„Mein Baby, es ist okay, wenn du nicht mehr kannst.”

Jana hat mit ihrer ältesten Tochter eine schwere Zeit durchgemacht. Als ihr Baby drei Wochen alt war, hört es plötzlich auf zu atmen. 

„Ich bin Jana, 30 Jahre alt und habe zwei Kleinkinder. Unsere Ältestes hat den Spitznamen ‚Motte‘, von ihr handelt diese Geschichte.

Sie war gerade drei Wochen alt, es war der Weihnachtsmorgen.

Der Wecker klingelte, aber ich stellte ihn weiter. Die Nacht war hart, weil ich meinem Mann mal etwas Schlaf gegönnt hatte und Motte bis um 5 Uhr alleine betreut habe. Ich schaute kurz zu beiden rüber und sagte zu ihm, dass wir aufstehen müssen. Unser Baby schlief in seinem Arm.

Dann der Schock, mein Mann rief: „Sie atmet nicht!” Er sprang auf und nahm sie hoch, sie hatte in seinem Arm auf dem Rücken geschlafen. Wir sahen, dass sie stark aus der Nase blutete.

Kurz war ich in einer Schockstarre gefangen.

Mein Kopf ratterte: Ist meine Tochter tot? Nein, das darf nicht sein! Ich sprang auf und rannte zum Telefon, wählte den Notruf. Mir wurde am Telefon beschrieben, wie wir unsere Tochter reanimieren sollen und ich leitete meinen Mann an.

Er hatte Gott sei Dank kurz vor ihrer Geburt einen Erste Hilfe Kurs gemacht und den Kursleiter gefragt, wie man sowas denn beim Säugling macht. Er reanimierte und kurze Zeit später kam der Notarzt in unsere Wohnung gestürmt mit fünf Sanitätern.

Motte wurde auf den Esstisch gelegt, ausgezogen, verkabelt.

Nach kurzer Zeit war da endlich wieder ein Herzschlag. Man entschied schnell mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus zu fahren, da der Helikopter mit dem Kinderarzt 20 Minuten brauchen würde. Ich durfte mitfahren, mein Mann kam mit dem Auto nach.

Ein Sanitäter nahm uns beiseite und sagte: ‚Kinder sind stark, die stecken sowas viel besser weg als Erwachsene, sie schafft das.‘ Es war das einzige Nette, was wir die nächsten Tage hören würden.

Im Krankenhaus wurden mir viele Fragen gestellt, die ich nicht alle beantworten konnte.

Ich musste dann in dem Wartezimmer vor der Intensivstation Platz nehmen. Nach 30 Minuten durfte ich zu ihr. Das EEG, das die Hirnströme misst, zeigte allerdings kaum Aktivität. Sie wurde beatmet. Mein Mann kam dazu und uns wurde gesagt, dass man sie nun kühlen würde, da das EEG so schlecht war.

Der ganze Prozess sollte drei Tage dauern, in denen sie quasi nicht bewegt werden durfte und im Koma war. Wir waren den ganzen Tag im Krankenhaus und fuhren abends widerwillig nach Hause. Am nächsten Morgen zeigte das EEG immer noch keine Aktivität an.

Unsere Tochter hatte dann auch noch Krampfanfälle infolge des Sauerstoffmangels.

Sie bekam etwas dagegen und die Krämpfe hörten auf, aber das EEG war immer noch schlecht. Uns wurde gesagt, wir sollten abwarten. Das ging bis zum 3. Tag so, dann wurde ihr Körper langsam wieder erwärmt. Doch das EEG zeigte keine Besserung. Sie zeigte auch keine Anzeichen, wieder selbstständig zu atmen.

Der Arzt sagte uns deswegen deutlich, dass er nicht glaube, dass es besser werden würde und wir uns darauf einstellen sollten, dass die Maschinen möglicherweise abgestellt werden. Wir waren am Boden zerstört und ich flüsterte meiner Tochter zu, wenn sie nicht mehr könnte, wäre es okay, wenn sie ginge.

Ich habe ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe.

Heute noch kommen mir die Tränen, wenn ich das schreibe. Wir fuhren dann abends nach Hause und machten uns am nächsten Morgen deprimiert wieder auf den Weg ins Krankenhaus. Wir wollten da nicht mehr hin, wenn sie doch eigentlich schon nicht mehr wirklich da war, entschieden uns aber doch hinzufahren.

Sie war immer noch unsere Tochter. Die Vorstellung, dass sie dort alleine lag, gefiel uns nicht. Wir kamen an und wurden freudig von einer Ärztin empfangen. Völlig überraschend erklärte sie uns, dass das EEG viel besser geworden sei und unsere Motte immer mehr versuchte, selber zu atmen.

Seitdem ging es bergauf.

Heute, 4 Jahre, viele Krankenhausaufenthalte und Rehas später, ist sie ein neugieriges, ehrgeiziges, fröhliches Mädchen. Wir sind sehr stolz auf sie.

Bis heute kann sich keiner der Ärzte erklären, warum sie nicht geatmet hat und warum sie so aus der Nase geblutet hat. Wir haben ein halbes Jahr später die Diagnose Williams-Beuren-Syndrom bekommen, was es jedoch auch nicht erklärt.

Ich möchte nun ein Buch über all das schreiben.

Einerseits hilft mir das, die Erfahrungen zu verarbeiten und andererseits weiß ich, dass mir damals so eine Geschichte wie unsere sehr geholfen hätte, um einfach mal etwas Positives zu lesen.”


Liebe Jana, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Jana ist auch auf Instagram aktiv, wenn du mehr zu ihrem Familienalltag erfahren willst, schaue gern bei @jani.ko94  vorbei.

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen