernde Kollegin partout die Mute-Taste nicht findet. Oben Schlips und Kragen, unten Jogginghose – und das beim digitalen Bewerbungsgespräch. Rückenschmerzen vom Arbeiten auf dem Küchenstuhl – bis man endlich kapitulierte und einen „echten Schreibtischstuhl“ bestellte, der null in die Wohnungs-Einrichtung passt. Von all dem werden wir noch unseren Enkeln erzählen, oder?

• Aber immerhin waren wir dadurch immer zu Hause, wenn der Paketbote klingelte. Denn entweder waren die Geschäfte ganz geschlossen, oder sie durften nur eine bestimmte Anzahl von Menschen einlassen… Shopping machte keinen Spaß mehr, deswegen wurde bestellt und bestellt.

• Wozu sollte man sein Geld auch sonst ausgeben? Wirklich alle Freizeitaktivitäten fielen aus, Ausflüge und Reisen waren wochen- und monateweise keine Option. Sportkurse fielen aus, und wer nicht auf den Hula-Hoop- oder einen anderen Heimsport-Trend aufsprang, futterte sich zusätzlich oft ein paar Frustpfunde an.

Langeweile. Gerade Eltern haben auf einem ganz neuen Niveau erfahren, wie schrecklich sie für Kinder sein kann. Mein Gott, über lange Zeit waren sogar die Spielplätze geschlossen! Ich wette, jeder von uns hat in diesem Jahr mehr mit seinen Kindern gebastelt als in all den Jahren vorher zusammen.

Angst. Viele von uns haben eine ganz neue Angst kennengelernt: Todesangst um Oma und Opa, Angst um vorerkrankte Bekannte… Wir sahen Bilder von Intensivpatienten, die an Covid-19 erkrankt waren, die einem nicht mehr aus dem Gedächtnis gingen… Wir lasen von zunehmender häuslicher Gewalt und psychischen Problemen, die Kinder von diesem Jahr davontragen. Und Millionen Menschen bekamen echte Existenzängste, weil sie ihrem Job nicht mehr nachgehen konnten oder ihr eigenes Geschäft schließen mussten.

• Unsicherheit: Schmerzte bei der typischen Herbsterkältung diesmal nicht irgendwie die Brust ganz untypisch beim Husten? Und unser Kind hatte doch SICHER NUR EINEN SCHNUPFEN!!!! Oder? Es war definitiv auch das Jahr des In-sich-Hineinhorchens.

Es gibt noch so vieles, was in diesem Jahr plötzlich zu unserem Leben gehörte:

Leere Klopapier- und Nudelregale im Supermarkt. Erbitterte und ausufernde Diskussionen zwischen Menschen, die unterschiedliche Meinungen über Corona und die von der Regierung erlassenen Maßnahmen hatten. Hoffen und Bangen beim Lesen neuer Nachrichten… Die Liste ließe sich noch ellenlang ausführen.

Und all das ist noch nicht zu Ende.

Corona wird uns noch lange – oder auch für immer – begleiten, seinen Schrecken wird das Virus wohl irgendwann verlieren, wenn die Pandemie um ist und unseren Alltag nicht mehr fest im Griff hat.

Was uns dann von all diesen Erfahrungen bleibt? Das weiß keiner. Ich hoffe, nicht allzu viel. Ich hoffe, wir können uns irgendwann wieder unbeschwert begegnen, die Welt erobern, zu Hause bleiben, weil wir die Tage vorher so viele tolle Sachen unternommen haben, dass wir uns über ein wenig Ruhe freuen…

Das war mein ganz persönlicher Rückblick auf die letzten Monate. Was hat euch am meisten geprägt in der Pandemie? Und was macht ihr als erstes, wenn wieder „alles“ möglich ist?

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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