Franzi ist alleinerziehend und muss im Alltag deswegen oft funktionieren, um Beruf und Kind unter einen Hut zu bekommen. Sie ärgert sich dabei über ihren Arbeitgeber, der leider wenig Verständnis für ihre Situation hat.
„Eltern zu werden ist schon eine Herausforderung. Es ist nicht leicht, man muss einen kleinen Menschen am Leben erhalten, den man abgöttisch liebt. Gleichzeitig kommt man immer wieder an seine Grenzen. Man stellt seine Bedürfnisse hinten an und setzt sein Kind an die erste Stelle.
Wenn man das auch noch alleinerziehend durchzieht, ist es noch schwieriger. Du bist ohne Partner, der dich unterstützt und aushilft, wenn du krank bist oder länger arbeiten musst. Schließlich muss man auch Geld verdienen, man braucht schließlich ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen, etwas anzuziehen.
Zum Glück habe ich meine Eltern, die mich unterstützen und mein Kind nehmen.
An alle Alleinerziehenden, die keine Familie im Rücken haben: Hut ab. Ich bin froh, dass ich diese Unterstützung habe, dennoch ist es nicht die Aufgabe meiner Eltern, sich um mein Kind zu kümmern. Was für mich am ärgerlichsten ist: Das mangelnde Verständnis von vielen Arbeitgebern.
Sie reden immer von Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern, doch wo ist diese? Mein Arbeitgeber hat oft kein Verständnis, keine Einsicht, keine Empathie. Ich habe doch auch eine Fürsorgepflicht für mich selbst und vor allem für mein Kind. Ich brauche den Job und das Geld, keine Frage, denn ohne geht es nicht. Dennoch ist man so leicht ersetzbar in einem großen Unternehmen.
Doch für mein Kind bin ich es nicht.
Ich muss mir immer wieder anhören, dass ich so viele Minusstunden und zu viele Fehlzeiten habe. Niemand fragt, wie es mir geht, das ist völlig egal – so lange ich funktioniere, freundlich lächele und ‚Ja‘ sage. Doch genau das macht psychisch krank.
Immer wieder wurde ich gefragt, ob nicht jemand einspringen kann, um mit meinem Sohn zum Arzt zu gehen. Ob nicht jemand für mich mitschreiben kann beim Elternabend. Kannst du nicht spontan doch an deinem freien Tag arbeiten kommen? Deine Stunden sehen nämlich gar nicht gut aus.
Dass das Unternehmen betriebsbedingt geschlossen hatte und ich dadurch Minusstunden anhäufe, das sieht niemand.
Aber wenn ich mal zwei Stunden früher los muss, um zum Elternabend zu gehen, dann ist das den Führungskräften ein Dorn im Auge. Entschuldige bitte, aber ich mach die Termine der Elternabende nicht. Genauso wenig suche ich es mir aus, dass mein Kind Magen-Darm hat und sich dabei elend fühlt. Ebenso wenig suche ich es mir aus, selbst krank zu werden. Meistens gehe ich so früh wie möglich wieder zur Arbeit, doch ein Danke bekomme ich nicht dafür.
Als ich die Zusage für eine Mutter-Kind-Kur bekam, die ich aufgrund von Erschöpfung und Neurodermitis beantragt hatte, wurde ich wieder nur belächelt. Mir wurde gesagt: ‚Na schön, dann fehlst du ja wieder. Du solltest auf deine Krankentage achten.‘ Für mich war das wieder ein Schlag ins Gesicht. Mein Versuch, an der Situation etwas zu ändern, wird meist nur belächelt und nicht wirklich gesehen.
Ich bin ja sowieso nur eine Frau.
Dass wir in der heutigen Zeit von Gleichberechtigung sprechen, ist ein Witz. Die meisten Führungspositionen werden noch immer von Männern besetzt. Von Männern, dessen Frauen zuhause sind, sich größtenteils um die Kinder und den Haushalt kümmern. Und genau diese Führungskräfte sind es, die einem so wenig, bis gar kein Verständnis entgegenbringen.
Ich habe mir mein Familienleben auch anders vorgestellt. Doch ich passe eben nicht in das 08/15-Bild einer Familie. Die Steine, die mir in den Weg gelegt werden, sind groß und schwer und ich versuche alles, um sie aus dem Weg zu räumen oder gar einfach darüber zu klettern. Den einen Tag läuft es gut und ich bin zuversichtlich, den nächsten Tag falle ich wieder einen Schritt zurück.
Ich muss mir selbst immer wieder sagen: Ich schaffe das!
Denn das ist das einzige, was dafür sorgt, dass ich immer weitermache, für mich und mein Kind. Eine Mutter kann niemand ersetzen. Man möchte doch die beste Version für seine Kinder sein. Diese Dinge sind es, die wichtig sind im Leben. Nicht, wie viele Überstunden man hat, sondern die Zeit mit der Familie. Die Erlebnisse mit den Kindern.”
Liebe Franzi, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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