Es ist doch eine schöne Sache, wenn Kinder noch möglichst lange an den Weihnachtsmann glauben. Aber irgendwann kommt der Augenblick, in dem sich das ändert. Meistens plaudert irgendein Naseweis in der Schule das Geheimnis aus. Bei uns waren es die die Pakete eines großen Versandhändlers, die den Glauben meiner Tochter an den Weihnachtsmann fast erschüttert hätten. Und das kam so…
Alle Jahre wieder…
…beginnt bei uns so ab Mitte November mein alljährlicher Staffellauf mit unserem Paketboten: Er liefert, ich nehme alles an, ich stelle alles ab, packe alles aus und verstecke die Sachen. Und das fast täglich aufs Neue. Wir haben viele, liebe Menschen zu beschenken, nicht nur die Kinder – in unserem Familien- und Freundeskreis wird auch großzügig gewichtelt.
Mit anderen Worten: Es summiert sich!
Und ich muss zusehen, dass ich die Pakete-Berge immer so schnell wie möglich abtrage und aus dem Blickfeld meiner Familie geräumt bekomme, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Meinem Freund geht der Geschenkewahnsinn auf die Nerven, weshalb ich versuche, ihn damit möglichst wenig zu behelligen.
Sonst kommt er nämlich wieder auf diese doofe “Wir müssen uns doch nichts schenken”-Idee. Und das kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe aber absolut keine Lust, ihn immer wieder an dieses Thema zu erinnern.
Und das Kind soll dabei natürlich auch keinen Verdacht schöpfen.
Also wird das Verstauen der Pakete im Dezember zu meinem Ersatz-Fitness-Programm: Treppauf, treppab, ab auf die Leiter und in die hinterste Schrankecke damit. Im Dezember brauche ich keinen Bauch-Beine-Po-Kurs mehr.
Aber wehe, dieser minutiös getaktete Prozess gerät zum Beispiel aufgrund von Zeitmangel ins Stocken.
Dann stapeln sich die Päckchen irgendwann im Flur – und sind nicht mehr zu übersehen. Und so kam es eines schönen Jahres zu einem kleinen – nennen wir es – Zwischenfall. Meine Tochter war etwa 10 Jahre alt und damals schon von messerscharfer Beobachtungsgabe.
Die kleine Miss Marple begab sich auf Inspektion. Sie betrachtete erst mit hochgezogenen Augenbrauen die vor Pappkartons überquellende Altpapiertonne. Dann beäugte sie skeptisch den Paketeberg im Flur, zählte 1 und 1 zusammen und stellte mir die empörte Frage:
“Mama, das sind doch nicht etwa alles meine Weihnachtsgeschenke?! Arbeitet der Weihnachtsmann bei Amazon?”
Ich hab ihr dann erklärt, dass nicht alle Geschenke vom Weihnachtsmann persönlich kommen können – das schaffe dieser doch gar nicht alles.
Das sollte man eh kommunizieren, damit Kinder, die weniger bekommen als andere, den Weihnachtsmann nicht für einen unfairen Mistkerl halten und sich nicht ungerecht behandelt fühlen.
Wir würden dem Weihnachtsmann also an der ein oder anderen Stelle ein wenig unter die Arme greifen, sagte ich beschwichtigend. Aber jetzt dürfe sie nicht weiter nachfragen, denn sonst würden sich all die schönen Päckchen wieder in Luft auflösen.
Jaja, ich weiß. Der Preis für die Mutter des Jahres geht schon wieder nicht an mich. Immerhin kann ich die fitteste Mutter des Jahres für mich reklamieren – ein Hoch auf das Pakete-Training.