Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat Menschen befragt, wie sie sich ideale Arbeitszeiten für Mütter und Väter vorstellen und wie viel sie tatsächlich arbeiten. Die Ergebnisse sind erstaunlich und zeigen: Dem Arbeitsmarkt geht ein gigantisches Potenzial flöten, wenn er sich nicht mehr um die Mamas bemüht.
Laut des Berichts liegen Realität und Norm der Arbeitszeiten bei Müttern von Kleinkindern noch eng beieinander. Sie arbeiten nur 2,1 Stunden weniger pro Woche als die Befragten insgesamt für ideal halten. Bei Müttern von Vierjährigen beträgt der Unterschied bereits 4,2 Stunden und Mütter von 8-, 12- und 18-jährigen Kindern sind jeweils 8,0 bis 8,4 Stunden pro Woche weniger erwerbstätig als die als ideal angesehene Arbeitszeit.
Wenn Mamas könnten, wie sie wollten: 325.000 mehr Vollzeitkräfte
Auf Basis der Ergebnisse wurde berechnet, wie sich der Arbeitsmarkt verändern würde, wenn Eltern in dem Umfang arbeiten würden, wie es der Idealvorstellung entspricht. Es zeigt sich: Der Arbeitsmarkt würde deutlich an Arbeitskraft von Müttern gewinnen, gleichzeitig aber an Arbeitskraft von Vätern verlieren. Dennoch blieben nach der Rechnung des BiB immer noch rund 325.000 Vollzeitkräfte mehr als bisher (Quelle zdf.de).
Hierbei handele es sich um ein Gedankenexperiment, dennoch zeige die Rechnung Chancen für den Arbeitsmarkt durch die Erwerbstätigkeit von Müttern auf. In einem Interview mit Capital.de spricht Martin Bujard, Sozialwissenschaftler und Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, darüber, was sich ändern müsste.
„Die Arbeitskraft von Müttern nicht zu nutzen, ist absurd.”
„Am wichtigsten ist, dass Mütter mehr arbeiten wollen, wenn die Kinder zwischen sechs und 18 Jahren alt sind. Das ist eine sehr lange Zeit, in der ein riesiges Potenzial an ungenutzten Arbeitsstunden liegt”, erklärt der Familienforscher. Doch stattdessen passiere Folgendes: Mütter hängen oft in der 50-Prozent-Falle fest oder sind als ‚Teilzeitmutter‘ abgestempelt.”
Das bedeute, dass sie zu wenig gefördert werden und im Job viel zu selten Verantwortung übertragen bekommen, obwohl sie massiv Freiräume gewinnen, je älter die Kinder werden. „Die Arbeitskraft von Müttern nicht zu nutzen, ist absurd – vor allem, weil gerade Frauen in den Bereichen arbeiten, wo der Fachkräftemangel am größten ist: im Gesundheitssystem, in der Pflege und der Kinderbetreuung.”
Gesellschaftlicher Wandel notwendig, um die Arbeitskraft von Mütter zu nutzen
„Insgesamt sollten Mütter bei zunehmendem Alter der Kinder deutlich besser als gegenwärtig unterstützt werden, Schritt für Schritt zu höheren wöchentlichen Arbeitszeiten zurückzukehren”, heißt es im Fazit des BiB-Berichts.
Zugleich sei es zentral für die Gleichstellung von Männern und Frauen, dass sie Carearbeit und Erwerbsarbeit fairer verteilen können – so wie es sich viele wünschen. „Dies stärkt zugleich die Bindung von Vätern zu ihren Kindern sowie die beruflichen Chancen und Einkommensentwicklung von Müttern.” Eine Harvard-Studie zeigte kürzlich außerdem, dass auch die Kindern profitieren, wenn Mama arbeitet, mehr dazu HIER.