Liebe Mama,
gestern nachmittag hatte ich einen wichtigen Termin.
Du hast auf meine beiden Schätze, deine Enkel, aufgepasst. Und ich war mal wieder unendlich dankbar, dass ich dich als Mama und sie dich als Oma haben. Ganz ohne Sorge, bestens Gewissens, kann ich sie jederzeit bei dir lassen. Denn ich weiß, dass ihr alle euch über eure gemeinsame Zeit freut.
Als ich nach Hause kam, habt ihr so laut getobt und gelacht, dass ihr mich zuerst gar nicht gehört habt. Ich blieb in der Tür stehen und beobachtete euch. Mein Herz wurde ganz warm, als ich eure Verbundenheit und Liebe spürte. Du hattest das Baby auf dem Schoß und hast mit dem Großen Quatsch gemacht. Du sahst dabei so jung aus, Mama!
Später am Abend, als die beiden im Bett waren, tranken wir noch einen Tee zusammen. Und da ist es passiert: Du hast dich bei mir bedankt – und hattest dabei Tränen in den Augen. Moment mal, DU tust MIR den Gefallen und hütest die wilden Mäuse – und bedankst DICH bei MIR?
Du warst immer eine wundervolle Mama für mich. Eine Löwenmama. Ganz egal, wer auch an mir oder deiner Erziehung herumkritisierte, er wurde zwar mit einem freundlichen Lächeln von dir bedacht – dann aber auch direkt wieder vergessen. Denn wir zwei, das war alles genau richtig so. Und du wusstest das.
Du warst immer für mich da, hattest ein offenes Ohr, einen guten Rat – und einen scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Küssen und Liebe.
Dann wurde ich zum Teenager und fand dich auf einmal so langweilig. Im besten Fall, oft fand ich dich auch eher unerträglich peinlich oder schlichtweg furchtbar.
Und so ging es weiter, auch, als das Teenageralter eigentlich längst vorbei sein sollte.
Erst, als ich erwachsen war und eine eigene Familie gründete, wurde es wieder so richtig „richtig“ zwischen uns beiden. Weil du so weise und gütig bist, hatten auch Jahre voller Streit und viele böse Worte das enge Band zwischen uns nicht durchtrennt.
Und jetzt komme ich nach Hause und du bedankst dich dafür, dass du mir (mal wieder!!!) geholfen hast?
Du hast mir dann erklärt, dass dich dieser Nachmittag an früher erinnert hat. An die Zeit, als ich klein war und du mein Leben.
Denn, so meintest du verschämt, du kannst dich kaum noch daran erinnern, wie ich das letzte Mal bei dir auf dem Schoß saß. Wie du mir durch die Haare gewuschelt hast und ich dabei gekichert habe. Daran, wie ich meine kleine Kinderhand in deine geschoben habe, wenn ein Buch ein wenig zu spannend wurde. Oder daran, wie ich auf deinem Schoß einfach weggedöst bin, voller Vertrauen darin, dass du mich behüten wirst in meinem Schlaf.
Dieser Nachmittag mit deinen Enkeln aber, er gab dir diese Momente zurück. Er erinnerte dich daran, was Mamas für ein Glück haben, sie erleben zu dürfen.
Und daran, dass diese Momente nicht ewig dauern. Auch, wenn es sich in dem Moment selbst danach anfühlt.
Du hast mir die Augen geöffnet: Ich habe großes Glück, diese Momente jeden Tag zu erleben. Und dazu das große Glück, dich als Mama zu haben.
Ich kann dir niemals genug danken für alles, was du seit meiner Geburt für mich getan hast, Mama. Ich liebe dich.
Ich wünsche dir alles Gute zum Muttertag.
Deine Tochter