Marco Krahl zum Vatertag 2022: Was macht einen guten Vater aus?

Mein Sohn lügt! Jedenfalls befürchte ich das, denn er sagt sehr oft zu mir: „,Papa, du bist der beste Vater der Welt!“

Zu gerne würde ich das glauben, aber das Alltag holt mich schneller ein als mir lieb ist. Wenn dann mal wieder mein Nervenkostüm in der Dreckwäsche ist, wird meine Stimme lauter und der Puls höher. Dann gehe ich an die Decke, bin kurz darauf am Boden zerstört und fühle mich wie der beschissenste Vater der Welt.

Klar ist: Ich will nicht der beschissenste Vater der Welt sein. Aber ich muss auch nicht der beste Vater der Welt sein, der Superlativ war mir persönlich schon immer fremd.

Es würde mir vollkommen reichen, ein guter Vater zu sein. Aber was macht einen guten Vater aus? Da ich mich mit der Antwort auf diese Frage sehr schwer tue, wende ich mich an Experten, die es wissen müssen: Väter-Forscher und Papa-Coaches.

Der Bielefelder Männertherapeut Björn Süfke, Autor des Buches „Männer. Was es heute heißt, ein Mann zu sein“, nimmt mir erstmal den Druck des Perfektionismus und sagt: „Für mich ist derjenige Mann der beste, der es schafft, er selbst zu sein, mit seinen Stärken, seinen Schwächen, seinen Eigenheiten. Wir brauchen keine ,Super-Papas‘, sondern ganz normale Männer, die gerne Vater sein wollen.“ Das geht natürlich runter wie Babyöl!

Foto: Foto: Phillip Gätz

Ähnlich sieht es Volker Baisch aus Hamburg, Geschäftsführer der Väter gGmbH, die große Unternehmen und deren männliche Mitarbeiter bei dem Themenkomplex „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ unterstützt. „Für mich bedeutet das, dass ich meine Rolle als Vater aktiv leben und am alltäglichen Leben meiner Kinder von Beginn an teilhabe“, sagt er. Feel you, Volker!

Aber so leicht ist die Frage dann doch nicht zu beantworten.

„Es gibt viele Aspekte, die wir uns bei dieser Frage anschauen könnten“, sagt Carsten Vonnoh aus Weimar, Vätercoach und Autor des Buches „Up to Dad“. „Für mich zum Beispiel ist der Aspekt des Vertrauens und der bedingungslosen Annahme am wichtigsten, um eine gelingende Vater-Kind-Beziehung aufzubauen.“ Spätestens jetzt merke ich: Ich bohre hier ein dickes Brett.

Sein Kollege Heiner Fischer aus Krefeld spricht einen weiteren Aspekt an: „Für mich bedeutet ein guter Vater zu sein, im Familienalltag sichtbar und ansprechbar zu sein“, sagt der Initiator der Vatertags-Kampagne #VaterschaftIstMehr. „Ein guter Vater ist aber auch einer, der sich mit seiner eigenen Rolle und seiner Vergangenheit bewusst auseinandersetzt. Gute Väter reduzieren ihre Arbeitszeit und nehmen lange Elternzeit. Ja, die muss man sich auch leisten können. Ich sage aber auch, die muss man sich auch leisten wollen.“

Noch ein Fass, das man aufmachen kann – das lasse ich an dieser Stelle aber lieber.

Stattdessen kommt hier lieber ein kurzes Fazit:

Ich habe im Zuge meiner Recherche mit insgesamt 13 Experten gesprochen. Jeder hat einen anderen Blickwinkel, weshalb es sich lohnt, sich die komplette Sammlung einmal HIER anzuschauen. Nichtsdestotrotz kann man die Antwort, woran man einen guten Vater erkennt, meiner Meinung nach auch auf einen Satz herunterbrechen:

Ein guter Vater ist einer, der sich fragt, ob er ein guter Vater ist.

Marco Krahl

Marco Krahl Foto: Phillip Gätz

Marco Krahl ist Redaktionsleiter des Magazins Men´s Health Dad sowie Co-Host des Echte-Papas-Podcasts. Aber vor allem ist er Vater zweier Kinder. Mehr über ihn erfahrt ihr auf Instagram und auf Twitter.

Der Echte Papas-Podcast: Hört unbedingt mal rein – auch als Mama.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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