„Mama, wenn wir einen Hund bekommen, gehe ich jeden Tag Gassi“ – und was daraus geworden ist

Meine Tochter (14) ist ein Musterbeispiel an Zuverlässigkeit. Und das meine ich völlig ernst – keine Ironie. Sie hält sich an Abmachungen und Regeln, ist immer pünktlich zu Hause und gibt Bescheid, wenn irgendwas dazwischen kommt. Ich vertraue ihr und halte sie für sehr pflichtbewusst.

Also schenkte ich ihr Glauben, als sie mir hoch und heilig versprach:

Mama, ich wünsche mir nichts sehnlicher als einen Hund. Und wenn wir einen bekommen, werde ich alles für ihn tun und mich bestens um ihn kümmern, jeden Tag.

Ich hatte keinen, aber auch wirklich gar keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln.

Im Gegenteil. Ihre Vehemenz beeindruckte mich. Jahrelang lag sie mir mit dem Thema „Hund” in den Ohren. Es schien ihr sehr ernst damit zu sein. Bis zur Anschaffung dachte ich tatsächlich: „Das wird ein Selbstläufer!”

Ich war überzeugt: Klar würde sie mindestens ein Mal täglich mit ihm spazieren gehen. Natürlich würde sie ihn regelmäßig bürsten, baden und mit ihm trainieren – und ihre Verpflichtungen, die den Vierbeiner betreffen, bei ihrer Freizeitplanung berücksichtigen.

Von wegen. Was war ich doch gutgläubig!

Die Realität hört sich bei uns tagtäglich ungefähr so an:

„Darf ich morgen Nachmittag zu Freundin XY?” „Und was ist mit deiner Nachmittags-Gassirunde?” „Ach so… ja… also…heute ist es schlecht, aber morgen gehe ich gaaaanz bestimmt!“

Und am nächsten Tag dann: „Heute geht es nicht, Mama, ich hab noch soooo viele Hausaufgaben.”

Hier die Top3 ihrer Lieblings-Ausreden:

  1. Es ist schon dunkel, muss ich wirklich noch mit ihm raus?
  2. Ich war doch letzte Woche schon mit ihm draußen!
  3. Der muss doch gar nicht mehr raus!

Und zum Thema Pflege hat sie noch diesen Klassiker auf Lager:

Ich kann ihn nicht bürsten, bei mir stellt der sich immer so an!

Was ich damit sagen will: Seid klüger als ich und fallt nicht auf die Versprechungen eurer Kinder herein. Selbst die Zuverlässigsten unter ihnen werden euch gnadenlos im Stich lassen.

Plötzlich hatte ich also ein Kind mehr.

Hätte ich mal auf die weise Züchterin gehört: „Das letzte Kind hat Fell”, hat die damals mit einem Zwinkern und so einem wissenden Unterton zu mir gesagt. Und dann heimlich in sich hineingelacht, als sie den großspurigen Ankündigungen meiner Tochter lauschte, was sie alles für den Hund tun würde.

Falls ihr auch mit dem Gedanken spielt, euch einen Hund anzuschaffen, möchte ich an dieser Stelle nochmal deutlicher werden.

Der Hund wird euer Hund werden, nicht der Hund eures Kindes. Für mich war ein Hund auch immer ein Kindheitstraum, deshalb war ich bereit, dieses „Schicksal” auf mich zu nehmen.

Schafft euch also nur dann einen Hund an, wenn ihr Eltern sämtlichen Verpflichtungen notfalls auch einsam und alleine nachkommen könnt und festen Willens seid, den eisernen Kampf gegen die Lethargie eurer Kinder aufzunehmen.

Seid gewiss: Um die Pflichten halbwegs gerecht auf mehrere Schultern zu verteilen, werdet ihr selbst mit den verständigsten Kindern endlose Diskussionen führen und euch tagtäglich aufs Neue durchsetzen müssen.

Wir mussten da anderthalb Jahre lang durch, bis es geschmeidig lief.

Aber ich kann sagen, der Kampf lohnt sich. Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, wie durch regelmäßige Gassigänge und Trainings ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Kind und Hund entsteht. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Sie wurden immer eingespielter und die Diskussionen rund um die Pflichten immer weniger.

Ganz ehrlich – wer könnte diesen Hundeaugen auch lange widerstehen?

Unser kleiner Herzensbrecher.

Mein kleiner Kindheitstraum namens Happy. Foto: Echte Mamas / privat

 

Ilona Utzig

Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser.

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