Stillprobleme, Schlafmangel, Trotzphasen: Das Leben als Mama ist manchmal eine emotionale Achterbahnfahrt. Und so sehr wir unsere Kleinen auch lieben, ab und zu sind auch wir einfach nur müde, erschöpft und genervt. Dann möchten wir am liebsten mal so richtig Jammern…
So wie ich vor ein paar Tagen. Auf der Straße lief ich einer guten Bekannten in die Arme. Auf die Frage, wie es denn so geht, platzte es aus mir heraus: „Die letzten Nächte waren schrecklich. Jonathan war ständig wach. Ich bin sooo müde!“ Bevor ich weiterreden konnte, würgte sie mich ab: „Tja, so ist das halt mit Kindern, weiß man ja vorher…“. Ich hatte auf ein bisschen Mitleid oder ein aufmunterndes: „Dafür siehst du aber frisch aus“ gehofft.
„Du hast es ja so gewollt“
Natürlich war mir vorher klar, dass viele Babys nicht von Anfang an durchschlafen. Und natürlich erwarte ich auch nicht, dass ich ständig bemitleidet werde, weil ich als Mama unter Schlafentzug leide. Ja, das gehört dazu. Und ja, ich war darauf eingestellt (auch wenn ich einen klitzekleinen Funken Hoffnung hatte, dass Jonathan zu den wenigen Prozent der Babys gehört, die von Anfang an durchschlafen… nun, ja). Und ja, an den meisten Tagen macht ein Lächeln von meinem kleinen Sohn alle Sorgen und die Müdigkeit wieder wett…
Trotzdem ist ein solcher Kommentar in dem Moment alles andere als hilfreich. „Du hast es ja so gewollt“ ist für mich außerdem kein Argument. Denn das trifft auch auf viele andere Bereiche zu?! Nehmen wir zum Beispiel den Job. Den haben sich die meisten doch wohl (hoffentlich) auch freiwillig ausgesucht. Trotzdem beschweren sich alle dauernd über den Chef, die fiesen Kollegen oder das miese Essen in der Kantine.
„Mir geht es noch viel schlechter…“
Die Reaktionen unter Müttern sind leider auch nicht immer viel mitfühlender, wie ich mitbekommen musste. Statt zu trösten und aufzumuntern, kommt ein: „Das geht uns allen so“ Oder die Situation wird mit der eigenen verglichen. „Du beschwerst dich? Ein Kind ist kein Kind. Ich habe zwei…“. „Du hast wenigstens ein gesundes Kind, meines ist chronisch krank“, oder: „Du hast einen Mann, der dich unterstützt, ich bin alleinerziehend.“ Dabei sind Vergleiche in so einem Moment genauso wenig hilfreich wie: „Du hast es ja so gewollt“.
Jeder Mensch erlebt und bewertet belastende Situationen unterschiedlich. Jedes negative Gefühl hat seine Berechtigung. Egal, ob man selbst mit der gleichen Sache vielleicht viel cooler umgehen würde. Was für die eine Mama ein großes Problem ist, ist für eine andere vielleicht nicht der Rede wert. Auch das Schlafbedürfnis von jedem Menschen ist unterschiedlich. Überhaupt: Darf jemand, der sich ein Bein gebrochen hat, nicht jammern – denn es gibt ja Menschen, die gar keine Beine haben? Wenn es danach geht, dürfte sich eigentlich niemand mehr beschweren. Es gibt immer irgendwo auf der Welt jemanden, dem es noch schlechter geht.
Ein Hoch aufs Jammern: Sich auszuweinen, tut gut und baut Druck ab
Es ist wichtig, ab und zu mal „Dampf abzulassen“. Wir sollten negative Emotionen nicht in uns hineinfressen. Wenn wir den Frust rausgelassen haben, können wir uns wieder mit voller Kraft um unsere Kinder kümmern. Und meistens sieht die Welt nach einer kleinen Umarmung oder einem „Ich verstehe dich“ schon gleich ganz anders aus.
Wir Mamas machen alle einen toughen Job. Da muss ein bisschen Jammern ab und zu erlaubt sein.
Hach, ja. Danke!
Ich hab leider auch die Erfahrung gemacht, dass man selbst unter Müttern nicht jammern darf sondern still und heimlich „leiden“ muss. Dabei wäre Unterstützung echt hilfreich. Oder einfach nur zu wissen, dass es besser wird oder ein Erfahrungsaustausch.
Ich hab das Gefühl, dass nicht gerne offen über schwierige Teiten mit dem geliebten Baby gesprochen wird. So als wäre das ein Eingeständnis, eine in allen Bereichen überforderte Mutter zu sein. Das ärgert mich sehr, denn so ist es einfach nicht.